Ballnacht mit dem griechischen Milliardaer
1. KAPITEL
„Verflucht!“ Nikos Pandakis zog ruckartig die Hand zurück und betrachtete den Schnitt auf seiner ölverschmierten Handfläche, der sich rasch mit Blut füllte. Das hatte ihm gerade noch gefehlt!
Er rannte aus dem kleinen Maschinenraum und auf das obere Deck, durchquerte den luxuriös eingerichteten Wohnbereich der Jacht und erreichte die moderne Pantry-Küche. Dort riss er ein frisches Geschirrtuch von einem Halter an der Wand und presste es gegen die Wunde in seiner Hand. Wütend überlegte er, wo der Verbandskasten sich befand. Vasili hätte das sicher gewusst. Warum war der Mann nicht da, wenn man ihn wirklich mal brauchte?
Weil du ihn selbst weggeschickt hast, dachte Nikos, frustriert darüber, dass im Moment nichts so klappte, wie er es wollte. Nach den langen und ermüdenden Verhandlungen mit Herodias Enterprises in der letzten Woche hatte er diesen Tag noch ausspannen wollen, bevor er mit der Sofia von Piräus zu der kleinen Privatinsel Santorios übersetzte. Aber es hatte unerwartet Probleme mit einem der Bauprojekte seiner Stiftung gegeben, und sein Assistent war noch einmal zurück zum Firmensitz in Athen gefahren, um einige wichtige Unterlagen zu besorgen. Er würde bald zurück sein, um ihn zu begleiten, denn Nikos brauchte einen zweiten Mann, um die große Motorjacht zu navigieren. Doch nun sah es so aus, als wenn sie gar nicht würden starten können.
Er drehte den Hahn an der Spüle auf, entfernte vorsichtig das Tuch und hielt die Hand unter das fließende Wasser, um den Dreck und das Öl abzuwaschen. Dieser verdammte Motor! Wenn er nicht bald wieder richtig läuft, dann werde ich alles umorganisieren und per Helikopter nach Santorios reisen müssen, dachte Nikos frustriert. An dem Fest teilzunehmen, war aus mehr als einem Grund wichtig, und er würde es unter gar keinen Umständen verpassen. Aber er hatte sich vorgenommen, mit der Sofia, seiner Lieblingsjacht, hinzufahren, und es ärgerte ihn maßlos, dass dieses Vorhaben jetzt nicht durchführbar schien. Seine Pläne scheiterten nicht – jedenfalls nicht, wenn er es verhindern konnte!
„Hallo?“, rief jemand von draußen. „Jemand an Bord?“
„Ich bin hier unten“, antwortete er laut und ging zu dem Schrank am Aufgang zur oberen Brücke, weil ihm wieder eingefallen war, dass dort die Erste-Hilfe-Ausrüstung aufbewahrt wurde. Die Wunde war zwar nichts Ernstes, aber er brauchte ein Pflaster, wenn er die Blutung stillen wollte. Und ausgerechnet jetzt kam der Mechaniker, den er bestellt hatte.
Er hörte an den Schritten, dass jemand die Jacht betreten hatte, und sah einen Schatten an den zugezogenen Rollos vor den Fenstern vorbeigehen.
„Hallo? Sind Sie hier?“ Die Stimme klang jetzt viel näher, und Nikos, der den Verbandskasten mit zur Arbeitsplatte in der Küche genommen hatte, blickte überrascht auf. Er war vorhin so in Gedanken gewesen, dass er nur unbewusst registriert hatte, was seinem Ohr schon da nicht entgangen war. Doch jetzt bestand kein Zweifel mehr: Diese Stimme gehörte einer Frau.
Innerlich aufstöhnend wandte er sich um. Wie hatte er nur so dumm sein können, jemanden an Bord zu bitten, ohne sich vorher davon zu überzeugen, dass es auch der Mechaniker war! Es war schließlich durchaus bekannt, dass die Sofia eine seiner Jachten war und dass sie derzeit in Piräus vor den Toren Athens vor Anker lag. Offenbar hatte sich seine Trennung von Jenna schneller herumgesprochen als gedacht, und jetzt würde irgendein Society-Sternchen versuchen, die Gunst der Stunde zu nutzen und sich ihm als Ersatz an den Hals zu werfen.
Es war nur die Frage, welche Taktik sie anwenden würde: das scheue Reh, die sinnliche Verführerin, die naive Ahnungslose – „ach, Sie sind Nikos Pandakis? Nein, so ein Zufall!“ – oder doch eher die verständnisvolle Zuhörerin? Nikos kannte jede Masche zur Genüge. Er seufzte tief. Es konnte durchaus von Nachteil sein, zu den reichsten und begehrtesten Junggesellen Griechenlands zu gehören.
Die zierliche junge Frau, die Augenblicke später im Türrahmen erschien, war jedoch nicht so glamourös und aufgestylt, wie er es erwartet hätte. Ihr blondes Haar war zu einem Pferdeschwanz zusammengefasst, und sie trug eine abgeschnittene Jeans und ein dunkles, von der Sonne ausgeblichenes Top. Ihre Füße steckten in Turnschuhen, die schon bessere Tage gesehen hatten, und sie hatte sich eine mindestens ebenso abgewetzte, breite Ledertasche über die Schulter gehängt.
Na, großartig,
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