Dein Auftritt Prinzessin
der genovesischen Olivenbauern. Der Vorsitzende ist ein 98-jähriger Hutzelgreis. Habe ihm gratuliert und gesagt, für sein reifes Alter sähe er aber ganz schön »olivenkerngesund« aus. Niemand schien meinen Witz witzig zu finden, vor allem die Mitglieder des Verbands der Olivenbauern nicht.
Dritter Tag ohne Michael. Kam nicht dazu, anzurufen, weil ich mit Grandmère wegen des Olivenkern-Scherzes heftige Diskussionen führen musste.
Aus dem fürstlichen Terminplaner: 24. Dezember
Habe im Staatsfernsehen Ansprache ans genovesische Volk gehalten. Bin etwas vom abgesprochenen Redetext abgewichen, weil mir einfiel, wie viel Geld die New Yorker Stadtverwaltung jährlich allein durch Parkgebühren einnimmt, weshalb ich spontan vorschlug, in Genovia auch ein paar Parkuhren aufzustellen. Das würde das Bruttosozialprodukt enorm steigern und knauserige Tagesausflügler abschrecken, die sowieso nicht zum Geldausgeben, sondern bloß zum Glotzen nach Genovia kommen. Verstehe nach wie vor nicht, wieso Grandmère sauer ist. Die Parkuhren in New York sind nicht hässlich und verschandeln auch nicht die Landschaft. Mir fallen sie schon gar nicht mehr auf.
Vierter TOMM (Tag ohne meinen Michael)
Aus dem fürstlichen Terminplaner: 25. Dezember - Weihnachten
JUHUUUUUU!!!!!! Habe Michael endlich an die Strippe bekommen. Wir waren aber beide ziemlich verkrampft. Ich, weil Dad, Grandmère und mein Cousin René um mich herumschlichen, und er, weil seine Eltern, seine Großeltern und seine Schwester Lilly mit im Zimmer saßen.
Michael hat gefragt, ob ich was zu Weihnachten bekommen hab. Nein, hab ich gesagt, bloß einen Terminplaner und ein Zepter. Dabei hatte ich mir ein Handy gewünscht. Als ich wissen wollte, ob er was Schönes zu Chanukka bekommen hat, hat er auch Nein gesagt, bloß einen Farbdrucker. Immer noch besser als meine Geschenke, finde ich. Obwohl man das Zepter super zum Zurückschieben der Nagelhaut benutzen kann.
Ich bin echt erleichtert, dass sich Michael noch an mich erinnert. Natürlich weiß ich, dass mein Freund ein besonders gelungenes Exemplar seiner Spezies - männliche Wesen, meine ich - ist. Aber Männer haben nun mal bekanntermaßen eins mit Hunden gemeinsam: ihr nicht vorhandenes Kurzzeitgedächtnis. Schwärmt man ihnen von dem Film »Willkommen in Wellville« vor, behaupten sie ein paar Minuten später glatt, man fände die Serie »Smallville« total genial. Das kann man ihnen aber nicht vorwerfen. Ich glaub, ihr Hirnspeicher ist einfach mit Datenmüll über Modems, Star Trek, Limp Bizkit usw. belegt.
Michael ist leider keine Ausnahme. Er ist zwar der Zweitbeste in seinem Jahrgang, hat im College-Einstufungstest die volle Punktzahl erreicht und ist noch vor der Abschlussprüfung an einer der besten Unis des Landes aufgenommen worden, aber er brauchte trotzdem ungefähr fünf Millionen Jahre, bis er sich dazu durchringen konnte, mir zu sagen, dass er mich mag. Und auch das erst, nachdem ich ihn mit anonymen Liebesgedichten
bombardiert hatte. Die gar nicht so anonym waren, weil er - dank meiner geschwätzigen Freundinnen, zu denen auch seine jüngere Schwester gehört - die ganze Zeit wusste, dass sie von mir waren.
Na, egal. Es ist jedenfalls echt hart, fünf lange Tage ohne Nachricht von der großen Liebe seines Lebens zu sein. Wenn Tina Hakim Babas Freund Dave Farouq El-Abar so lange nicht bei Tina anruft, denkt sie jedes Mal gleich, er hätte eine Bessere gefunden. Sie hat ihm sogar mal gestanden, wie sehr sie ihn liebt und wie schlimm es für sie ist, wenn er sich so lange nicht meldet… Seitdem meldet er sich übehaupt nicht mehr, weil er anscheinend eine Bindungsphobie hat und die totale Panikattacke bekommt, wenn er das Wort »Liebe« hört.
Michael könnte locker eine finden, die besser ist als ich. Da draußen laufen bestimmt eine Million echt tolle Mädels rum, die so richtig was zu bieten haben und nicht bloß Prinzessinnen sind, die in den Winterferien mit ihren irrsinnigen Großmüttern und haarlosen Monsterpudeln in Paläste gesperrt werden.
Obwohl wir Tina jedes Mal beruhigen, wenn sie denkt, dass Dave bald mit ihr Schluss macht - »Nööö, das würde er nie tun!« -, verstehe ich jetzt, wie sie sich fühlt.
Ich hab mit Mom und Mr Gianini telefoniert. Beiden geht es gut. Mom hat ihrer Frauenärztin verboten, ihr zu verraten, ob sie einen Jungen oder ein Mädchen bekommt. Sie will es vorher lieber nicht wissen, weil sie denkt, dass sie bei einem Jungen vielleicht nicht pressen
Weitere Kostenlose Bücher