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Deer Lake 01 - Sünden der Nacht

Deer Lake 01 - Sünden der Nacht

Titel: Deer Lake 01 - Sünden der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
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sie alle zum Narren gehalten wurden. Sie sollte seine große Geste werden, die absolute Beleidigung. Er hatte sie gefangen, geschlagen und höhnisch in ein Laken voller Beweismaterial gehüllt, da es ihnen sowieso nichts nützen würde aufgrund seiner Unbesiegbarkeit.
    Letztendlich würde er an seinem eigenen Größenwahn zugrunde gehen, dachte Megan. Gott allein wußte, wie er so viele Jahre lang damit durchgekommen war, aber diesmal würde ihm das nicht gelingen. Nicht, solange sie noch am Leben war!
    Er stellte sich jetzt vor sie und drapierte das Laken wie einen riesigen Schal um sie, die Enden flatterten und klatschten im Wind. Er hatte es ihr umgehängt, bevor er sie nach draußen in den Truck gebracht hatte. Ein Bettlaken. Weiß, mit roten Flecken. Sie wußte, was das war: Blutflecken. Beweismaterial, näselte er. Er wollte ihnen dieses Beweismaterial, um einen Cop gewickelt, liefern, und trotzdem würde ihn keiner kriegen.
    Du wirst dich noch wundern, du Aas.
    Sie spürte, wie er sich über sie beugte, sein Atem roch minzig auf ihrer Haut. »Es war wunderbar«, murmelte er und berührte ihre Lippen mit seinen.
    Megan spuckte ihn an und handelte sich einen Schlag mit dem Griff der Pistole über den Mund ein. Sie taumelte rückwärts, und salziges Blut sprudelte wie ein warmer Brunnen aus ihrem Mund. Sie spuckte es aus und konzentrierte sich nicht auf diesen neuen Schmerz, sondern auf die Hoffnung, daß Mitch kommen würde. Er hatte sicher das Risiko auf sich genommen und war früher da. Es bedeutete, daß sie ihr Monster fangen könnten, aber es stand auch ihr Leben auf dem Spiel. Würde er dieses Risiko eingehen?
    Komm schon, Mitch. Sei da. Bitte.
    Sie zählte die Schritte, als Wright sich von ihr wegbewegte. Zwei, drei … Hatte er seine Pistole ins Halfter gesteckt? Sie drehte sich Zentimeter für Zentimeter, ihren begrenzten Blick zu Boden gerichtet, auf eventuelle Fußspuren, die ihr zeigten, daß sie in Richtung Truck stand. Sie beugte ihren Kopf bis zur Schulter, versuchte die Augenbinde zu lockern und schaffte es, das Sichtfeld für ihr rechtes
Auge noch ein paar Zentimeter mehr zu erweitern. Genug, um seine Beine zu sehen.
    Wenn sie sich auf ihn warf – wenn ihr das gelänge -, würde es ihn lange genug aufhalten, bis Mitch eintraf? Oder würde sie umsonst sterben? Die Überlegungen schossen ihr durch den Kopf, aber alles lief nur auf die eine Wahrheit hinaus: So wollte sie nicht sterben – in Schande, mit soviel unerledigten Aufgaben.
     
    Der Chief verhielt sich absolut reglos. Er war entschlossen, den Schweinehund jetzt festzunageln, ihn zu packen und bewußtlos zu prügeln, weil er Megan etwas angetan hatte. Aber er würde warten. Sollte er doch in den Truck steigen und losfahren. Dietz und Stevens würden ihn am Ostzugang abfangen. Dietz und Stevens, deren größte Verhaftungen bis jetzt Betrunkene und Drogendealer gewesen waren … Dieses Arschloch war ihr Schlüssel zu Josh. Zwar hatten sie ihn jetzt im Visier, aber wenn er entwischte … Er war schon auf halbem Weg zu seinem Truck. War er erst einmal eingestiegen, könnte er auch fliehen.
    Im Bruchteil einer Sekunde wurde ihm die Entscheidung aus der Hand genommen. Megan drehte sich um und warf sich auf den Mann. Er wirbelte herum, sie prallte mit dem Kopf gegen ihn, und zusammen purzelten sie in den Schnee.
    Mitch stürmte den Hügel hinunter, getrieben von rasender Energie, und donnerte: »Keine Bewegung! Polizei!«
     
    Megans Lunge hatte sich mit einem Schlag geleert. Sie rang keuchend nach Luft und versuchte sich von Wright loszureißen, sich aus dem verdammten Laken zu befreien, auf die Beine zu kommen … Die Augenbinde fiel ab, aber Wright ließ nicht locker. Er richtete sich auf, zog sie am Kopf hoch und rückte die Pistole gegen ihre Schläfe. Dann schob und zerrte er sie in Richtung Truck und fauchte ihr ins Ohr:
    »Sag ihm, ich bring dich um! Sag ihm, ich bring dich um!«
    »Sag’s ihm selbst, Arschloch«, ächzte sie. »Bring mich um, und du bist ein toter Mann, gleich hier und jetzt.«
    »Luder!«
    Er riß sie zur Seite, sein Unterarm preßte ihr die Luft ab.
    »Pistole fallen lassen!« schrie Mitch.
    Er blieb dreieinhalb Meter vor ihnen stehen, die Smith & Wesson im Anschlag, entsichert und schußbereit. Es juckte ihn in den Fingern,
einfach loszuballern und den Kopf dieses Mistkerls wie eine faule Wassermelone platzen zu lassen. Aber er konnte keinen Schuß riskieren: Megan war zu nahe, ein zu gutes Schild. Die Nase der 9mm

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