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Deadline - Toedliche Wahrheit

Deadline - Toedliche Wahrheit

Titel: Deadline - Toedliche Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mira Grant
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Für meine Generation ist die Idee einer Privatsphäre nichts als ein weiteres Opfer des Erwachens – und keines, das wir groß betrauern.
    Das Erwachen: Der umgangssprachliche Ausdruck für die massenhafte Vermehrung und die vielen Ausbrüche, zu denen es bald nach dem Auftreten des mutierten Kellis-Amberlee-Virus kam. Es fing drei Jahre vor der Geburt von meiner Schwester und mir an, im heißen, grausamen Sommer des Jahres 2014 – in jenem Sommer starben mehr Menschen, als je wirklich ermittelt werden konnte, und so ging es fünf Jahre.
    Vor dem Erwachen waren Zombies pure Fantasie gewesen, Geschöpfe aus schlechten Horrorfilmen, und nicht etwas, das einem auf der Straße begegnen konnte. Mit dem Erwachen änderte sich das. Die Welt war eine andere geworden.
    Oh, die Welt verwandelte sich nicht wie bei einer Apokalypse, bei der winzige menschliche Enklaven in einer wahnsinnig gewordenen Welt ums Überleben kämpfen, wie es die meisten einschlägigen Filme zeigten, aber sie veränderte sich. George hat immer gesagt, dass wir uns der Kultur der Angst ergeben hätten, dass wir uns bereitwillig hatten übertölpeln lassen und nun unser ganzes Leben von der Wiege bis ins Grab in Angst verbrachten. George hat eine Menge Zeug geredet, das ich nicht richtig verstanden habe. Eines habe ich aber kapiert: Die meisten Leute haben nicht bloß vor den Zombies Angst, und es gibt andere Leute, denen das gerade recht ist.
    Ich fuhr bis zu einer weiteren Kontrollstation, wo ich mich einem weiteren Bluttest unterzog, obwohl es fast eines Wunders bedurft hätte, damit es in einem geschlossenen Freeway-System zu einer Virenvermehrung kommt. Aber nur fast: Ein paarmal ist das schon vorgekommen. Spontane Ausbrüche sind selten, aber möglich, und das in Kombination mit der Kultur der Angst sorgt dafür, dass es die Kontrollstellen auch weiterhin gibt. Wie erwartet hatte sich mein Infektionsstatus während meiner einsamen Fahrt ohne jegliche Zombies nicht geändert; ebenfalls wie erwartet beäugten die Wachtposten meinen auf das Nötigste reduzierten Jeep, als handelte es sich um eine fahrende Todesfalle, und fertigten mich so schnell ab, wie es die Bundesrichtlinien nur gestatteten. Ich bedachte sie mit einem strahlenden Lächeln, wodurch das Unbehagen in ihren beinahe identischen Mienen noch deutlicher wurde, und fuhr vom Freeway in die Stadt.
    Die Wohnungen meines Teams liegen nicht mal einen Kilometer vom Freeway entfernt, was sie perfekt geeignet für unsere Bedürfnisse und wenig attraktiv für die übrige Einwohnerschaft macht. Deshalb kosten sie auch weniger Miete, als man erwarten sollte. Wir haben nicht mal eine eigene Garage. Stattdessen teilen wir uns ein »Gemeinschaftsparkhaus« mit der Hälfte der übrigen Gebäude des Blocks. Alle, die in der Gegend wohnen oder ein Geschäft betreiben, zahlen in einen gemeinsamen Topf, aus dem Sicherheits-Upgrades und die Gehälter der Wachleute bezahlt werden. Das Geld ist eindeutig gut angelegt. Nach dem Jüngsten Tag steuert immer etwas mehr bei, um sicherzustellen, dass alles so weit wie möglich auf dem neuesten Stand ist.
    Als ich eintraf, fand ich James im Wachhäuschen vor. Er hatte die Füße neben dem Monitor auf den Tisch gestützt, und auf seinen Knien lag aufgeschlagen die neueste Ausgabe des Playboy . Ohne ein Zeichen der Scham betrachtete er das Centerfold, hob aber immerhin den Kopf, als ich vorfuhr. Lächelnd drückte er den Knopf der Gegensprechanlage.
    »Guten Abend, Mr Mason! Hatten Sie einen angenehmen Tag da draußen?«
    »Einen ganz hervorragenden, Jimmy.« ich erwiderte sein Lächeln. »Möchten Sie mich vielleicht reinlassen?«
    »Tja, das hängt davon ab, Mr Mason. Was halten Sie denn davon, mir Ihren Mieterausweis zu reichen und Ihre Hand in die kleine Öffnung dort zu stecken?«
    »So ziemlich nichts, Jimmy«, antwortete ich. Ich kramte meine Brieftasche hervor, holte meinen Mieterausweis hervor und ließ ihn in die Mini-Luftschleuse am Wachhäuschen fallen. Er würde desinfiziert werden, ehe James ihn auch nur berührte, und trotzdem würde er teflonbeschichtete Handschuhe anziehen, bevor er ihn durch sein Lesegerät zog. Vorschriften. Man muss sich einfach für sie begeistern, wenn man nicht durchdrehen will.
    Während James meine Karte auslas und sie auf Anzeichen von Manipulationen untersuchte, steckte ich die Hand in die eingebaute Bluttesteinheit des Wachhäuschens und biss die Zähne zusammen, als die Nadel unfehlbar genau die noch frischen Pikser traf.

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