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Dein ist die Rache. McAvoys zweiter Fall: Ein Yorkshire-Krimi (Ein Aector-McAvoy-Krimi) (German Edition)

Dein ist die Rache. McAvoys zweiter Fall: Ein Yorkshire-Krimi (Ein Aector-McAvoy-Krimi) (German Edition)

Titel: Dein ist die Rache. McAvoys zweiter Fall: Ein Yorkshire-Krimi (Ein Aector-McAvoy-Krimi) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Mark
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jemand, der uns warnen wollte.«
    »Freund oder Feind?«, will McAvoy mit einer gewissen Schärfe wissen.
    »Aector, es gibt immer noch Menschen, denen etwas an mir liegt. Ich bin nicht für alle gestorben.«
    McAvoy sieht das Aufflackern von Zorn auf ihren Wangen und setzt sich neben sie aufs Bett. Er legt ihr den Arm um die schlanken, muskulösen Schultern. »So habe ich es nicht gemeint«, sagt er.
    Er weiß, wie viel sie geopfert hat, um seine Frau zu werden. Weiß, dass ihre Eltern sich nur schwer durchringen können zu akzeptieren, dass ihre jüngste Tochter einen Polizisten geheiratet hat, und das auch noch in einer schlichten, standesamtlichen Zeremonie. Ihre beiden Brüder verleugnen sie.
    Roisin ist in einer Umgebung aufgewachsen, in der die Familie über alles geht. Er weiß, dass ein Teil ihrer Seele an dem Tag zerbrochen ist, als sie ihren Eltern sagte, dass sie in den Polizisten verliebt sei, der ihren Dad schon zweimal verhaftet hatte.
    »Aector, sein Pate ist Noye.«
    McAvoy sieht sie forschend an, wartet auf mehr. Doch sie sagt nichts.
    »Noye?«
    »Giuseppe Noye. Beppe.«
    McAvoy steht wieder auf. Er trinkt einen Schluck aus einem halbvollen Glas Wasser auf dem Nachttisch und spült es durch den Mund, bis es warm ist.
    »Ich bin Polizist. Wir veranstalten keine Schlägereien. Wir befassen uns ständig mit gefährlichen Leuten.«
    Roisin steht auf und stellt sich dicht vor ihren Mann. In ihrer Miene liegt echte Furcht.
    »Das ist ihm egal«, sagt sie. »Es ist ein Roma-Ding. Eine Ehrensache. Ronan hat ihm erzählt, du hättest ihm weh getan, und das ist alles, was zählt. Die Uniform ist unwichtig.«
    McAvoy seufzt. Das hat ihm gerade noch gefehlt. »Roisin, ernsthaft, er kann doch nicht von mir erwarten, dass ich hingehe und mit bloßen Fäusten …«
    »Doch! Genau das verlangt er.«
    »Nun, von mir hat er gar nichts verlangt.«
    »So läuft das aber, Aector«, sagt sie geduldig, als würde sie mit einem Kind sprechen. »Das Wort ergeht. Eine Nachricht erreicht dich. Zeit und Ort werden arrangiert. Ihr trefft euch und kämpft. Und ihr macht so lange weiter, bis einer aufgibt.«
    »Tot?«
    »Nein, nicht tot. Es gibt Regeln. Und einen Schiedsrichter. Er verhindert, dass es …«
    »Tödlich wird?«
    »Ja. Aber Leute werden dabei verletzt. Schwer verletzt. Und der Schlimmste von allen ist Giuseppe Noye.«
    McAvoy trinkt das Glas Wasser leer. Setzt sich wieder und zieht Roisin auf sein Knie. In Wahrheit ist er nicht sonderlich besorgt. Er ist traurig, weil seine Frau sich aufregt, und er weiß, dass er sich irgendwann wohl mit der Situation auseinandersetzen muss, aber angesichts dessen, was er im Moment am Hals hat, hat er nicht vor, sich groß den Kopf über Giuseppe Noye zu zerbrechen. Im Geiste macht er einen Kringel um den Namen. Beschließt, ihn daraufhin überprüfen zu lassen, ob es Querverbindungen zu den vietnamesischen Drogenbanden gibt.
    »Ich kann schon auf mich aufpassen«, sagt McAvoy. »Das ist mein Job.«
    Roisin wirkt nicht beruhigt. »Würdest du mit ihm kämpfen, Aector? Wenn du müsstest? Um der Ehre willen?«
    McAvoy starrt sie an. Er begreift, dass er sich geirrt hat. Sie hat keine Angst, dass Noye ihn verletzen könnte. Sondern dass er nicht kämpfen wird.
    »In dieser Sache geht es nicht um Ehre«, sagt er kalt. »Ich würde für meine Überzeugungen sterben. Aber das hier? Denkst du so von mir?«
    Roisin legt das Gesicht in die Hände. »Ich weiß nicht, was ich will. Manchmal komme ich mir wie eine Fremde vor. So, wie die Dinge sind, wie ihr euch alle benehmt.«
    »Wer ist ›ihr alle‹?«
    Sie sitzen schweigend da. Einen kurzen Moment lang erwägt McAvoy zuzustimmen. Seinen Mann zu stehen und sich auf einen Kampf mit bloßen Fäusten einzulassen. Er lacht leise auf. Streckt die Hand aus und streicht seiner Frau übers Haar.
    »Ich werde sein, wie immer du mich haben willst, Roisin. Ich würde sterben, um dich zum Lächeln zu bringen.«
    Sie schüttelt den Kopf. »Das will ich nicht. Ich will überhaupt nicht, dass du kämpfst. Ich will, dass du du selbst bist. Gut und tapfer und liebevoll. Aber dann sehe ich meine Mutter vor mir, wie sie verächtlich das Gesicht verziehen würde, wenn einer ihrer Jungs einen Ehrenkampf ablehnt, und dann bin ich mir plötzlich selbst fremd.«
    McAvoy zieht sie an sich. Hält sie fest. Sie war noch so jung, als sie heirateten. Ihr ganzes Leben hatte sie unter dem fahrenden Volk verbracht, und sie hatte seine Welt angenommen, ohne einen

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