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Dein Gesicht morgen 03 - Gift und Schatten und Abschied

Dein Gesicht morgen 03 - Gift und Schatten und Abschied

Titel: Dein Gesicht morgen 03 - Gift und Schatten und Abschied Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Javier Marias
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Zwischendurch lachte er kurz auf, das Foto und die Situation amüsierten ihn, und mit Recht.
    »Darf ich nachsehen, wie man es genannt hat? Darf ich es umdrehen?« fragte ich ihn, um nicht ohne Erlaubnis zu sehen, was derjenige schrieb, der ihm die Karte seinerzeit geschickt hatte.
    »Klar, nur zu«, antwortete er mir mit einer großzügigen Geste.
    Nichts Bemerkenswertes oder Phantasievolles oder Witziges stand auf der Postkarte, nur ›Loren & Mansfield, The Ludlow Collection‹, das konnte ich erkennen, ich hielt mich nicht mit dem Versuch auf, zu lesen, was man ihm vor Zeiten mit Filzschreiber hingekritzelt hatte, zwei oder drei Sätze, irgendein Zeichen scherzhafter Bewunderung, in einer vielleicht weiblichen Schrift, gedehnt, leicht rundlich, mein Blick fiel eine Sekunde auf die Unterschrift, weiter nichts als eine Initiale, ›B‹, das konnte Beryl sein, auch auf das Wort ›fear‹, das auf englisch ›Angst‹ bedeutet. Eine Frau mit Humor, wenn es eine Frau war, die sie ihm geschickt hatte. Tatsächlich mit herausragendem, außergewöhnlichem Humor, denn ein derartiges Foto amüsiert vor allem Männer, und deshalb lachte ich herzhaft über den besorgten Augenwinkel von Sophia Loren, über ihre Verzagtheit und ihren Argwohn angesichts des siegreichen, einschüchternden transatlantischen Ausschnitts, Reresby und ich lachten einstimmig mit jenem Lachen, das uneigennützig verbindet, wie damals in seinem Büro, als ich ihm von den möglichen Holzpantinen des gewählten, durch Abstimmung ernannten kleinen Tyrannen und von den patriotischen Sternen erzählt hatte, die ich im Fernsehen auf sein Hemd aufgedruckt gesehen hatte, und als ich ›Liki-liki‹ gesagt hatte, dieses komische Wort, das man unmöglich hören oder lesen kann, ohne es sofort wiederholen zu wollen: Liki-liki, und fertig. Ich hatte mich bei der Gelegenheit gefragt, als ich das Lachen wahrnahm, das so sehr entwaffnet, seines und meines vereint, ob in der Zukunft er entwaffnet sein würde oder ich oder vielleicht wir beide. Ein Teil dieses Morgen war schon da, und im Augenblick, das war mir sehr wohl klar, war ich es, der entwaffnet war.
    ›Das gibt’s doch nicht, verdammte Scheiße‹, dachte ich mit der Grobheit eines De la Garza und gehörig irritiert: ›Er hat es fertiggebracht, daß ich in seiner Gesellschaft ungezwungen lache. Gerade war ich noch wütend auf ihn, und in Wirklichkeit bin ich es immer noch, das wird dauern; kurz zuvor habe ich seine Brutalität erlebt, habe gefürchtet, er würde einen armen Teufel mit methodischer Kälte umbringen, ihm ohne gewichtige Gründe die Kehle durchschneiden, wenn denn einer gewichtig genug sein kann, ich habe gefürchtet, er würde ihn mit seinem eigenen lächerlichen Haarnetz strangulieren und in dem blauen Wasser ertränken; und ich habe aus der Nähe die Tracht Prügel gesehen, die er ihm verabreicht hat, ohne seine Hände zu benutzen, ohne ihm auch nur einen einzigen Schlag zu versetzen, trotz der bedrohlichen Handschuhe, die er angezogen hatte.‹ Tupra hatte sie nicht vergessen: Nachdem das Feuer in Gang gebracht war, hatte er sie sogleich aus seiner Manteltasche geholt und in die Flammen geworfen, mitsamt den Streifen Toilettenpapier, in die er sie eingewickelt hatte. Jetzt verging endlich der Geruch nach verbranntem Leder und verbrannter Wolle oder der nach Holz dominierte, bestimmt waren sie einigermaßen getrocknet, seitdem wir die Behindertentoilette verlassen hatten. ›Der Gestank wird nicht lange dauern‹, hatte er gesagt, als er sie mit einer fast mechanischen Bewegung hineinwarf, so als würde er nach dem Nachhausekommen die Schlüssel oder die Münzen ablegen. Er hatte sie behalten, bis er sie zerstören konnte, das war mir nicht entgangen, noch dazu in seinem eigenen Haus. Er war selbst in den Dingen vorsichtig, in denen man es nicht sein mußte. ›Und jetzt ist er die Ruhe selbst und zeigt mir ein witziges Foto und kommentiert es ganz aufgeräumt. (Im Mantel befindet sich noch immer das Schwert, wann wird er es herausholen, wann wird er es verwahren.) Und ich bin ebenfalls ganz ruhig, sehe das Amüsante an der Szene und lache mit ihm, o ja, er ist ein sympathischer Mann, in erster und in vorletzter Instanz, und wir können es nicht vermeiden, wir neigen dazu, gut miteinander auszukommen, uns wohlgesonnen zu sein.‹ (In der letzten war er es nicht mehr, doch so weit kam es gewöhnlich nicht, an jenem Tag aber doch.) Ich überlegte rasch (etwas ist besser als gar nichts, wenn

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