Deadline - Toedliche Wahrheit
Das Schlimmste daran, ins Feld zu gehen, sind nicht die Zombies oder die Fahrten. Es sind die verdammten Bluttests.
»Nun, Mr Mason, da scheint ja alles in Ordnung zu sein«, sagte James nach wie vor frohgemut. Er legte meine Karte in die Schublade zurück. »Willkommen daheim!«
»Danke, Jimmy«, sagte ich und zog die Hand zurück. Sein Willkommensgruß war die einzige Bestätigung dafür, dass ich den Bluttest bestanden hatte. Im Gegensatz zu den Einheiten für den privaten Gebrauch, die einem die Testergebnisse notwendigerweise anzeigen, sehen bei den Profi-Geräten oft nur diejenigen das Ergebnis, die es erfahren müssen – also diejenigen, die einen umbringen, wenn man durchfällt.
Ich winkte ihm zu, und er winkte freundlich zurück. Dann nahm ich meinen Ausweis wieder an mich, fuhr weiter und ließ ihn mit seinen Pornos in dem gemütlichen Plexiglaskasten zurück.
In Kalifornien ist es genau genommen nicht sicher, unterirdisch zu bauen, aber auf der Straße rumzulaufen ist es auch nicht. Das ist die brillante Logik, die zur Konstruktion unterirdischer Tunnel geführt hat, welche die Gemeinschaftsparkhäuser mit den dazugehörigen Gebäuden verbinden. Der Tunnel zu unsrem Gebäude ist etwa so lang wie ein Fußballplatz. Auf dem Weg hindurch vertrieb ich mir die Zeit damit, mich zu fragen, wie viele Zombies wohl reinpassen würden, falls die Sicherheitsvorkehrungen jemals versagen sollten. Gerade war ich zu dem Schluss gelangt, dass es um die zweihundert Infizierte wären, vorausgesetzt, alle waren etwa normal groß, da erreichte ich die Tür, zog meinen Mieterausweis durchs Lesegerät und war zu Hause.
Das Gebäude hat drei Stockwerke mit insgesamt zehn Wohnungen: zwei im ersten Stock und jeweils vier im zweiten und dritten. Meine Leute belegen drei der vier Wohnungen im dritten Stock, während die vierte der alten Mrs Hagar gehört, die so taub ist, dass sie es wahrscheinlich nicht mal mitbekommen würde, wenn wir einmal die Woche einen Rave auf dem Dach abhalten würden. Becks bezeichnet sie als »eine liebe Alte« und bringt ihr immer Kekse vorbei. Im Gegenzug droht uns Mrs Hagar inzwischen nicht mehr jedes Mal mit Handgranaten, wenn wir einander beim Pförtner begegnen. Ein paar Schokokekse sind ein kleiner Preis dafür, beim Postholen nicht weggepustet zu werden.
Der Vermieter belegt eine der Wohnungen im ersten Stock. Er ist fast nie da, und wir sind uns ziemlich sicher, dass er eine Zweitwohnung außerhalb der Stadt hat. Irgendwo, wo es sicherer ist. Viele Leute glauben, dass es auf dem Land sicherer wäre, weil es dort nicht so viele Menschen gibt, bei denen es zur Virenvermehrung kommen kann. Nicht so viele Menschen bedeutet nicht so viele Waffen, wie George immer gesagt hat. Ich versuche mein Glück lieber in den Städten.
Die andere Wohnung im ersten Stock ist meine. Nicht weit von den Wohnungen meiner Mitarbeiter, aber doch weit genug, damit ich zumindest ein bisschen das Gefühl von Privatsphäre habe. Das kann einen Riesenunterschied machen. Ich drückte die Handfläche auf das Testfeld, um einmal mehr mein Blut untersuchen zu lassen, schloss die Tür auf und trat ein. Endlich allein.
Allein? , fragte George mit trockenem Humor.
»Entschuldigung.« Ich schloss die Augen und ließ den Kopf nach hinten sacken, bis er auf die Tür traf. »Wohnung, mach das Licht im Wohnzimmer an, spiel die Nachrichten ohne Ton auf dem Hauptmonitor ab und bereite die Dusche für die Dekontamination vor.«
»Verstanden«, sagte das Computersystem der Wohnung höflich. Es folgte eine Reihe gedämpfter Pieptöne, als es seine Aufgaben ausführte. Ich blieb noch ein paar Sekunden, wo ich war, dehnte den Augenblick aus. Jetzt gerade hätte ich überall sein können. In meiner Wohnung. Oder in meinem Schlafzimmer im Haus meiner Eltern, das mit Georgias Zimmer verbunden gewesen war. Ich hätte genauso gut gerade warten können, bis sie mit dem Duschen fertig war und ich dran wäre. Ich hätte überall sein können.
Ich öffnete die Augen.
Einen Preis für schöne Einrichtung wird meine Wohnung wohl kaum jemals gewinnen. Sie besteht aus einem Wohnzimmer voller Kisten, Computerteile und Ablagen und Halterungen für Waffen; einem Büro voller Kisten, Computerteile und noch mehr Waffen; und einem Bad, in dem fast der ganze Platz von einer hochmodernen Dusch- und Dekontaminationseinheit eingenommen wird. Dort zumindest gibt es keine Waffen – nur Munition. Kugeln sind heutzutage so wasserfest, dass ich sie
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