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Schleier des Herzens (German Edition)

Schleier des Herzens (German Edition)

Titel: Schleier des Herzens (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Wings
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Erstes Kapitel
    Hacienda de la Luz, Kastilien, 1439
    »Ein erlesenes Pferd! Werfen Eure Güter so viel ab, dass Ihr Euch ein solch schönes Tier leisten könnt?« Don Alvaro Aguirre trat neben seinen künftigen Schwiegersohn und schaute geradezu missbilligend auf den edlen kastanienbraunen Hengst und das goldbeschlagene Sattelzeug.
    »Fürchtet Ihr, Eure Tochter könnte an meiner Seite verarmen?«, fragte Don Diego de Ciento schalkhaft, ein hoch gewachsener, lebhafter junger Mann mit blitzenden Augen, dessen Ton leichte Gereiztheit verriet. Don Diego war bekannt für sein aufbrausendes Wesen. »Das braucht Ihr nicht. Meine Bauern sind fleißig, die Ernten hervorragend. Und dieser Hengst hat mich obendrein keinen Maravedi gekostet. Eine kleine Cabalgada zu unseren maurischen Freunden, und das Tier lief mir geradewegs zu ...«
    Lächelnd streichelte Diego den Hals des Pferdes.
    »Sprich, ein Überfall im Nachbarland! Wie sollen wir hier jemals in Frieden leben, wenn Ihr die Mauren immer wieder reizt!«
    Don Alvaro, ein kleiner, drahtiger Mann, in dessen dichtes, dunkles Haar sich die ersten weißen Fäden mischten, schüttelte den Kopf. Er war kein Friedensengel, und natürlich fuchste es auch ihn, dass Teile der Iberischen Halbinsel seit Jahrhunderten in heidnischer Hand waren. Aber seine Hacienda lag im Grenzland zum Emirat Granada, und es waren seine Bauern, die unter einemVergeltungsschlag der Mauren zu leiden hatten. Und der folgte für gewöhnlich auf dem Fuße; Immer wenn sich die Christen aus Kastilien einer Grenzverletzung schuldig machten, griffen anschließend die Granadiner an — und umgekehrt. Die Christen nannten diese Raubzüge ›Cabalgadas‹, die Mauren ›Ghazus‹. Der Effekt war stets der gleiche: versklavte Menschen, gestohlene Tiere, brennende Bauernhöfe.
    Don Diegos ›kleine Cabalgada‹ mochte insofern leicht gefährliche Folgen haben. Don Alvaro nahm sich vor, auch die Teilnehmer der heutigen Jagd ausdrücklich auf die mögliche Gefahr aus dem Süden hinzuweisen.
    Don Diego nahm die Sache dagegen gelassen. Seine Güter lagen weiter im Inland, und die Teilnahme an solchen Raubzügen betrachtete er schlichtweg als Zeitvertreib – ähnlich wie die Jagd, zu der Don Alvaro heute geladen hatte. Natürlich boten Cabalgadas mehr Aufregung – aber dafür würde er heute das Vergnügen haben, der schönen Beatriz Aguirre einen ganzen langen Jagdtag hindurch nahe zu sein. Ohne Anstandsdame. Beatriz’ ältliche Zofe weigerte sich strikt, einem Pferd auch nur nahe zu kommen. Beatriz selbst dagegen...
    Diego wandte seine Aufmerksamkeit endgültig von Don Aguirres Predigt ab, als er sie jetzt auf sich zukommen sah. Beatriz saß bereits im Sattel ihrer eleganten, schwarzen Stute. Der strahlende Blick ihrer meerblauen Augen umfing sowohl ihren Vater als auch ihren Verlobten.
    »So trübsinnig, Vater?«, fragte sie fröhlich. »An einem so herrlichen Tag?«
    Tatsächlich war der Herbsttag in Kastilien wie geschaffen für eine Reitjagd. Die sommerliche Hitze war sanftem Sonnenschein gewichen, und ein leichter Wind spielte mit Beatriz’ rotgoldenem Haar. Wie immer hatte sie es nur flüchtig aufgesteckt, um der Schicklichkeit gerecht zuwerden. Schon beim ersten Galopp würden sich die Strähnen lösen und die Locken frei im Wind wehen lassen. Beatriz liebte das Gefühl, mit offenem, wehendem Haar zu reiten, und sie freute sich bereits darauf, ihr Pferd tollkühn anzutreiben und den Männern vorauszustürmen. Die Reitjagd gab ihr die seltene Gelegenheit, ihr wildes Temperament voll auszuleben ... die Jagd und die seltenen Stunden, die sie bisher allein mit Diego de Ciento verbringen durfte. Der heißblütige junge Hídalgo entfachte Leidenschaften, an die nicht einmal der wildeste Galopp durch die Felder heranreichte. Schon seine leichteste Berührung ließ Beatriz innerlich erglühen – so wie jetzt, als er wie nebenbei nach ihrem Steigbügel griff, um scheinbar etwas am Sattel zu richten. Ihr dunkelblaues Reitkleid fiel züchtig weit über den Damensattel und ließ nur die Spitze ihrer Stiefelette sehen, aber Diegos Hand wanderte unauffällig ihre Wade hinauf und kitzelte sanft die zarte Haut ihrer Kniekehle. Dabei schien er ganz unschuldig mit ihrem Vater zu plaudern. Beatriz schluckte und entzog ihm entschlossen ihr Bein, bevor ihr die Röte der Erregung endgültig ins Gesicht stieg.
    »Das ist nun also der maurische Hengst«, begann sie eine unverfängliche Unterhaltung. »Dabei sagte man mir, die

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