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Deer Lake 01 - Sünden der Nacht

Deer Lake 01 - Sünden der Nacht

Titel: Deer Lake 01 - Sünden der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
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Bücher. Sie blieb bei dieser Karte, als plötzlich eine Erinnerung kam, aus der sich in Windeseile ein Dutzend anderer Fragen abzweigten. Sie packte das Telefon und drückte die Nummer des BCA-Archivs, dann klemmte sie sich den Hörer zwischen Ohr und Schulter, kramte die Liste bekannter Straftäter aus ihrer Tasche und überflog sie.
    »Archiv. Annette am Apparat. Was kann ich für Sie tun?«
    »Annette, Megan O ’ Malley. Würdest du einen für mich durchlaufen lassen, am liebsten schon gestern?«
    »Für unsere Heldin auf Eroberungskurs mach ich doch alles. Wie heißt das schmierige Schwein?«
    »Swain. Olie Swain.«
     
    Der Morgen bestand aus einem endlosen Sperrfeuer von Anrufen und improvisierten Terminen. Wie erwartet, wurde Mitch von den Mitgliedern des Stadtrats und Don Gillen, dem Bürgermeister, in seinem Büro heimgesucht. Alle brachten ihr Entsetzen, ihre Empörung und ihr blindes Vertrauen auf Mitchs Fähigkeiten als Chef der Polizei zum Ausdruck und zählten darauf, daß er alles in Ordnung bringen würde. Nachdem das Snowdaze bereits am nächsten Tag beginnen sollte, gab es viele Diskussionen darüber, ob das Festival abgesagt oder abgehalten werden sollte. Einerseits schien es makaber, jetzt ein Festival zu inszenieren, andererseits mußte man auch wirtschaftliche Gesichtspunkte in Betracht ziehen, mußte Rücksicht nehmen auf die High School Bands, die per Bus nach Deer Lake kommen wollten, und auf
die Touristen, die bereits alle Hotels und Pensionen voll ausgebucht hatten. Wenn sie das Festival abbliesen, wäre das eine Kapitulation gegenüber der Gewalt? Wenn sie es durchzögen, wäre es möglich, das Festival in den Dienst des Falles zu stellen, neue Freiwillige zu versammeln und um Anteilnahme sowie Spenden zu werben?
    Nach zwanzig Minuten mit dem Bürgermeister klinkte sich Mitch aus diesen Entscheidungen aus. Don war ein guter Mann, tüchtig, bedächtig. Mitch konnte seine Probleme verstehen, machte ihm aber klar, daß er seine Zeit für den Fall brauchte.
    Abgesehen von Joshs Verschwinden gab es noch tägliche Pflichten, die nicht einfach ignoriert werden konnten – ein Rundgang durchs Gefängnis, Tagebücher überprüfen, Papierkram, der erledigt werden mußte, die laufende Untersuchung einer Einbruchserie, ein Bulletin des regionalen Rauschgiftdezernats, ein Anruf von der Verwaltung des Harris College wegen eines Kriminologiekurses, bei dem Mitch in diesem Semester Vorlesungen halten sollte. Die üblichen Aufgaben des Polizeichefs einer Kleinstadt. Aber heute kam ihm jede vor wie ein Stein einer Lawine, die auf ihn herunterprasselte.
    Natalie stürmte im Büro aus und ein und nahm ihm so viel Kleinkram ab, wie sie konnte. Er hörte, daß ihr Telefon praktisch ununterbrochen läutete und war dankbar, daß sie ihm nur die allerdringendsten Anrufe durchstellte. Um zwölf Uhr fünfzehn brachte sie ihm eine Tüte mit Essen vom Subway. Um vierzehn Uhr fünfzehn beschimpfte sie ihn, weil er sie nicht einmal geöffnet hatte.
    »Du glaubst wohl, die Kalorien springen aus der Tüte und werden durch die Luft von deinem Körper aufgefangen?« Sie schlug mit dem Bleistift an die Tüte. »Du und Troy, ihr solltet euch zusammentun. Er glaubt, wenn er mit seinem Algebrabuch zusammen in einem Raum ist, wird er zum mathematischen Genie. Ihr könntet einen Club gründen – die Magierbande.«
    »Tut mir leid, Nat.« Mitch rieb sich die Augen. Er ging gerade die Berichte der letzten sechs Monate durch über Spanner und Herumtreiber, auf der Suche nach irgendeinem Zusammenhang mit Hannah oder Paul oder Josh oder Kindern im allgemeinen. »Ich hab einfach keine Zeit gehabt.«
    »Dann wirst du sie dir jetzt nehmen«, befahl sie. »Mit leerem Tank kannst du diesen Tag nicht durchstehen.«
    »Ja, Mutter.«
    »Und gib Agent O ’ Malley ein paar von den Fritten ab«, sagte sie und
öffnete die Tür. Megan wartete draußen. »Sie sieht aus, als ob ein halbwegs kräftiger Windstoß sie bis Wisconsin blasen würde.«
    »Ich hab mein eigenes Essen mitgebracht«, sagte Megan und hielt eine Banane hoch.
    Natalie rollte die Augen. »Eine ganze Banane? Wie wollen Sie denn damit fertig werden?«
    »Reine Glücksache, wenn ich dazu komme, sie zu schälen«, sie ließ sich in den Besucherstuhl fallen, warf einen Stapel Computerausdrucke auf den Schreibtisch und plazierte die Banane oben drauf. »Ein bißchen netter Lesestoff?« fragte Mitch und holte ein Truthahnsandwich aus der Subway-Tüte. Er nahm einen kräftigen Bissen

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