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Deathbook Episode 1. Rowohlt E-Book Plus

Deathbook Episode 1. Rowohlt E-Book Plus

Titel: Deathbook Episode 1. Rowohlt E-Book Plus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Winkelmann
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sagt …»
    «Ach», unterbrach ich ihn scharf, «was wissen die denn schon. Die kannten deine Tochter doch gar nicht. Es ist die einfachste Erklärung, deshalb wird sie leichtfertig akzeptiert.»
    «Aber … aber was soll ich tun? Ich meine … ich weiß nicht, was ich tun soll.»
    «Lass dir von mir helfen», sagte ich. «Wenn du wissen willst, was wirklich passiert ist, dann lass dir von mir helfen.»
    Sein Blick wurde jetzt eindringlich, fast schon flehend. «Okay … okay, ja, ich will es wissen, egal, was es ist.»
    «Und Iris?» Ich wusste natürlich, wie schlecht es ihr ging und dass sie überhaupt nichts davon hören wollte. Iris wollte nur um ihr Kind trauern und sich nicht mit irgendwelchen Theorien beschäftigen, die womöglich alles nur noch schlimmer machten. Seit der Beerdigung schlief sie die meiste Zeit, blätterte in Fotoalben oder stierte stumpf vor sich hin.
    «Iris auch, nur im Moment noch nicht. Das ist zu viel für sie. Aber was hast du vor?»
    «Ich würde gern hinauf in Kathis Zimmer.»
    «Iris schläft nebenan», wandte Heiko ein.
    «Ich werde sie nicht wecken.»
    «Und was erwartest du dort zu finden?»
    «Das weiß ich nicht, vielleicht finde ich auch gar nichts. Aber ich muss schließlich irgendwo beginnen.»
    Heiko zog ein letztes Mal an der Zigarette, warf sie zu Boden und trat mit dem Fuß auf die Kippe. «Gut, geh nur rauf. Du brauchst mich doch nicht dabei, oder?»
    Ich schüttelte den Kopf. Ich wusste, dass er es nicht schaffte, Kathis Zimmer zu betreten.
    «Gut, es ist nicht wegen … ich muss aber hier unten noch aufräumen, du weißt schon.»
    «Kein Problem. Ich schaff das allein.»

    A nn-Christin verharrte mit der Hand auf der Gartenpforte. Sie drehte sich langsam um und starrte in die Dunkelheit hinter sich. Zwischen den kleinen Lichtinseln der Straßenlaternen schienen sich die Schatten zu bewegen.
    Hatte sie gerade Schritte gehört?
    Sie sah eine Weile hin, konnte aber niemanden entdecken. Sie hasste es, im Dunkeln nach Hause zu kommen, aber heute war es nicht anders möglich gewesen. Der Filialleiter des Supermarktes, in dem sie ihre Ausbildung machte, hatte sie gebeten, länger zu bleiben, und sie hätte das nicht ablehnen können.
    Diese verfluchte Angst. Kein Tag verging, an dem sie nicht das Gefühl hatte, verfolgt zu werden.
    Sie begann zu zittern, drückte die Gartenpforte auf und lief über die Waschbetonplatten auf die Haustür zu. Dort bemerkte sie, dass drinnen kein Licht brannte. Nirgends. Nicht einmal die Funzel neben der Tür.
    Merkwürdig, dachte Ann-Christin. Ihre Mutter war kein Mensch, der seine Gewohnheiten änderte. Es war zwanzig Uhr durch, um diese Zeit war sie immer daheim. Sie ging nach Einbruch der Dunkelheit nicht mehr hinaus. Eigentlich ging sie sowieso kaum noch hinaus, nur noch zum Einkaufen und für die regelmäßigen Arztbesuche. Sie lebten hier zusammen wie auf einer abgeschotteten Insel.
    Ein rascher Blick auf ihr Smartphone: kein Anruf und keine SMS von ihrer Mutter.
    Ann-Christin drückte den Klingelknopf, steckte gleichzeitig den Schlüssel ins Schloss und schob die Tür auf. Das machte sie immer so.
    «Ich bin da», rief sie in den dunklen Hausflur.
    Es roch schwach nach gebratenen Frikadellen. Mama hatte angekündigt, sie mittags zuzubereiten. Ann-Christins Magen zog sich schmerzhaft zusammen, und ihr wurde bewusst, wie wenig sie heute gegessen hatte.
    «Mama?»
    Keine Antwort.
    Ann-Christin drückte die Haustür zu und hängte ihr mit Nippes überladenes Schlüsselbund an den Haken. Dann ließ sie ihre schwere Tasche zu Boden fallen und machte Licht.
    Sofort sah sie den Hausschuh auf der Treppe in den Keller. Ein einzelner blauer Filzpantoffel auf der vierten Stufe von oben. Ann-Christin hatte Mama diese Hausschuhe vor vielleicht sechs oder sieben Jahren zu Weihnachten geschenkt. Damals hatte Papa noch bei ihnen gewohnt. Und auch wenn es schon schlimm gewesen war, hatte es zwischendurch immer Normalität gegeben, Phasen, in denen sie eine glückliche Familie waren. Alle hatten das mit gelbem Garn gestickte Smileygesicht vorn auf den Schuhen witzig gefunden. Mama hatte seitdem im Haus nie andere Schuhe getragen, entsprechend abgewetzt und speckig waren sie heute. Und dieser eine Pantoffel auf der Treppe schien Ann-Christin hämisch anzustarren. Was früher lustig gewesen war, machte ihr jetzt Angst. An keinem Tag in ihrem Leben hatte je ein einzelner Hausschuh auf der Treppe gestanden. Nie!
    «Mama, wo bist du?», rief sie.
    Keine

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