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Deborah Crombie - 05 Das verlorene Gedicht 06 Boeses Erwachen

Titel: Deborah Crombie - 05 Das verlorene Gedicht 06 Boeses Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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wußte.
      An die Tage vor Edwinas Beerdigung hatte er keine Erinnerung mehr. Er wußte nur noch, daß Irene hinterher zu ihm in die Scheune gekommen war. Sein Koffer war gepackt. Er hatte gehen wollen, ohne ihr Lebewohl zu sagen.
      »Du kannst mir nicht weismachen, daß du mich nicht liebst«, erklärte sie. »Ich würde dir sowieso nicht glauben.«
      »Nein«, antwortete er. »Ich sag dir das erst gar nicht. Aber das hat jetzt keine Bedeutung mehr. Nichts hat mehr Bedeutung. Tut mir leid.«
      Danach hatte er Irene verlassen, hatte das Herrenhaus verlassen, hatte sie alle zurückgelassen. Und er hatte nie jemandem die Wahrheit erzählt ... bis zu jener Nacht, als Annabelle ihm eröffnet hatte, daß sie seinen Sohn liebe, und ihn einen Lügner und Betrüger genannt hatte. Sie hatte gesagt, sie würde wegen ihm niemals ihrem Vater weh tun und daß sie nicht glauben könne, je mit dem Gedanken gespielt zu haben, etwas zu tun, das William Hammond soviel Schmerz zufügen würde.
      Bis zu diesem Moment war ihm nicht klargewesen, wieviel Annabelle ihm inzwischen bedeutete ... und daß sie sich gegen ihn wandte, war für ihn unerträglich gewesen. Die Worte waren aus ihm herausgesprudelt - er hatte sie verletzen wollen -, und er hatte ihr gesagt, daß ihr teurer Vater ein Feigling und ein Mörder war, und hatte ihr in allen Einzelheiten erzählt, was ihr Vater getan hatte.
     
    Lewis machte die Wagentür auf und stolperte hinaus in den Regen. Er war naß bis auf die Haut, als er den Speicher erreichte, doch er fühlte nichts. Die Tür war unverschlossen, und er betrat das Gebäude, das er seit Jahren zu zerstören versuchte, zum ersten Mal.
      Als sich seine Augen an das Halbdunkel gewöhnt hatten, sah er, daß das große Erdgeschoß leer war, aber unter einer Tür an der Galerie, die oben an der linken Seite des Gebäudes entlangführte, war ein Lichtstreifen zu erkennen. Er tastete sich vorsichtig bis zur Treppe vor und begann hinaufzusteigen. Er hörte ein leises Geräusch, und als er sich dem oberen Treppenabsatz näherte, wurde der Laut hinter der geöffneten Tür zu einer menschlichen Stimme.
      Dort saß William Hammond an einem der abgenutzten Eichentische in der Mitte des Raumes. Er führte Selbstgespräche, während seine Hände mit den farbenfrohen Teebüchsen auf dem Tisch hantierten. Als er aufsah und Lewis erkannte, schien er kaum überrascht zu sein.
      »Sie war wunderschön, nicht wahr?« sagte William, und sein Blick schweifte zurück zu den Teebüchsen. »Sie hat sie für mich entworfen. In meinen Lieblingsfarben Kobaltblau und Rostrot. Rostrot wie ihr Haar. Sie hat wie ihre Mutter ausgesehen. So wunderschön.«
      »William.« Lewis trat einen Schritt weiter in den Raum. »Warum hast du das getan? Was hat Annabelle dir gesagt?«
      »Weißt du noch, Lewis?« Williams Blick schweifte erneut über ihn hinweg. »Erinnerst du dich an die Brunnenkresse? Und an das Reh? Ich habe nachgedacht ... Es ist alles noch so lebendig, als sei es erst gestern gewesen.«
      »Hat Annabelle dich hier gefunden, William? Sie war wütend auf dich, stimmt’s?«
      Einen Moment lang waren Williams Augen klar. »Annabelle hat mich geliebt. Sie war die vollkommene Tochter.«
      »Ich weiß. Aber sie hat es herausbekommen, nicht? ... Das mit Edwina.«
      William erstarrte mit einer Teebüchse in der Hand. »Sie hat Sachen gesagt... schreckliche Sachen. Sie hat gesagt, sie würde es allen erzählen ... sogar Sir Peter. Daß sie das hier ... verkaufen wolle.« Er machte eine ausladende Geste mit einer Hand, deren Haut fast durchscheinend war. »Und sie hat gesagt ... sie habe ihr ganzes Leben damit verbracht, mir gerecht zu werden, und daß ich nichts als eine hohle Hülle sei. Eine leere Hülle«, wiederholte er. »Ich wollte nicht...«
      »Sie wollten sie nicht umbringen?« sagte jemand hinter Lewis, und ohne sich umzuwenden wußte er, daß es sein Sohn war.
      Lewis hob eine Hand, um ihn aufzuhalten, und warnte: »Nein, Gordon, nicht.« Doch Gordon ging weiter, und als Lewis die Gewalt der Wut seines Sohnes fühlte, wurde ihm klar, daß seine Wut endlich verebbt war.
      William stand auf. »Ich wollte nur, daß sie aufhört, diese Dinge zu sagen. Ich hatte nie die Absicht...« Er wirkte beängstigend gebrechlich.
      »Dafür habe ich sie ... die Absicht.« Gordon hatte plötzlich eine Waffe in der Hand, und Lewis erkannte seine Pistole.
     
    Es goß noch immer in Strömen, als sie den

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