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Zeitenzauber - Völler, E: Zeitenzauber

Zeitenzauber - Völler, E: Zeitenzauber

Titel: Zeitenzauber - Völler, E: Zeitenzauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Völler
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Venedig, 2009
    W ir aßen wie üblich im Restaurant neben dem Hotel zu Abend. Mama meinte, in ganz Venedig gebe es keine bessere Pasta. Mir persönlich gefiel das Restaurant schon deshalb, weil es in Reichweite vom WLAN-Anschluss des Hotels lag und ich zwischen Antipasti und Hauptgang im Internet surfen konnte.
    »Weißt du, manchmal könntest du etwas mehr Interesse zeigen, wenn dein Vater von seiner Arbeit erzählt«, sagte Mama, als Papa nach der Vorspeise kurz zum Telefonieren hinausging. »Sein Beruf ist für ihn sehr wichtig!«
    »Aber ich zeige doch Interesse«, behauptete ich. »Ich höre immer zu!«
    »Und spielst dabei unterm Tisch mit deinem Handy herum.«
    »Es ist kein Handy, sondern ein iPod Touch«, sagte ich lahm.
    Mama hatte recht, besonders faszinierend fand ich Papas Berichte von seiner Arbeit nicht. Vielleicht lag es daran, dass ich es mir schon so oft hatte anhören müssen. Mein Vater ist ein wunderbarer Mensch und ein weltweit anerkannter Wissenschaftler auf seinem Fachgebiet. Aber wenn an zehn Abenden hintereinander staubige alte Münzen, vergammelte Tongefäße und Freskenfragmente das einzige Tischthema sind, reißt es einen am elften Abend nicht mehr vom Hocker.
    Manchmal fand mein Vater auch gruselige Dinge oder wusste zumindest davon zu berichten. Ein paar Jahre zuvor hatten Archäologen auf einer Insel in der venezianischen Lagune Massengräber mit Hunderten von Toten entdeckt, die im 15. Jahrhundert bei einer der großen Pestepidemien dort verscharrt worden waren. Noch unheimlicher wurde es, als Papa von einem weiteren venezianischen Fund aus demselben Jahrhundert berichtete, der erst ein paar Monate zurücklag. Es handelte sich um das Skelett einer Frau, der man einen Pflock in den Hals gestoßen hatte.
    »Wie grausam!«, hatte Mama bestürzt ausgerufen.
    »Wie bei den Vampiren«, sagte ich.
    Zu meiner Überraschung nickte Papa. »Das ist gar nicht so abwegig. Dieser Aberglaube war schon in der Renaissance verbreitet. Danach stiegen die Verstorbenen aus ihren Gräbern, um sich von den Pesttoten zu nähren.«
    »Uahh!«, machte ich beeindruckt.
    »Man nimmt an, dass die Frau an der Pest starb und durch den Pfahl daran gehindert werden sollte, zu einer Wiedergängerin zu werden. Deshalb nennt man sie auch Vampirfrau.«
    Das war wirklich mal eine interessante archäologische Geschichte, mit echtem Sensationswert. Aber meist waren die Berichte meines Vaters ungefähr so aufregend wie Spätnachrichten, die einen bloß daran erinnerten, dass es Zeit zum Schlafengehen war.
    Kurz nachdem Mama mich aufgefordert hatte, Papas Arbeit mehr Aufmerksamkeit zu widmen, kam er vom Telefonieren zurück und setzte sich wieder an den Tisch. »Ein Kollege aus Reykjavík hat ein hochinteressantes Fundstück gemeldet.«
    Eigentlich war das genau der Moment, in dem ich die Ermahnung meiner Mutter hätte beherzigen sollen. Stattdessen sagte ich nur höflich: »Ach, in Reykjavík gibt es auch Archäologen? Lohnt sich das da überhaupt? Ich meine, das Buddeln. Sprudeln nicht Geysire aus der Erde, wenn man dort anfängt zu graben?«, während ich unterm Tisch bereits wieder mit meinem iPod hantierte. Vanessa hatte mir im ICQ geschrieben: Ich bring die Schlampe um!
    »Wir sind ein internationales Team«, sagte Papa. »Der Kollege, von dem ich sprach, arbeitet hier vor Ort mit mir zusammen. Das Fundstück wurde in den Fundamenten des Palazzo Tassini entdeckt, den wir gerade untersuchen.«
    Das fand ich nicht halb so spannend wie Vanessas Nachricht.
    Ein schwerer Fehler. Hätte ich nur meinem Vater zugehört!
    So aber las ich die blöde Nachricht von Vanessa und verstand von dem, was Papa erzählte, nur ungefähr jedes dritte Wort. Wenn überhaupt.
    »… eigenartiges Dokument, ein Brief, sagt Mister (unverständlicher isländischer Name, klang wie Bjarnignokki), mit möglicherweise anachronistischen Einsprengseln.«
    Vanessa : Kann nicht fassen, dass das Arschloch es wagt, nur eine Woche nachdem er mich abserviert hat, mit dieser bescheuerten Tussi ins Kino zu gehen!
    »… konnten jedoch nur Teile der ersten Seite des Dokuments entziffert werden, Rest muss zunächst präpariert werden … größtenteils zerfallen … Mister Bjarnignokki ist allerdings der Meinung, es müsse sich um eine Fälschung handeln. Ich werde es hier an der Universität untersuchen lassen, sie haben da einige wirklich fähige Schriftexperten. Gleich morgen schicke ich es hin.«
    »Warum sollte es eine Fälschung sein?«, fragte meine

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