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Dein Gesicht morgen 03 - Gift und Schatten und Abschied

Dein Gesicht morgen 03 - Gift und Schatten und Abschied

Titel: Dein Gesicht morgen 03 - Gift und Schatten und Abschied Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Javier Marias
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Hintergrund, ich glaubte nicht, daß es sich um Kopien handelte. Jemand hier verstand etwas von Malerei oder hatte etwas davon verstanden, jemand mit einer Vorliebe für Pferderennen oder ganz allgemein für Wetten, und mein Gastgeber war gewiß ein Pferdenarr, so wie er auch Fußballfan war oder zumindest ein Anhänger der Blues von Chelsea. Um solche Bilder zu erwerben, braucht man kein Multimillionär in Pfund oder in Euros zu sein, aber man muß schon mehr als genug Geld haben oder sehr überzeugt davon sein, daß es nach jeder Ausgabe wieder hereinkommt. Die Atmosphäre war eher typisch für das Zuhause eines wohlhabenden Diplomaten oder eines bedeutenden Professors, der auf sein Gehalt verzichten kann, einer von denen, die ihren Beruf nicht so sehr ausüben, um sich ihren Lebensunterhalt zu verdienen, sondern um des Renommees willen, als für einen Angehörigen der Armee, der undefinierbaren, dunklen zivilen Aufgaben nachging, ich vergaß nicht, daß die Initialen des MI 6 und MI 5 Military Intelligence bedeuteten; und dann wurde mir klar, daß Tupra einen hohen Dienstgrad besitzen konnte, Oberst oder Major oder vielleicht Kommandeur oder Fregattenkapitän wie Ian Fleming und sein Protagonist Bond, vor allem, wenn er von der Marine kam, vom alten OIC, das Wheeler zufolge die besten Männer hervorgebracht hatte, dem Operational Intelligence Centre, oder von der NID , zu der es gehörte, der Naval Intelligence Division, nach und nach studierte und erfaßte ich die Strukturen und die Zusammenhänge zwischen diesen Diensten in den Büchern, die Tupra in seinem Büro aufbewahrte und in denen ich gelegentlich blätterte, wenn ich allein bis spät in dem namenlosen Gebäude blieb oder es früh betrat, um irgendeinen Bericht früher fertigzustellen oder zu ergänzen, und dann konnte es geschehen, dass ich die junge Pérez Nuix traf, die sich den Oberkörper mit einem Handtuch abtrocknete, weil sie die Nacht dort verbracht hatte, jedenfalls behauptete sie das.
    Ich hielt die müden Augen auf das Feuer gerichtet, das Reresby angezündet hatte und das nicht wenig dazu beitrug, seinen Salon zu einem märchenhaften oder verzauberten Ort zu machen, ich erinnerte mich an das Bild eines gemütlichen und in Wirklichkeit seltenen London, wenn es denn je existiert hatte, wie soll ich sagen, das des Hauses der Eltern von Wendy in der Walt-Disney-Version von Peter Pan mit seinen weiß lackierten Sprossenfenstern und seinen ebenfalls weißen Regalen, seinen dicht zusammengedrängten Schornsteinen und seinen friedlichen Dachkammern, oder so erinnerte ich mich zumindest an jenes Zuhause, das ich im Dunkeln in der Kindheit gesehen hatte, in einem Zeichentrickfilm, der so tröstlich war, daß man sich wünschte, darin zu leben. Ja, Tupras Haus war bequem und beruhigend, eines von denen, mit deren Hilfe man in Gedanken versinken und zur Ruhe kommen kann, es hatte auch etwas vom Haus des Professor Higgins, den Rex Harrison in My Fair Lady gespielt hatte, obwohl sich dieses in Marylebone befand und das von Wendy in Bloomsbury, wie ich glaube, seines dagegen hier in Hampstead, weiter im Norden. Vielleicht brauchte er diese ruhige, wohltuende Umgebung als Ausgleich und um sich von seinen zahlreichen miteinander verschränkten, undurchsichtigen und sogar gewaltsamen Tätigkeiten abzuschotten, vielleicht hatten ihn seine ranglose ausländische Herkunft oder sein Herkommen aus Bethnal Green oder einem anderen Armenviertel veranlaßt, eine Einrichtungsidee anzustreben, die der Schäbigkeit entgegengesetzt war, die man fast nur noch in Fiktionen findet, für Kinder bei Barrie oder für Erwachsene bei Dickens, sicher hatte er diesen Film gesehen, der auf ersteren zurückging, den Dramatiker, so wie alle Kinder unserer Zeit in jedem Land der Welt, ich hatte ihn in meinem viele Male gesehen.
    Er holte seine ägyptischen Zigaretten hervor und bot mir eine an, jetzt war er mein Gastgeber, und das war ihm auf mechanische Weise bewußt, er hatte mir auch einen Drink angeboten, den ich vorerst abgelehnt hatte, er hatte sich Portwein eingeschenkt, nicht aus einer Flasche, sondern aus einer Karaffe mit einer kleinen Medaille um den Hals, wie sie die Tischgäste bei den high tables , zu denen ich in meinen fernen Zeiten in Oxford von meinen Kollegen bisweilen eingeladen worden war, zum Nachtisch rasch im Uhrzeigersinn herumgehen ließen (es waren mehrere, es hörte nie auf), vielleicht schickten die seinen ihm noch immer Flaschen aus eigener Herstellung,

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