Todtstelzers Krieg
TODTSTELTZERS
KRIEG
Science Fiction Roman
Ins Deutsche übertragen
von Axel Merz
BASTEI LÜBBE TASCHENBUCH
Band 23 203
Erste Auflage: August 1998
© Copyright 1997 by Simon R. Green
All rights reserved
Deutsche Lizenzausgabe 1998 by
Bastei-Verlag Gustav H. Lübbe GmbH & Co.,
Bergisch Gladbach
Originaltitel: Deathstalker War
Lektorat: Rainer Schumacher/Stefan Bauer
Titelbild: Peter Mennim/
Splash by arrangement with Victor Gollancz Limited, London
Umschlaggestaltung: QuadroGrafik, Bensberg
Satz: Fotosatz Steckstor, Rösrath
Druck und Verarbeitung:
Brodard & Taupin, La Flèche, Frankreich
Printed in France
ISBN 3-04-23203-8
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EBELWELT
Jedes Imperium braucht eine Müllkippe. Einen Ort irgendwo
weitab in einer finsteren Ecke, wohin es die Tunichtgute und
Querulanten abschieben kann. Imperatorin Löwenstein XIV
hatte die Nebelwelt, einen kalten, unwirtlichen Felsen weit außerhalb der üblichen Verkehrswege und so gut wie ausschließlich von Verrätern, Kriminellen und Spitzbuben bevölkert, die
von ihrem Glück verlassen worden waren – und von geflohenen
imperialen Espern. Löwenstein tolerierte die Existenz der Nebelwelt in ihrem mit harter Hand geführten Reich nur aus einem
Grund: Sie wußte stets, wo ihre faulen Äpfel zu finden waren.
Natürlich hätte es Löwenstein vorgezogen, sie alle umzubringen; doch ihre Ratgeber waren weiser. Sie wußten, daß
Verbannte insgesamt betrachtet weit weniger Schwierigkeiten
bereiten als Märtyrer. Mit den Jahren jedoch wurde die Nebelwelt zu einem Zufluchtshafen für alle Arten von Rebellen und
Gesetzlosen, und was einst als nützliche Müllkippe angefangen
hatte, entpuppte sich zusehends als ein aufsässiger, giftiger
Dorn in der Seite von Löwensteins Reich. Löwenstein gab Befehl, diesen Dorn zu entfernen – wenn es sein mußte, mit Gewalt –, nur um festzustellen, daß der Planet in der Zwischenzeit
durch einen psionischen Schild geschützt wurde, erzeugt durch
die Kräfte zahlreicher Esper – einen Schild, der mehr als ausreichte, um alles abzuwenden, was Löwensteins Imperiale Flotte auf ihn schleudern konnte.
So kam es, daß die Nebelwelt – trotz aller finsteren Ränkeschmiede Ihrer Kaiserlichen Majestät – zum einzigen überlebenden Rebellenplaneten im gesamten Imperium wurde, zum
einzigen Planeten, der sicher war vor Löwensteins Wut.
Jedenfalls dachten seine Bewohner das.
Die Sonnenschreiter II kam aus dem Hyperraum und fiel in
einen Orbit um die Nebelwelt. Die lange schlanke Yacht glitzerte nur so vor Ortungsantennen, doch es gab nirgendwo in
der Umgebung Imperiale Sternenkreuzer. Das Imperium hatte
gelernt, einen Sicherheitsabstand einzuhalten. Es gab nur das
einzelne, golden glänzende Schiff, das lautlos über einer kalten, eintönigen Kugel hing.
Owen Todtsteltzer hatte es sich in der Lounge der Sonnenschreiter II auf einem Sessel bequem gemacht und war
dankbar für die Ruhe. Und für die Tatsache, daß wenigstens im
Augenblick – niemand auf ihn zu schießen versuchte .
Owen hatte gelernt, die stillen Momente im Leben zu genießen – und wenn auch nur aus dem einen einzigen Grund, daß
es so wenige davon gab .
Er hatte die erste Sonnenschreiter bei einer Bruchlandung auf
dem Planeten Shandrakor verloren, doch die Hadenmänner
hatten das Schiff nach Owens Instruktionen rekonstruiert – um
den Hyperraumantrieb herum, den sie aus dem Wrack der ursprünglichen Sonnenschreiter geborgen hatten. Es war ein ganz
besonderer Hyperraumantrieb: Einer der Prototypen des neuen
Motors, den das Imperium gegenwärtig in Massenproduktion
zu fertigen versuchte, und der – für den Augenblick zumindest
– ein ganzes Stück schneller war als alles, was das Imperium
aufzubieten hatte.
Theoretisch zumindest.
Die Yacht selbst sah fast genauso aus, wie Owen sein altes
Schiff in Erinnerung hatte, und sie war mit dem gleichen ursprünglichen Luxus und Überfluß ausgestattet – auch wenn die
Hadenmänner der Versuchung nicht hatten widerstehen können, einige Dinge im Verlauf der Konstruktion zu verbessern.
Und manchmal verdeutlichten ihre Vorstellungen von Verbesserung nur, wie sehr sich die aufgerüsteten Männer von Haden
bereits von der Menschheit entfernt hatten. Owen konnte mit
Türen umgehen, die in soliden Wänden erschienen, sobald er
sich näherte. Er mochte auch die Beleuchtung, die sich automatisch ein- und ausschaltete, ohne daß man es befehlen mußte;
aber Kontrollen,
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