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Dein ist die Rache

Dein ist die Rache

Titel: Dein ist die Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Mark
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Computer, wissen Sie das noch? Wurde er zur Technik geschickt?«
    »Kein Computer, soweit ich mich erinnern kann«, meint der Sergeant. »Allein das ist heute schon ungewöhnlich. Ich glaube nicht, dass er viel Familie hatte. Er befasste sich wohl mit Tanzen, wenn Ihnen das weiterhilft. In welche Richtung ermitteln Sie eigentlich?« McAvoy hatte gehofft, diese Frage umgehen zu können, aber er ist vorbereitet. »Die Kripo in Berkshire hat zwei Fälle, die nach Selbstmord aussehen. Es besteht die Möglichkeit, dass sie mit einer Website in Verbindung stehen, auf der Leute sich gegenseitig Tipps geben, wie man sich am besten umbringt.«
    »Und sie glauben, unser Junge hätte dazugehört? Nein, wie gesagt, kein Computer.«
    »Kein Telefon?«
    »Wir haben keines gefunden. Seine Eltern wohnen meilenweit weg, deshalb wurden sie von einem anderen Revier verständigt. Seine Tante hat ihn identifiziert. Reizende Dame …«
    »Haben Sie sie nach einem Telefon gefragt?«
    Eine Pause entsteht, während der andere Mann nachdenkt. »Ich bin nicht … ach, halt mal, ja. Als wir sie abholten, sagte sie, dass sie ihn in den Tagen, bevor er gefunden wurde, mehrmals angerufen hätte. Er ging nicht ran. Simste nicht einmal zurück … ja, das heißt wohl, er hatte ein Telefon.«
    »Steht das in Ihrem Bericht? Wusste die Kripo davon?«
    »Auf jeden Fall muss es in meinen Notizen gestanden haben. Aber nein, ich denke, ich hatte den Bericht schon geschrieben, bevor ich mit seinem Tantchen sprechen konnte.«
    McAvoy bleibt stumm.
    »Waren die anderen Jungs auch schwul?«, fragt Sergeant Arthurs nicht ganz ernst gemeint.
    »Wie bitte?«
    »Die anderen Selbstmorde. Auch Schwule?«
    »Woher wissen Sie denn, dass er schwul war?«
    Der Mann lacht. »Ich bin doch nicht blöd, mein Freund. Er war schwul, kein Zweifel. Das konnte man einfach sehen.«
    McAvoy spürt, wie ihm unter seiner feuchten Kleidung heiß wird. »Und wie genau kann man das ›einfach sehen‹?«
    »Na ja, ich kenne nicht viele Heteros, die sich Pfauenfedern auf den Rücken tätowieren lassen. Sie etwa?«
    McAvoy verstummt. Schluckt. »Tja, nein.«
    »Na egal, es stand ja in der Zeitung, nicht wahr? Bei der gerichtlichen Untersuchung.«
    McAvoy kratzt sich am Kopf. Er sieht, dass die Dame auf der anderen Straßenseite sich mit ihrer schweren Last wieder gefangen hat und ihre Bürde auf einen Betonpoller abstützt. Dann knickt sie auf einem wackeligen Pflasterstein um, und schmutziges Wasser spritzt ihr über das Bein. Ihr Gesicht verzieht sich. Tränen beginnen zu fließen.
    Rundheraus stellt er seine nächste Frage: »Glauben Sie, es war Selbstmord?«
    Sergeant Arthurs stößt einen Laut aus, der tiefes Nachdenken suggerieren soll. »Ich denke schon«, sagt er schließlich. »Zuerst nicht. Dachte, er stünde auf dieses autoerotische Zeugs. Vielleicht ein Spiel, das schiefging. Aber nein, er führte ein einsames Leben. Eine schäbige Existenz. Ich glaube, er hat sich selbst abgemurkst.«
    McAvoy bedankt sich für die Mühe. Will schon auflegen und hofft, dass der schriftliche Bericht brauchbarer ist.
    »Ach, warten Sie«, sagt Arthurs. »Eine Sache hat mich überrascht, als ich die Akte durchblätterte. Der Bluterguss wurde nicht erwähnt.«
    McAvoy stutzt. »Welcher Bluterguss?«
    »Auf seinem Rücken«, erwidert Arthurs. »Mitten zwischen den Pfauenfedern und dem verdammten Babyöl.«

Kapitel 11
    Ein elektrischer Heizstrahler, auf höchste Stufe hochgefahren.
    Rotglühend: heiß an seiner Wange.
    Kein Licht in dem stickigen, ungelüfteten Zimmer.
    McAvoy kneift die Augen zusammen und versucht, die Worte zu erkennen, die er mit einem Stift in sein Notizbuch kritzelt, der Löcher ins feuchte Papier reißt.
    »Glauben Sie, jemand hat ihn ermordet?«
    Die Frage kommt völlig unerwartet und in einem Ton, als wollte die Stimme wissen, ob McAvoy noch ein Stück Kuchen möchte.
    McAvoy hebt nicht den Kopf. Er weiß nicht, welchen Gesichtsausdruck er aufsetzen soll. Kennt die Antwort nicht. Glaubt er, Simon Appleyard wurde ermordet? Die Frage zwingt ihn, seine Gedanken zu ordnen. Er gesteht sich ein, dass er sich von Anfang an so verhalten hat. Im Grunde hatte er immer das Gefühl, einem Mörder auf der Spur zu sein.
    Fragt sich nur, warum.
    Er ist ein methodischer Detective, der sich an das vorgeschriebene Procedere hält, wenn man von vereinzelten Eingebungen einmal absieht. Es gibt nichts, womit er diesmal sein Gefühl begründen könnte, dass jemandem das Leben genommen

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