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Deborah Crombie - 05 Das verlorene Gedicht 06 Boeses Erwachen

Titel: Deborah Crombie - 05 Das verlorene Gedicht 06 Boeses Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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oder?«
      »Jennifer ja. Aber Alison ist zu sehr mit ihrer Karriere beschäftigt, um Zeit für Männer zu haben - es sei denn, sie haben das Glück des Augenblicks zu bieten«, sagte Nathan liebevoll.
      »Sie ist immer Lydias Liebling gewesen, deine Alison, oder?«
      »Lydia hat von Anfang an behauptet, Jenny sei mit einer konventionellen Seele geboren, aber Alison sei für Höheres bestimmt. Lydia war Alisons Patin. Überrascht mich, daß du dich daran erinnerst.« Nathan verstummte und schwenkte den Whisky in seinem Glas, bevor er ihn mit einem Schluck herunterkippte. »Komm mit nach hinten, dann mache ich uns was zu essen.«
      Adam erhob sich aus den Tiefen seines Sessels und folgte Nathan in die Diele. Jetzt erst sah er, daß im rechter Hand gelegenen Zimmer, das von Nathans Eltern als Salon benutzt worden war, nur ein Flügel auf dem gebohnerten Holzboden stand. Adam erinnerte sich noch an das alte Klavier, das in Nathans und Jeans Wohnzimmer gestanden hatte. Das gute Stück war von Nathan stets übel mißhandelt worden, wenn er darauf die alten Variete-Stücke herunterhämmerte, die ihm seine Mutter beigebracht hatte. Bevor Adam noch etwas dazu sagen konnte, bat ihn Nathan durch die mittlere Tür.
      An der Rückseite des Hauses, wo ursprünglich Küche, Spülküche und Eßzimmer untergebracht gewesen waren, war ein einziger großer Raum entstanden. Hier gab es eine Küche mit Eßecke und einem gemütlichen Arbeitsplatz. Außerdem waren auf der gesamten Länge Fenster eingebaut worden, von denen aus man, wie Adam vermutete, an besseren Tagen den Fluß sehen konnte.
      Nathan deutete auf den Tisch, der bereits gedeckt war, und ging weiter zur Küchenzeile. »Setz dich. Ich bereite inzwischen alles vor. Ich habe noch eine Portion Karotten-Linsensuppe im Tiefkühler gefunden. Danach gibt’s Omelettes und grünen Salat, wenn’s recht ist.« Er lüpfte den Deckel eines Topfs auf dem Herd und rührte um. Dann holte er eine Flasche australischen Chardonnay aus dem Kühlschrank. »Ist alles von Ikea«, sagte er mit einem Blick auf Adam und öffnete die Flasche. »Von den Möbeln bis zum Besteck. Sonst hätte das Geld nie gereicht.«
      »Es ist großartig, Nathan. Einfach großartig.« Adam nahm das Glas, das Nathan für ihn eingeschenkt hatte. »Auf dein Leben«, erklärte er, hob sein Glas und verschluckte sich, als der Wein unerwartet in seiner Kehle kratzte. »Entschuldige!« prustete er und nahm einen vorsichtigeren Schluck. »Du und Jean, ihr wart immer so gastfreundlich. Du scheinst das fortzuführen. Das bewundere ich.«
      Nathan hielt inne, die Suppenkelle über einem Teller. »Die ersten Jahre habe ich Gefrierkost vor dem Fernseher verschlungen. Falls ich überhaupt gegessen habe. Und mit dem Haushalt und der Wäsche stand’s auch nicht zum besten.« Er zuckte die Schultern und gab weiter Suppe in zwei grüne Schalen. »Aber nach einer Weile ist mir klargeworden, wie verzweifelt Jean über mich gewesen wäre. Ihre Nörgeleien verfolgten mich überallhin im Haus: >Nathan, du solltest dich schämen, dich so gehenzulassen.< Also habe ich mich geändert, und es macht Spaß.«
      »Würdest du wieder heiraten?« fragte Adam, als Nathan die Suppe und einen Korb Brot auf den Tisch stellte und sich ihm gegenübersetzte. »Wer einmal glücklich verheiratet war, tut das meiner Erfahrung nach wieder.«
      Zum ersten Mal ließ Nathan sich mit der Antwort Zeit. »Ich weiß nicht«, murmelte er schließlich. »Vor einem Jahr hätte ich kategorisch nein gesagt ... sogar noch vor sechs Monaten ... Aber jetzt ...« Er schüttelte den Kopf und grinste. »Ach was! Ich bin ein Idiot und nicht mehr jung. Schätze, ich leide an einem reichlich verspäteten Anfall von Pubertät. Es geht vorbei.«
      »Und wenn nicht?« erkundigte sich Adam, dessen Neugier geweckt war.
      Nathan griff nach dem Suppenlöffel und tauchte ihn in die Suppe. »Dann helfe mir Gott.«
     
     

* 3
     
    Wir waren so heiter, war’n so im Recht, so strahlend in unserem Glauben, und der Weg war so sicher ausgelegt. Doch als ich gegangen, welch dummes Ding erhob da den Kopf? War es ein Wort, ein plötzlicher Schrei, daß ergeben und wortlos die Treue du brachst und seltsam, schwach, dich aufgabst?
     
    Rupert Brooke aus >Verlassen<
     
    Ein heftiger Windstoß erfaßte die Papierserviette auf Vics Schoß, wirbelte sie durch die Luft und über den Rasen. Kin-caid beobachtete, wie sie Anstalten machte aufzuspringen, dann jedoch auf

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