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Deer Lake 02 - Engel der Schuld

Deer Lake 02 - Engel der Schuld

Titel: Deer Lake 02 - Engel der Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
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seinen Hals. »Ich habe von Anfang an gewußt, daß sie genau die Richtige für diesen Job ist.«
    Statt mit den Augen zu rollen, sah Ellen auf ihre Uhr. »Verzeihen Sie, wenn ich mit der Tür ins Haus falle, aber ich muß bald bei Gericht sein. Was hat das alles mit Mister Brooks zu tun?«
    Seine blauen Augen zwinkerten vor unterdrücktem Vergnügen. Einer seiner Mundwinkel zuckte nach oben. Er saß mit ausgestreckten, an den Knöcheln gekreuzten Beinen da. Er hatte für dieses Treffen Zugeständnisse gemacht. Die Jeans und das Jeanshemd hatte er gegen ein blaues Hemd und Khakihosen eingetauscht. Der Parka war durch einen marineblauen Blazer ersetzt, dessen Schnitt seine Schultern betonte. Aber er hatte sich immer noch nicht rasiert, und die Seidenkrawatte hing ihm lose um den Hals. Alles in allem sah er aus, als hätten ihn auf dem Heimweg von einer Begegnung mit einem Betonmischer ein paar Schläger überfallen.
    »Ich bin überzeugt, daß Sie sich bewußt sind, Ellen«, sagte Glendenning, »daß Brooks ein fester Begriff unter den Bestsellerautoren über wahre Verbrechen ist. Seine diesbezüglichen Qualitäten sprechen für sich.«
    »Da bin ich mir sicher«, sagte Ellen trocken.
    » Gerechtfertigter Mord « sprudelte Rudy hervor und versuchte, sich damit wieder ins Gespräch zu drängen. »Das ist mein persönlicher Lieblingstitel.«
    Glendenning wies ihn mit einem strengen Blick über die Schulter zurecht. »Wir alle sind mit Mister Brooks Werk vertraut . . .«
    »Um ehrlich zu sein, ich nicht«, log Ellen. »Als Anklägerin finde ich die wachsende Begeisterung für wahre Verbrechen beunruhigend und geschmacklos.« Sie bot Jay ein falsches Verzeihung heischendes Lächeln an. »Das soll keine Beleidigung sein, Mister Brooks.«
    Er strich sich mit der Hand über den Mund, um sein Grinsen zu kaschieren. »So habe ich es auch nicht verstanden, Miss North.«
    Bill Glendennings Kinn wurde zu Granit. Rudy erstarrte hinter ihm zur Salzsäule.
    »Jay interessiert sich für diesen Fall«, sagte Glendenning. »Weil es eine Story ist, die Herzen und Verstand der Menschen überall berühren wird. Er hat sein besonderes Interesse daran bekundet, den Fall von unserem Standpunkt aus zu schildern.«
    Ellen sah Jay Butler Brooks angewidert an. Er saß neben dem Generalstaatsanwalt. Bill und Jay, zwei richtige Kumpel. Jay Butler Brooks, der derzeitige Liebling der Medien, ein Mann mit Geld, ein Mann mit Einfluß in der Verlagswelt und in Hollywood, ein Mann, dem die Leute vertrauen würden, weil sie über ihn in People und Vanity Fair gelesen hatten und zu dem lächerlichen Schluß gekommen waren, daß sie ihn kannten. Bill Glendenning, der sich mit Freuden die Publicity zunutze machen würde, die eine solche Verbindung mit sich brachte, ein Hilfsmittel, um sich in das Gouverneursamt zu katapultieren.
    Unter dem Vorwand, ihre Papiere wieder in die Aktentasche stecken zu wollen, trat sie langsam den Rückzug hinter ihren Schreibtisch an. » Unser Standpunkt. Was genau soll das heißen?«
    Brooks richtete sich im Stuhl auf, beugte sich nach vorn und legte die Unterarme auf seine Schenkel. Ellen spürte, daß sein Blick intensiver wurde, weigerte sich aber, den Kopf zu heben, um sich ihm zu stellen. »Das Justizsystem einer Kleinstadt nimmt einen wirklich großen Fall auf«, sagte er. »Die letzte Bastion des Anstands in Amerika wird vom bösen Gift unserer modernen Gesellschaft angegriffen. Dieser Fall hat die Aufmerksamkeit und die Phantasie von Millionen erregt. Ich weiß, daß zumindest ich fasziniert bin.«
    Ellen verkniff sich ein Dutzend vernichtender Bemerkungen. Der Fall faszinierte ihn, und wenn er ihn genug faszinierte, würde er Kapital daraus schlagen. Mit einem Mal erschienen ihr Reporter, die sich an dieser Tragödie gelabt hatten, wie kleine Fische. Ein Hai war gerade in die Gewässer geschwommen.
    Nachrichten waren die eine Sache. Daß aber Jay Butler Brooks diesen Fall zu Unterhaltungsliteratur machen und ein Vermögen daran verdienen konnte, war über alle Maßen verachtenswert. Sie wollte ihm das sagen, aber da saß er mit seinem guten Freund, dem Generalstaatsanwalt, und ihr unmittelbarer Vorgesetzter scharwenzelte um die beiden herum – ein Dummkopf, den man hinter sich her trotten läßt, weil er hin und wieder von Nutzen sein kann.
    »Was hat das mit mir zu tun?« fragte sie mit zusammengebissenen Zähnen.
    »Oh, ich bin besonders fasziniert von Ihrer Rolle bei alldem, Miss North«, sagte er. »Anklägerin

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