Deer Lake 02 - Engel der Schuld
Netzwerke Informationen verteilen und empfangen zu können. Soviel zu meiner Verbindung zu diesem Fall.«
Jay brachte seine Skepsis zum Ausdruck. »Das ist aber eine grobe Vereinfachung, finden Sie nicht auch, Professor? Sie haben sich freiwillig gemeldet, um bei der Untersuchung zu helfen, dann wird einer der Cops in Ihrem eigenen Vorgarten überfallen, dann wird Ihr bester Freund verhaftet . . . Sie müssen das Gefühl haben, daß Sie diese ganze Geschichte allmählich in eine Teergrube zerrt.«
»Es war ein bißchen zuviel, ja«, gab er zu.
»Und Dr. Garrison ist eine Freundin von Ihnen, richtig?«
»Ich kenne Hannah«, gab er zu. »Ich bewundere sie. Sie ist eine außergewöhnliche Frau.«
Jay bemerkte, daß der Professor bei der Erwähnung Hannahs leicht errötete. »Mann, wenn mir das alles um den Kopf schwirren würde, wäre mir total schwindlig. Jetzt suchen die Cops diesen Studenten – Todd Childs – und nehmen die Sci-Fi Cowboys unter die Lupe. Sie müssen sich ja fast vorkommen, als würde man sie angreifen.«
Priest starrte ihn durch seine übergroße Brille an wie eine Eule. »Ich habe nichts mit irgendeinem Verbrechen zu tun. Ebensowenig wie die Cowboys.«
»Die Umstände deuten etwas anderes an, soweit es die Jungs betrifft.«
»Umstände sind nicht immer das, was sie zu sein scheinen. Die Sci-Fi Cowboys sind eine sehr exklusive Gruppe junger Männer, Mister Brooks. Handverlesen auf Grund ihrer Talente und ihres Potentials.«
»Sind nicht die meisten Ihrer Talente gegen das Gesetz?«
» Akademische Talente«, präzisierte Priest streng. »Sie sind sehr intelligente junge Männer, die die Chance verdienen zu beweisen, daß sie produktive Mitglieder der Gesellschaft sind.«
»Und sie sind zweifellos sehr dankbar für die Chance«, sagte Jay. »Wenn man einem Jungen so ein Geschenk macht, erweckt das Loyalität. Jungs mit Lebensläufen wie die Cowboys könnten diese Loyalität in, sagen wir mal, unpassender Form zeigen.«
»Ich stehe hinter den Cowboys«, sagte Priest knapp. »Ich habe alles, was ich zu diesem Thema zu sagen habe, der Polizei und der Presse gesagt – und Ihnen, Mister Brooks. Wenn Sie in der Hoffnung auf ein Schuldeingeständnis hergekommen sind, hat es keinen Sinn, dieses Gespräch fortzusetzen.«
»Nein, nein, überhaupt nicht.«
»Ich weiß, was Sie der Polizei über das Treffen mit Tyrell und den anderen beiden Jungs am Samstag abend erzählt haben«, sagte er mit seltsam leiser Stimme, als wäre es ein schreckliches Geheimnis.
»Ich habe einfach erzählt, was passiert ist, Professor. Ich ergreife keine Partei.«
»Ach nein?« Seine Lippen wurden noch schmaler. »Sie . . . Sie stellen sich nicht auf die Seite von Miss North?«
»Wie kommen Sie denn darauf?«
»Sie haben während der Benefizveranstaltung miteinander geredet. Sie sind ihr nach draußen gefolgt.«
Und er hatte sie von seinem Posten neben Garrett Wrights Frau aus beobachtet. Die Vorstellung löste ein seltsames Gefühl der Verletzung seiner Intimsphäre aus.
»Miss North hat philosophische Einwände gegen meine Arbeit«, sagte Jay mit geübtem sarkastischem Lächeln. »Sie ist imstande, Autoren und Verleger von Büchern über wahre Verbrechen mit den Römern zu vergleichen, die Eintrittskarten für Spiele verkauften, bei denen Christen von Löwen verschlungen wurden.«
Priest ließ sich die Antwort durch den Kopf gehen. »Ein interessanter Vergleich. Die Leser Ihrer Werke sind natürlich vom unmittelbaren Grauen der Gewalt isoliert, aber vielleicht hat beides doch einen gewissen Reiz, der vergleichbar ist.«
»Nicht für mich.«
»Hmm, na ja, das ist alles Auffassungssache, nicht wahr?« sagte er. »Und wovon ist Auffassung abhängig? Sie können fünf verschiedenen Leuten dieselbe Reihe von Tatsachen und Umständen schildern, und sie werden ihnen möglicherweise fünf verschiedene Interpretationen geben – das ist der Grund, warum Ihnen mancher erfahrene Strafverteidiger sagen wird, daß es nichts Unzuverlässigeres gibt als einen Augenzeugen. Die Meinungen, die wir uns bilden, basieren auf individueller Auffassung. Das ist etwas, das die Wissenschaft erst noch richtig begreifen muß. Faszinierend, nicht wahr?« Er schüttelte den Kopf, als wären die Menschen einfach zu kompliziert, und warf einen liebevollen Blick auf seinen Computermonitor. »Der menschliche Verstand kann grenzenlos logisch und pragmatisch sein oder hartnäckig irrational. Ein hoffnungslos leerer Verstand kann ein Körnchen
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