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Deadline - Toedliche Wahrheit

Deadline - Toedliche Wahrheit

Titel: Deadline - Toedliche Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mira Grant
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wahrscheinlich auch mit unter die Dusche nehmen könnte, wenn mir mal ganz besonders mulmig zumute ist.
    Die Luft in der Wohnung riecht fast immer nach alter Pizza, Waffenöl und Desinfektionsmittel. Mehrere Leute haben bereits bemerkt, dass man nicht das Gefühl hätte, hier würde jemand wohnen, wobei sie anscheinend nicht kapieren, dass mir das genau so gefällt. Solange ich nicht wirklich hier wohne, muss ich nicht über den Umstand nachdenken, dass ich allein hier wohne.
    Ich brauchte fünfzehn Minuten für die Standarddekontamination und um etwas Sauberes anzuziehen. Die alten Sachen warf ich zur Sterilisierung in der Sondermülltonne. Dann schaute ich auf die GPS -Anzeige an meiner Uhr. Laut des Peilsenders am Sendewagen traf der Rest des Teams gerade beim Wachhäuschen ein und hatte Gelegenheit, Jimmys unterdurchschnittlichen Geschmack in Sachen Pornografie zu begutachten. Schön. Das bedeutete, dass ich noch genug Zeit hatte, um mich zu verziehen. Ich schnappte mir eine saubere Jacke von einem Stapel Survial-Zeitschriften und ging Richtung Tür. Im letzten Moment machte ich noch einen Abstecher in die Küche, um mir eine Cola aus dem Kühlschrank zu holen.
    Danke , sagte George, während ich auf den Korridor trat.
    »Kein Ding«, murmelte ich, machte die Dose für sie auf und nahm einen tiefen Schluck, ehe ich zu der Tür ging, durch die man auf die Leiter zum Dach kam. In den meisten Gebäuden wird man erschossen, wenn man auf dem Dach herumspaziert. Das ist noch ein Vorteil meiner derzeitigen Wohnsituation: Mrs Hagar kann uns da oben nicht mal hören, wenn wir nicht gerade Tretminen hochgehen lassen, und das haben wir bislang nur einmal gemacht, aus Gründen der Qualitätskontrolle.
    Früher war ein Vorhängeschloss an der Tür zum Dach. Als ob die Infizierten von oben angreifen würden. Das ist nicht mehr vorgekommen, seit die Verwundeten bei Massenausbrüchen nicht mehr aufs Dach fliehen, um auf Retter zu warten, die nie kommen. Ab und zu fällt dem Vermieter auf, dass das Schloss fehlt, und dann ersetzt er es, und dann kommt am nächsten Tag einer meiner Leute und kneift es wieder ab. Das ist der Kreislauf der Natur hier bei uns. Nichts bleibt für immer verschlossen.
    Heute bist du deprimierend.
    »Es ist auch irgendwie ein deprimierender Tag«, erwiderte ich. George wurde still, und ich ging die Treppe mit einem fröstelnden Gefühl hoch, das fast schon an Einsamkeit erinnerte.
    Mit Einsamkeit komme ich nicht gut klar. Vielleicht habe ich deshalb beschlossen, lieber verrückt zu werden.
    Seit wir den dritten Stock übernommen haben, arbeitet meine Truppe daran, das Dach nach unseren Bedürfnissen umzubauen. Es handelt sich um eins dieser Projekte, die nie fertig werden: Jedes Mal, wenn ich raufgehe, ist etwas Neues da. Dave hat dort sein sogenanntes »Freiluftkino«, bestehend aus ein paar Klappstühlen und einer faltbaren Leinwand unter einem Pavillon, den er in Martinez bei Wal-Mart gekauft hat. In warmen Nächten bringt er einen Projektor rauf und zeigt Horrorfilme aus der alten Zeit. Ich glaube, er versucht Maggie aus dem Haus und in die Stadt zu locken, indem er in Konkurrenz zu ihren Grindhouse-Film-Partys tritt, und wenn er so weitermacht, hat er vielleicht auch bald Erfolg damit.
    Becks hat hier einen kleinen Schießstand mit Zielscheiben, für alles von einfachen Handfeuerwaffen bis zu ihrer persönlichen Lieblingswaffe, der am Handgelenk befestigten Mini-Armbrust. Das Mädchen liest einfach zu viele Comics. Dabei muss ich schon zugeben, dass ich den Anblick eines Zombiekopfs, der in Flammen aufgeht, nachdem sie ihn mit einem ihrer Spezialpfeile getroffen hat, nicht so schnell vergessen werde. Genauso wenig wie unsere Zuschauer.
    Und ich? Ich habe ein Eckchen vom Dach, wo überhaupt nichts gemacht wird, wo ich mich hinsetzen und Cola trinken kann und für ein Weilchen nicht der Boss sein muss. Wo ich einfach ich selbst sein kann. Wenn ich dort hochgehe, dann setzen meine Mitarbeiter Himmel und Erde in Bewegung, damit niemand mir folgt, weil sie wissen, dass ich ab und zu mal allem entfliehen muss. Im Allgemeinen sind sie darüber hinweg, mich wie ein rohes Ei zu behandeln, aber es gibt Ausnahmen.
    Als ich hochkam, saß auf der Dachkante eine Taube und gurrte zufrieden vor sich hin. Misstrauisch schaute sie mich an und wartete ab, was ich als Nächstes tun würde, ehe sie sich die Mühe machte wegzufliegen. Als ich mich einfach nur hinsetzte, begann sie erneut, selbstzufrieden hin und her zu

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