Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Deer Lake 02 - Engel der Schuld

Deer Lake 02 - Engel der Schuld

Titel: Deer Lake 02 - Engel der Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
Vom Netzwerk:
Überlegenheit ging, um ein Spiel des Verstandes. Aber die Entführung von Josh Kirkwood hatte Christopher Priest auch die Chance gegeben, Hannah nahe zu sein, eine Chance, seine Hilfe anzubieten, ihre Aufmerksamkeit auf sich zu lenken.
    Und verflucht, wenn das nicht die Auflage steigern würde, dachte er. Die perverse Geschichte psychopathischer Professoren. Brillante Köpfe mit einem tödlichen Manko.
    Aber hatte Priest Gelegenheit gehabt, Dustin Holloman zu entführen, die Indizien unterzuschieben? Es schien unwahrscheinlich, daß er ein derartiges Risiko eingehen würde, da er doch wußte, daß die Polizei ihn beobachtete. Und dann durfte man auch Todd Childs nicht vergessen . . .
    Er bog in einen anderen Korridor ein. Er würde einen Blick auf Wrights Büro werfen, wenn er einmal hier war, und sehen, ob sich da ein paar Erkenntnisse ergeben würden. Die Cops hatten natürlich inzwischen das Büro auf der Suche nach Beweisen auseinandergenommen, trotzdem war es wichtig für ihn, ein Gefühl für die Orte zu bekommen, in denen die Leute, über die er schrieb, wohnten und arbeiteten. Die Beschreibung von Garrett Wrights ganz normalem Büro würde die beunruhigende Vorstellung mit sich bringen, daß jeder Mensch hinter seiner unauffälligen Fassade verrückt sein konnte. Diese Gänsehaut zog die Leser immer wieder an. Wie das Kolosseum die Römer.
    Die Tür zu Wrights Büro stand einen kleinen Spalt offen. Jay blieb abrupt stehen. Seine Eskapade am Pack Rat war ihm noch frisch im Gedächtnis – in Gestalt dumpfer Kopfschmerzen, die ihn seit dem Unfall quälten. Er bewegte sich vorsichtig an der Wand entlang, entschlossen, sich diesmal nicht überrumpeln zu lassen.
    Er schlich zur Tür, öffnete sie behutsam noch ein paar Zentimeter in der Erwartung, Todd Childs zu sehen.
    Das Zimmer versank in Papierfluten. Bücher waren aus den Regalen gerissen und auf dem Boden verstreut. Der Raum sah aus, als sei er von Schlägern auseinandergenommen worden, und inmitten dieses Chaos stand Karen Wright. Sie sah völlig verloren, zerbrechlich aus, überwältigt vom Zustand des Büros. Und er würde das ausnützen, er war eben ein Schwein.
    Ehe er es sich anders überlegen konnte, klopfte Jay zweimal gegen die Türrahmen und betrat das Büro.
    »Mrs. Wright?«
    Sie schnellte herum und sah zu ihm hoch. »Ich – ich kann nichts finden«, sagte sie schuldbewußt.
    »Na ja, Ma'am, kein Wunder bei diesem Durcheinander«, sagte er. »Was suchen Sie denn?«
    »Bücher. Garrett hat mich gebeten, ein paar von seinen Büchern zu holen. Er wird sehr wütend über das hier sein. Er mag sein Büro ordentlich und aufgeräumt.«
    »Haben Sie irgendeine Ahnung, wer das getan hat?«
    »Die Polizei. Sie sagten, sie würden Beweismaterial suchen.«
    Beweismaterial und ein bißchen Rache, dachte Jay. Garrett Wright war wegen brutalen Zusammenschlagens einer Frau aus ihren Reihen angeklagt. Cops nahmen so etwas nicht auf die leichte Schulter.
    »Sie hätten unser Haus sehen sollen, als sie damit fertig waren«, murmelte sie und begann, den Schreibtisch ihres Mannes aufzuräumen. »Sie haben sogar die Bodendielen rausgerissen. Alles umsonst. Ich habe ihnen gesagt, daß sie nichts finden würden, aber sie wollten nicht auf mich hören.«
    »In der Hinsicht sind sie stur.«
    Sie hob eine Kaffeetasse auf, die zu Boden geworfen worden war, und drückte sie wie eine geliebte Puppe an ihre Brust. »Sie sind dieser Schriftsteller, nicht wahr? Garrett hat mir erzählt, daß Sie ein Buch über diesen Fall schreiben werden. Er sollte nicht vor Gericht gestellt werden. Das alles ist ein großer Irrtum.«
    »Ist es das?« fragte Jay ruhig und beobachtete sie genau. »Er hätte Josh nie entführt.«
    Ihr Blick war wie ein Schmetterling, der von Punkt zu Punkt flatterte, durchs ganze Zimmer. Vielleicht log sie, vielleicht hatte sie auch Angst. Vielleicht war sie auch völlig aus der Bahn geworfen, wie Teresa McGuire, die Opfer-Zeugen-Koordinatorin, ihm im Scandia House, bei Kaffee und Zimtnudeln hatte einreden wollen.
    »Garrett hätte das nie getan«, sagte Karen und schüttelte den Kopf. »Nein. Er hätte es nicht getan . . . Das würde er mir nicht antun.«
    »Was würde er Ihnen nicht antun?« fragte er und versuchte, ihre Aufmerksamkeit festzuhalten.
    »Er mag keine Kinder«, murmelte sie. »Er hat es nicht gemocht, ein Kind zu sein.«
    Ein dünnes Lächeln zitterte um ihren Mund, und sie wanderte zu einem der leergefegten Bücherregale.
    Jay drehte sich, um

Weitere Kostenlose Bücher