Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Deborah Crombie - 03 Und Ruhe in Frieden 04 Kein Grund zur Trauer

Titel: Deborah Crombie - 03 Und Ruhe in Frieden 04 Kein Grund zur Trauer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
Vom Netzwerk:
getötet, weil sie über Sie Erkundigungen eingezogen hat. Damit sind Sie für mich schuldig.«
      Ogilvie begegnete seinem Blick. »Ja, damit werde ich leben müssen.«
     
    Ganz gleich, wieviel Mühe sie sich gaben, so einen Warteraum angenehm und freundlich zu gestalten, das Krankenhaus ließ sich nicht verhehlen. Der Geruch kroch durch die Türritzen und das Ventilationssystem und kam einem aus allen Ecken entgegen. Gemma saß allein auf dem Sofa und wartete. Sie fühlte sich sehr eigenartig. Die Zeit schien fließend zu sein, etwas unberechenbar Willkürliches. Den Blick auf das Muster der Tapete gerichtet, hörte sie wieder den Schuß und sah Will fallen, immer wieder, als liefe in ihrem Kopf in ewiger Wiederholung ein Stück Film ab. Sie erinnerte sich, daß eine Schwester mit freundlichem Gesicht sie in die Cafeteria hinuntergeschickt hatte, und sie keinen Bissen anrühren konnte. Aber sie wußte nicht mehr, wann das gewesen war. Jetzt mußte Will doch bald aus dem Operationssaal kommen. Jetzt mußte doch bald jemand kommen und ihr Bescheid sagen.
      Ihre Hose war mit Dreck bespritzt und an Knien und Oberschenkeln blutverschmiert. Sie war froh, daß sie noch immer Kincaids Anorak anhatte, weil er warm war, aber sie betastete unaufhörlich die steifen, verkrusteten Ärmelenden, während eine Stimme in ihrem Kopf wie beschwörend flüsterte, Wills Blut, Wills Blut.
      Mit einem Ruck hob sie den Kopf. War sie eingeschlafen gewesen? Die Stimmen und die Schritte waren real; sie hatte nicht geträumt. Mit hämmerndem Herzen stand sie auf, als Kincaid und Nick Deveney zur Tür hereinkamen.
      »Gemma, alles in Ordnung?« fragte Kincaid. »Es gibt doch keine schlechte Nachricht über Will?«
      Mit weichen Knien setzte sie sich wieder, und Kincaid nahm den Stuhl an ihrer Seite. Sie schüttelte den Kopf.
      »Nein. Es ist nur - ich dachte, es wäre der Arzt... Tut mir leid. Sie haben niemanden gesehen, als Sie hereingekommen sind?«
      »Nein.« Kincaid sah sich in dem leeren Raum um. »Hat Will keine Familie?«
      »Er hat mir erzählt, daß seine Eltern tot sind«, antwortete Gemma.
      »Aber er hat Ihnen sicher nicht erzählt, wie sie gestorben sind«, bemerkte Deveney. Als Gemma und Kincaid ihn fragend ansahen, seufzte er und senkte den Kopf. »Seine Eltern waren immer ganz füreinander da. Und für Will. Sie haben es sehr schwer genommen, als er in Ulster stationiert wurde. Kurz nach Wills Heimkehr wurde bei seiner Mutter Alzheimer festgestellt, und ein paar Monate später bei seinem Vater unheilbarer Krebs.
      Sein Vater hat zuerst seine Mutter erschossen und dann sich selbst. Will hat sie gefunden. Sie lagen wie ein Liebespaar aneinandergeschmiegt in ihrem Bett.« Deveney räusperte sich und wandte sich ab.
      »O Gott«, sagte Kincaid, und Gemma konnte überhaupt kein Wort sagen. Der arme Will. Und jetzt dies. Es war ungerecht. Die Tür wurde geöffnet, und wieder sprang ihr das Herz in den Hals hinauf. Diesmal schaffte sie es nicht aufzustehen.
      Der Arzt hatte noch seinen blaßgrünen Kittel an. Den Mundschutz hatte er heruntergezogen, er hing ihm wie ein Lätzchen unter dem Kinn. Er war klein und rundlich, und seine Brillengläser funkelten im Licht. Er lächelte. »Es war ein ganz schönes Stück Arbeit, Ihren Kollegen wieder zusammenzuflicken. Er hat eine Menge Blut verloren, aber ich denke, jetzt hat sein Zustand sich stabilisiert. Sehen können Sie ihn allerdings frühestens morgen.«
      Gemma war schwindlig vor Erleichterung. Sie überließ es Kincaid und Deveney, dem Arzt zu danken, und ließ sich von ihnen in den Korridor hinausführen.
      »Ogilvies Anwalt ist angekommen«, sagte Deveney zu Gemma, als sie durch den Flur gingen. »Aalglatt wie ein amerikanischer Politiker und wahrscheinlich genauso reich. Er hat Ogilvie natürlich als erstes den Mund verboten, aber den kriegen wir schon. Für Will. Und für Gilbert, ganz gleich, was er uns von einem Alibi erzählt.«
      »Da wäre ich nicht so sicher«, meinte Kincaid, und sie blieben stehen und sahen ihn erstaunt an. »Erinnern Sie sich, Nick - Ogilvie hat gesagt, Gilbert habe Claire unterschätzt. Ich fürchte, das haben wir vielleicht auch getan.«
     
     

* 16
     
    Gemma erwachte vor Tagesanbruch. Einen Moment lang wußte sie nicht, wo sie war, dann erkannte sie, daß das erleuchtete Rechteck neben ihrem Bett ein Fenster mit einem Store war, hinter dem eine Straßenlampe brannte. Natürlich, das Hotel in der High

Weitere Kostenlose Bücher