Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Deadwood - Stadt der Särge

Deadwood - Stadt der Särge

Titel: Deadwood - Stadt der Särge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
ich mußte zugeben, daß der Hinkefuß seinen Plan bis hierher erfüllt hatte. Auch ihn sah ich wieder. Er stand mir gegenüber, sein weißes Gesicht leuchtete. Die Wunden von damals hatte er überdecken können, aber ich dachte daran, wie groß seine Furcht vor einem normalen Kreuz gewesen war. Meines besaß wesentlich mehr Kraft, deshalb hatte ich kaum Furcht, mich auf einen Kampf einzulassen, auch wenn die bläulichen Leichen aus den Särgen ihm zur Seite stehen würden. Wir starrten uns an.
    Laternen schaukelten im Nachtwind. Der Schein fiel über die Gehsteige und auch auf die staubige Main Street.
    Wolken trieben durch das zuckende Licht, ich schmekte den Staub auf den Lippen und hörte den Hinkefuß leise lachen.
    »Wir sind zurückgekehrt, Geisterjäger«, sagte er.
    »Ich weiß. Du willst also den letzten Teil deines Versprechens einlösen.«
    »Den letzten und den wichtigsten!«
    »Das glaube ich dir sogar.«
    »Dann rechnest du mit deinem Tod!«
    Ich lachte ihn an. »Du glaubst doch nicht, daß ich waffenlos hergekommen bin!«
    »Nein, so dumm wirst du nicht gewesen sein.«
    »Richtig, ich habe erlebt, wie groß deine Angst vor einem Kreuz gewesen ist. Ich trage ebenfalls eines, das jedoch wesentlich mächtiger und stärker…«
    »Hör auf zu reden!« unterbrach er mich. »Es wird dir nichts nutzen. Sei still und höre zu!«
    »Wieso…«
    »Ruhe!«
    Ich tat ihm den Gefallen. Sekunden geschah nichts. Dann aber durchfuhr es mich eiskalt, und ich wußte plötzlich, was sich dieser Teufel ausgedacht hatte…
    ***
    Noch lebte Jane Collins!
    Sie wußte aber auch, daß sie es nicht ihrem hübschen Aussehen verdankte, sondern einer reinen Taktik, die von der Hölle eingeschlagen worden war.
    Der Teufel hatte das Blatt gemischt, und er würde die entsprechende Karte schon ausspielen, wenn er es für nötig hielt. Das rauhe Material der Schlinge hatte über Janes Haut gescheuert und sie unter dem Kinn aufgerissen. Blut war aus der kleinen Wunde geronnen und näßte ihren Hals.
    Sie hatte einige Male versucht, den Kopf zu bewegen, es aber schnell wieder gelassen, das Seil scheuerte zu sehr, und manchmal wurde es sogar strammer gezogen, denn es stand unter dem Bann des Teufels und gehorchte ihm.
    Jane dachte weniger an ihre Lage, als an die Umgebung. Sie mußte sich einfach ablenken und war auch in gewisser Weise fasziniert davon gewesen, daß man ihr die Chance gegeben hatte, einen Blick in Deadwoods Vergangenheit werfen zu können.
    Sehr viel hatte sich nicht verändert, trotzdem gab es einen Unterschied. Und so wartete sie in dieser für sie schrecklichen Haltung. Manchmal, wenn die Angst übergroß wurde, wünschte sie sich förmlich, daß Asmodis ein Ende machte. Was hatte ein Leben, wie sie es führte, überhaupt noch für einen Sinn?
    Immer gejagt zu werden, sich stets auf der Flucht vor den Mächten der Finsternis zu befinden, das war einfach nichts für sie. Sie wollte ihre Vergangenheit abschütteln und endlich leben wie eine normale Frau. Auch ihrem Job, der Detektiv-Arbeit wollte sie nicht mehr länger nachgehen, alles einfach ändern, weglaufen, aber konnte sie das? Nein, sie war eine Verfluchte, eine von der Hölle gejagte Person, daran ließ sich nichts ändern. Wem der Teufel einmal Rache geschworen hatte, der blieb bis zu seinem endgültigen Tod unter diesem höllischen Bann. Das Weglaufen hätte keinen Sinn gehabt. Sie konnte sich nirgendwo auf der Welt verstecken, man hätte sie überall gefunden. Außerdem wäre es ihren Freunden gegenüber nicht fair gewesen. John Sinclair, Suko, die Conollys und auch Sarah Goldwyn hatten sich mit ihr viel Mühe gegeben, sie durfte sie nicht enttäuschen. Dieser Vorsatz wiederrum gab ihr Lebensmut, und sie bekam ein wenig Hoffnung.
    Durch ihre langen Gedankengänge hatte sie nicht erlebt, daß die Zeiten wechselten. Als Jane auf die Bretterstadt schaute, stellte sie fest, daß sie sich nicht mehr in der Vergangenheit befand. Die Gegenwart hatte sie wieder.
    Das beruhigte sie einigermaßen, und auch die Stimmen, die sie aus Deadwood vernahm, trugen dazu bei. Denn einer der Sprecher war John Sinclair. Er hatte es also auch überstanden.
    Ihr Hals war trocken, als hätte jemand mit Sandpapier darin herumgerieben. Dafür brannten die Augen. Leider konnte sie die einzelnen Sätze oder Worte nicht verstehen, die gesprochen wurden. In ihren Ohren lag dumpf und drückend ein taubes Gefühl. Aus dem Unsichtbaren und urplötzlich erfolgte der mörderische Angriff. Das

Weitere Kostenlose Bücher