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Deer Lake 01 - Sünden der Nacht

Deer Lake 01 - Sünden der Nacht

Titel: Deer Lake 01 - Sünden der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
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diensthabenden Agenten sehen, der am Küchentisch saß und gerade einen weiteren dieser Anrufe entgegennahm, die ohne Unterlaß seit der Sendung von TV 7 eingingen. Freunde und Verwandte, die ihre Besorgnis ausdrücken, ihre Unterstützung anbieten, nach schmierigen Geheimnissen bohren wollten. Pauls Mund bewegte sich, und sie merkte, daß sie ihn nicht hören konnte, weil das Blut so heftig in ihren Ohren rauschte.
    »… dieses scheinheilige Luder«, fistelte er und riß sich seine Jacke herunter. Er warf sie auf die Couch und zog die schweren Stiefel aus, die er eigentlich vor der Tür hätte lassen sollen. Die Schnürsenkel waren von Schnee verklebt, der jetzt schmolz und wie Schweißperlen auf den Teppich tropfte. »Das einzige, was die bei ihrem Job beherrscht, ist Mitch Holt ficken.«
    Hannah ignorierte die Bemerkung. »Ich würde gerne unter vier Augen mit dir sprechen«, sagte sie mit zusammengebissenen Zähnen. Paul starrte sie an, erbost, weil sie seine Tirade unterbrochen hatte.
    »Du magst sie wohl«, warf er ihr vor. »Ihr progressiven Frauen müßt ja zusammenhalten.«
    »Ich weiß nicht einmal, von wem du redest«, zischte sie.

    »Danke für die Aufmerksamkeit, Hannah«, konterte er. »Es ist wirklich nett, daß meine Frau mich so unterstützt.«
    »Wenn du meine Unterstützung willst, solltest du vielleicht in Betracht ziehen, mich über das zu informieren, was vorgeht.« Ihr Blick huschte zu dem Agent am Tisch und wieder zurück zu Paul, der die dritte Person im Raum scheinbar gar nicht registrierte. Das Telefon klingelte erneut, das Geräusch bohrte sich wie ein Spieß in ihren Kopf. »Du wurdest gebeten, dir die Fingerabdrücke abnehmen zu lassen und fandest es nicht der Mühe wert, mich zu informieren. Kannst du dir vorstellen, wie ich mich fühlte?«
    » Du? « sagte Paul ungläubig. »Wie glaubst du, daß ich mich fühle?«
    »Das weiß ich ganz sicher nicht. Du hieltest es jedenfalls nicht für nötig, es mit mir zu teilen. Es war reiner Zufall, daß ich dieses Affentheater im City Center gesehen habe. Hast du geglaubt, es wäre wichtiger, Paige Price auf deine Seite zu bringen, als mich?«
    »Ich sollte es nicht nötig haben, dich auf meine Seite zu bringen. Du solltest von alleine zu mir stehen!«
    Er sprach so laut, daß der Agent ihm einen zweifelnden Blick zuwarf.
    »Wenn du dieses Gespräch fortsetzen möchtest«, bot Hannah an, »ich bin in unserem Zimmer.«
    Sie schritt hinaus und die Treppe hoch. Inzwischen kam sie sich vor, als lebte sie in einem Goldfischglas. Auf eines verzichtete sie ganz bestimmt: ein Live-Publikum für den Zerfall ihrer Ehe.
    Paul packte ihren Arm von hinten und zwang sie stehenzubleiben.
    »Untersteh dich, einfach abzuhauen«, fauchte er. »Deine Einstellung steht mir bis hier.«
    » Meine Einstellung?« Hannah sah ihn mit offenem Mund an. » Ich bin nicht diejenige, der man heute Fingerabdrücke abgenommen hat!« »Glaubst du etwa, ich wollte das?«
    Sie starrte ihn an, die Hand, die ihren Arm so fest packte, daß die Knöchel hervortraten, das hagere Gesicht, das so rot und wutverzerrt war. Diesen Mann kannte sie nicht, vertraute ihm nicht, wußte nicht mehr, was sie von ihm glauben sollte.
    Sie riß sich los und rieb sich ihren schmerzenden Arm. »Ich weiß nicht mehr, was ich denken soll«, flüsterte sie zitternd.
    Er blinzelte erschrocken und wurde mit einem Schlag leichenblaß.
    »Großer Gott, Hannah, du glaubst doch nicht etwa, daß ich etwas damit zu tun habe?«
    Schuldgefühle brandeten in einer Woge von Erschöpfung über sie
hin. Es lag nicht daran, daß sie glaubte, er hätte etwas damit zu tun, sondern daran, daß sie sich dessen nicht sicher war. Diesen kleinen Unterschied würde Paul nicht begreifen. Um ehrlich zu sein, sie hatte selbst ihre Schwierigkeiten damit. Wie konnte sie denken, daß Paul ihrem Sohn weh tun, ihn entführen würde, sie alle durch diese Hölle jagen? Wie konnte sie so etwas denken? Was für eine Ehefrau war sie eigentlich? Was für ein Mensch?
    »Nein«, sagte sie kleinlaut. »Ich weiß einfach nicht mehr, was ich denken soll, Paul. Wir haben früher alles geteilt. Jetzt können wir nicht mal mehr reden, ohne aufeinander loszugehen. Du kannst dir nicht vorstellen, wie ich mich gefühlt habe, als ich dich im Fernsehen sah und von dem Van und den Fingerabdrücken hörte. Das war alles wie eine Szene aus einem Horrorstück. Warum hast du es mir nicht erzählt?«
    Er wich ihrem anklagenden Blick aus und starrte in Lilys

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