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Deer Lake 01 - Sünden der Nacht

Deer Lake 01 - Sünden der Nacht

Titel: Deer Lake 01 - Sünden der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
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baden.
    Megan war das nur recht. Sie wollte ein Cop sein, keine Berühmtheit. Höchstwahrscheinlich würde es einige Herzattacken in der Hierarchie des Bureaus auslösen, wenn Paige Price sie als Aufhänger nähme. Erster weiblicher Field Agent im Einsatz bei sensationeller Kindsentführung. Sie hatte keinerlei Bedürfnis, von Paige Price oder sonst irgend jemandem als Kuriosität oder als Ikone der Frauenbewegung dargestellt zu werden. Nichts anderes hatte sie im Sinn, als ihren Job richtig zu machen.
    Sie stieg die Treppe zu den abgedunkelten Zuschauerrängen hoch und setzte sich in einen Gang auf etwa zwei Drittel der Höhe, dankbar über die Stille. Lange würde sie sie ohnehin nicht genießen können. Das mobile Labor würde kommen und die paar armseligen Beweise einsammeln, die sie hatten – die Tatsache, die Nachricht. Sie würde die Techniker zum Kirkwood Haus schicken, damit sie die Fangschaltung legten. Dann würde sie gemeinsam mit Mitch eine Einsatzzentrale einrichten, wo die Sucher jeden Fund melden konnten und wo man eine Hotline für Hinweise aus der Bevölkerung einrichten würde. Zahllose Einzelheiten schwirrten wie ein Schwarm Fliegen durch ihren Kopf und drohten sie zu überwältigen.
    Das war die Art von Verantwortung, die sie ersehnt hatte. Näher würde sie der Arbeit beim FBI nicht kommen, solange ihr Vater noch am Leben war. Sei vorsichtig mit deinen Wünschen, O ’ Malley.
    Sie versuchte sich, benommen vor Erschöpfung, vorzustellen, was Neil O’Malley getan hätte, wenn man sie als Kind entführt hätte. Väterliche Betroffenheit vortäuschen und insgeheim eine Flasche Bier stemmen, froh, weil er endlich die ungewollte Tochter loshatte?

    »Es gibt unzählige Geschichten › im Dickicht der Städte‹«, murmelte sie gedankenverloren und vergaß sofort die eigene, als sie eine Bewegung unten in den Schatten nahe der Umkleideräume entdeckte. Olie Swain? Ihre Nerven kribbelten bei den Gedanken an sein häßliches Gesicht und den sauren Geruch seines Schweißes in dem Kabuff neben dem Heizraum. »Unzählige Geschichten ›im Dickicht der Städte‹. Was ist deine, Olie?«
     
    Mitch stand mit grimmiger Miene im gleißenden Licht der tragbaren Scheinwerfer von TV 7 und berichtete in Kurzform von Josh Kirkwoods Entführung. Er versicherte den Zuschauern der Zehn-Uhr-Nachrichten, daß alles Menschenmögliche getan würde, um den Jungen zu finden und bat sie, umgehend etwaige Informationen zu melden.
    Viele Leute in Deer Lake schauten KTVS Kanal Sieben aus Minneapolis. Und wenn es eine Chance gab, daß irgendeiner auch nur einen Bruchteil eines Details beobachtet hatte, war er bereit, ihn auf Knien darum anzuflehen. Es widerstrebte ihm, Paige Price einen Exklusivbericht zu liefern, aber er durfte sich nicht von persönlichen Gefühlen leiten lassen. Er würde jeden benutzen, der ihm über den Weg lief. Sogar mit dem Teufel selbst, oder mit dessen Schwestern würde er verhandeln, wenn er dadurch Josh zurückbekommen könnte.
    Paige stand neben ihm; ernst und voller Glamour. Die Wärme der Lichter schien den Duft ihres Parfums zu intensivieren – es war klebrig und teuer. Atemberaubend. Oder war das die Wut, die in ihm aufstieg und das Blut in seinem Kopf rauschen ließ. Als er mit seinem Bericht fertig war, stellte sie ihm sofort eine Frage und verhinderte damit geschickt seine Flucht.
    »Chief Holt, Sie bezeichnen das als Entführung. Heißt das, Sie haben einen Beweis, daß Josh Kirkwood gekidnappt wurde? Und wenn ja, was für einen?«
    »Ich bin nicht befugt, Einzelheiten weiterzugeben, Miss Price.«
    »Aber können Sie so viel sagen, daß Sie um Josh Kirkwoods Leben fürchten?«
    Mitchs Blick wurde eisig. »Jemand hat Josh Kirkwood entführt. Jeder vernünftige Mensch würde um Joshs Leben bangen. Wir tun alles, was in unseren Kräften steht, um ihn unbeschadet zu seiner Familie zurückzubringen.«
    »Ist diese Hoffnung realistisch angesichts des Ausgangs solcher Fälle,
wie der Wetterling-Entführung oder des Verschwindens des Erstad-Kindes? Oder die Fälle, die gerade nationale Berühmtheit erlangen – Polly Klaas in Kalifornien und Sarah Wood in New York? Ist es nicht wahr, daß mit jeder Sekunde, die verstreicht, die Chancen auf eine sichere Rückkehr des Kindes schwinden?«
    »Jeder Fall hat seine Eigenheiten, Miss Price.« Im stillen verfluchte er sie, weil sie versuchte, eine so gräßliche Situation noch sensationeller zu machen. Hemmungsloses Luder, aber das wußte er ja

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