Dead: Band 1 - Roman (German Edition)
zu schwenken.
» Ihr habt meine Freunde umgebracht! Ich hasse euch, ihr Arschlöcher! «
» Wenn wir jetzt nicht abhauen « , sagt Ray in einem bittenden Tonfall, » krepieren wir. «
Todd steht wankend auf, schüttelt Rays Hand erneut ab und zieht seine Pistole.
» Ihr habt meine ganzen Freunde umgebracht. Jetzt mach ich euch kalt! «
Er zielt mit der Pistole auf den Behemoth, der auf ihn zudonnert, und schießt und schreit. Ray steht neben ihm, brüllt so laut er kann und feuert beidhändig, bis seine Kanonen leer sind und nur noch klicken.
Der Behemoth verfällt in einen Galopp, brüllt, erfüllt die Luft mit seinem Gestank.
Sekunden später ragt das Ungeheuer über ihnen auf.
Und fällt mit einem Stöhnen durch den Boden.
Ein beschädigter Brückenabschnitt trennt sich sauber vom Rest und kracht zwanzig Meter tief ins Wasser, das ihn sofort verschluckt. Das Ungeheuer fällt mit, jault und schlägt um sich, bis es aufs Wasser aufschlägt.
Todd hebt die Faust und stößt einen wilden Schrei aus. Die Infizierten laufen weiter auf ihn zu, stürzen über den Rand in den Fluss und quietschen wie Fledermäuse.
» Ha! « , schreit Todd ihnen hinterher. » Ha! Jetzt kriegt ihr, was euch zusteht! «
Schließlich sinkt er zwischen Trümmern und Leichen auf die Knie und fängt hysterisch an zu weinen.
» Ihr habt meine Freunde umgebracht « , sagt er.
Ich habe euch zwar nicht gut gekannt, denkt er, aber ihr wart die Einzigen, die mich wirklich kannten. Ihr habt mir zugehört, und das hat kein anderer je getan. Ihr wusstet, wer ich bin. Ihr habt euch auf mich verlassen. Ihr habt mich angenommen.
Wie kein anderer je zuvor.
» Und alles für eine gottverdammte Brücke « , sagt Ray voller Abscheu. Er legt seine Pistolen auf den Boden und geht zitternd weg. Todd bleibt allein zurück.
Kurz darauf kniet Anne neben ihm und legt einen Arm um ihn. Nach einiger Zeit rollt er sich am Boden zusammen, den Kopf auf ihrem Schoß, und schläft ein.
Trotz der füßestampfenden und knurrenden Horden der Infizierten ist in der Ferne das metallische Klirren von Panzerketten zu hören.
Ray sitzt zwischen Toten und Sterbenden auf der Abbruchkante der Brücke. Seine Füße baumeln ins Leere, und er schaut auf den Fluss hinunter. Er denkt kurz über das Wasser, die Wolken und die niedrig stehende Sonne nach. Der Wind pfeift durch die Lücke und weht Staub ins Wasser. Hinter zehn Meter offenem Raum versammeln sich auf der anderen Seite weiter viele Hundert ächzende Infizierte und strecken die Hände nach ihm aus, als wollten sie ihn um Hilfe bitten. Ray glättet eine verschrumpelte Zigarette aus der zerdrückten Packung in seiner Hemdtasche, zündet sie an, inhaliert tief und stößt eine lange Rauchwolke aus. Nie zuvor hat ihm eine Zigarette so gut geschmeckt. Was würde ich nicht alles für ein eiskaltes Bier geben, denkt er und fängt beinahe an zu sabbern. Eis. Kaltes. Bier.
Das Leben ist gut. Es ist sogar schön.
Und viel zu kurz.
Der Schmerz in seiner Seite ist grauenhaft. Er spürt, dass das Virus dort heranwächst, seine Zellen in etwas Monströses umwandelt, das darauf wartet, geboren zu werden. Ein Leben endet. Ein anderes beginnt.
Ich werde es bekämpfen, schwört er sich. Vielleicht siege ich sogar.
Er hat gehört, dass die Hopser in menschlichen Körpern heranwachsen, als wäre er bester Mutterboden. Sie saugen ihn aus, und wenn sie geboren werden, fressen sie das, was noch von ihm übrig ist. So wie Jungspinnen ihre Mutter nach dem Brüten auffressen. Weil sie dann nämlich so geschwächt ist, dass sie nur noch zuschauen kann.
Was für ein beschissener Abgang. Da würde er sogar lieber an Krebs sterben.
Das erste Mal im Leben hat er etwas wirklich Gutes geleistet. Und dafür muss er jetzt sterben.
Ein edles Opfer. Stimmt. Eine verdammt große Sache.
Wir sind nicht die dreihundert Spartaner, denkt er. Hier werden keine Legenden geboren. Das Land wimmelt von Helden, die sich für eine Zukunft opfern, in der all die unwissenden, egoistischen Arschlöcher herrschen werden, die sich verstecken und nichts tun. In einer Woche werden die meisten Bewohner von Camp Defiance all das vergessen haben. Und selbst wenn es nicht so wäre, selbst wenn sie dort zu meinen Ehren eine gottverdammte Pyramide bauen würden, wäre ich trotzdem tot. Ich hab mein Leben gegeben, als nur eins zählte: am Leben zu bleiben.
Wie schade. Ich würde wirklich gern rauskriegen, was ich alles kann.
Wo ich gerade den Eindruck bekomme, ich
Weitere Kostenlose Bücher