Dein Auftritt Prinzessin
Arme der Liebe meines Lebens) geben will. Sie redet schon den ganzen Tag von nichts anderem und hält mir Vorträge. Prinz William wird nämlich auch erwartet, weil er wegen dieses Benefiz-Polospiels, an dem auch Dad und René teilnehmen, sowieso in Genovia ist. Grandmère stirbt schon jetzt tausend Tode. Sie hat Angst, ich könnte vor Willi einen ähnlich monströsen gesellschaftlichen faux pas begehen wie bei meiner Fernsehansprache.
Als würde ich mit Prinz William über Parkuhren reden. Also, echt.
»Mon dieu, was ist bloß los mit dir?«, hat Grandmère vorhin gestöhnt. »Seit wir New York verlassen haben, steckst du mit dem Kopf in den Wolken. Du bist noch geistesabwesender als sonst.« Sie musterte mich mit zusammengekniffenen Augen, was immer total horrormäßig aussieht, weil sie ja diesen eintätowierten Lidstrich hat, damit sie sich morgens nicht mit Kajal und Wimperntusche abplagen muss und dafür mehr Zeit hat, ihre Brauen abzurasieren und sich neue zu malen. »Du denkst doch wohl nicht etwa die ganze Zeit an diesen Jungen ? «
Dieser Junge - so nennt Grandmère Michael, seit ich ihr eröffnet hab, dass er mein einziger Lebensinhalt ist. Er und natürlich Fat Louie, mein Kater.
»Falls du von Michael Moscovitz sprichst«, hab ich mit meiner vornehmsten Stimme geantwortet, »hast du Recht. Michael ist in meinen Gedanken und in meinem Herzen immer bei mir.«
Grandmère schnaubte nur.
»Pubertäre Schwärmerei«, brummte sie dann. »Das wird sich bald legen.«
Äh, entschuldige mal, Grandmère, aber das kannst du
voll abhaken. Ich liebe Michael schon ungefähr seit acht Jahren (okay, mit Ausnahme der zwei kurzen Wochen, in denen ich mir einbildete, in Josh Richter verliebt zu sein). Acht Jahre sind länger als mein halbes Leben. Eine so tiefe und beständige Leidenschaft legt sich nicht so bald, aber du als emotionaler Krüppel kannst das natürlich nicht verstehen.
Das hab ich aber sicherheitshalber nicht laut gesagt, weil Grandmère so lange, scharfe Fingernägel hat, die sie anderen Leuten gene mal »aus Versehen« ins Fleisch bohrt.
Eines möchte ich übrigens klarstellen: Zwar ist Michael mein Ein und Alles, aber ich hab trotzdem nicht vor, mein Mathebuch mit Herzchen, Blümchen und verschnörkelten Mrs Michael Moscovitz zu verzieren wie Lana Weinberger es getan hat (natürlich hat sie Mrs Josh Richter geschrieben). Nicht nur, weil ich das albern finde und nicht bereit bin, meine eigene Identität der meines Mannes unterzuordnen, indem ich seinen Nachnamen annehme, sondern auch weil Michael als künftiger Gemahl der Regentin von Genovia natürlich meinen Nachnamen annehmen muss. Nicht Thermopolis, sondern Renaldo. Michael Renaldo. Klingt doch richtig gut, oder?
Noch dreizehn Tage, bis ich die Lichter New Yorks und Michaels dunkelbraune Augen wiedersehe. Bitte, lieber Gott, lass mich diesen Tag noch erleben.
s. Frstl. H. Michael Renaldo
M. Renaldo - Gemahl der Fürstin von Genovia
Michael Moscovitz Renaldo von Genovia
Vor siebzehn Tagen habe ich ihn zuletzt gesehen.
Mittwoch, 7. Januar
Nur so viel zum heutigen Tag: Wenn die Genovesen ihre schönen Straßen unbedingt durch die Benzin schluckenden Geländewagen deutscher Touris abnutzen lassen wollen - bitte schön, sollen sie doch. Ich hindere sie nicht daran. Mit welchem Recht denn auch?
Ich bin ja bloß ihre PRINZESSIN.
18 TOMM
Donnerstag, 8. Januar, Tagesprogramm
8.00 - 9.00 Uhr
Frühstück mit dem spanischen Botschafter
Noch immer kein Ketschup!
9.30 - 12.00 Uhr
Letzte Sitzung für mein Porträt
Das fertige Gemälde kriege ich erst bei der feierlichen Enthüllung auf dem Abschiedsball zu sehen. Ich hoffe nur, er hat den Monsterpickel, der auf meinem Kinn sprießt, nicht abgemalt. Das wäre mir irgendwie peinlich.
12.30 - 14.00 Uhr
Mittagessen mit dem genovesischen Finanzminister
Na endlich! Habe doch noch jemanden gefunden, der die Bedeutung von Parkuhren für den genovesischen Steuersäckel erkennt. Dieser Finanzminister ist ein Genie!
Leider ist Grandmère nach wie vor nicht zu überzeugen. Und sie hat leider den größten Einfluss auf die öffentliche Meinung, sogar noch mehr als Dad oder das Parlament.
14.30 - 16.30 Uhr
Prinzessunterricht: Unterweisung, was ich zu Prinz William sagen darf und was nicht.
Beisipel:
»Ich freue mich sehr, Ihre Bekanntschaft zu machen.« - Okay.
»Hat Ihnen eigentlich schon mal jemand gesagt, dass Sie aussehen wie Heath Ledger?« - Nicht okay.
René hat auf dem
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