Deine Küsse - heißer als Feuer
Erwartungen an uns alle und wollte, dass wir hier im Resort bleiben und das tun, was er uns befahl. Genauso wie Guy sagt.“
„Aber immerhin hat er dich nach Frankreich gehen lassen, oder?“ Avery konnte kaum glauben, was sie da hörte.
„Aber erst nach langen Kämpfen. Er hat alle Hebel in Bewegung gesetzt, um mich davon abzuhalten. Aber in diesem Fall habe ich mich durchgesetzt.“ Auch später noch hatte Guy sich gut an das Triumphgefühl erinnern können, das er in diesem Augenblick empfunden hatte.
„Nicht nur Guy ist gegangen“, führte Melissa weiter aus, „Blake ging nach New York und ich nach Los Angeles. Dort war ich Geschäftsführerin eines riesigen Wellness-Centers, das ausgesprochen hip war. Und Gavin hat nach dem Studium überall auf der Welt gearbeitet, möglichst weit vom Jarrod Ridge entfernt. Lediglich Trevor ist in Aspen geblieben, aber auch er hat sich geweigert, für Dad zu arbeiten.“
„Dann bestand also die Gefahr, dass Don Jarrods Imperium zusammenbrechen würde“, warf Erica ein. „Doch das letzte Wort war noch nicht gesprochen. Selbst nach seinem Tod hat er noch seine Macht ausgeübt. Durch das Testament, das euch gezwungen hat, ins Jarrod Ridge zurückzukehren, falls ihr etwas von der Erbschaft sehen wolltet.“
„Nicht nur das. Nur durch das Testament hast du hier deine zweite Familie gefunden“, ergänzte Melissa. „Du bist genauso an dem Erbe beteiligt wie wir.“
„Nicht unbedingt zu eurer Freude, oder?“
„Zu meiner schon“, antwortete Melissa schnell. „Ich wollte immer eine Schwester haben. Du gehörst jetzt zur Familie.“
Guy schwieg, und Avery sah ihn erwartungsvoll an. Was meinte er dazu? Dass auch er froh war, eine zweite Schwester zu haben? Dass er sie herzlich in der Familie willkommen hieß?
Ganz sicher nicht. Denn Ericas Existenz machte klar, dass der Vater nach dem Tod seiner Frau doch nicht so verzweifelt gewesen war, wie Guy immer geglaubt hatte. Erica war der lebende Beweis dafür, dass der Vater sich sehr leicht von einer anderen Frau hatte trösten lassen. Doch davon einmal abgesehen gehörte Guy sowieso nicht zu den Männern, die Gefühle zuließen. Und das würde sich auch nicht ändern, davon war Avery allmählich überzeugt. Denn es wäre zu schmerzhaft, den Tod der Mutter, die Kälte des Vaters und all die Enttäuschungen erneut zu durchleben.
Aber dass ihm noch nicht einmal ein paar nette Worte zu Erica einfielen …
Jetzt warf Guy Erica einen Blick zu und bemerkte, dass sie mit fragend hochgezogenen Augenbrauen zwischen ihm und Avery hin und her sah. Ahnte sie etwas? Schon auf der Party vor der Eröffnung der Gala hatte sie sein Interesse an Avery gespürt, und jetzt war sie wohl ganz sicher, das sah er ihr an. Doch merkwürdigerweise störte ihn das nicht, im Gegenteil, er zwinkerte ihr zu. „Na ja, vielleicht ist es nicht so schlimm, noch eine Frau in der Familie zu haben …“, sagte er gedehnt und grinste.
Erica lachte. „Da bin ich aber erleichtert.“
Unwillkürlich sah er Avery an, und als sie ihn liebevoll anlächelte und anerkennend nickte, wurde ihm ganz warm ums Herz. Und zum ersten Mal, seit er ins Jarrod Ridge zurückgekehrt war, verspürte er so etwas wie inneren Frieden. Leicht befangen räusperte er sich. „Die Küchenuhr hat gerade geklingelt“, sagte er rau. „Wer von euch drei Hübschen gibt mir endlich ein Stück Apfelkuchen?“
Am nächsten Abend hatte Avery sich besonders sorgfältig zurechtgemacht. Zu dem Wohltätigkeitsball trug sie ihr goldfarbenes Versace-Kleid, das Onkel und Tante ihr zu ihrem fünfundzwanzigsten Geburtstag geschenkt hatten. Um den Knöchel zu schonen, hatte sie auf High Heels verzichtet und war stattdessen in die seidenen Ballerinas geschlüpft, die so gut zu dem Kleid passten. Aus alter Gewohnheit war sie schon ziemlich früh im Ballsaal erschienen und sah sich jetzt langsam in dem großen Raum um. Kameracrews des örtlichen Fernsehsenders stellten ihre Ausrüstung auf, denn Teile dieses Abends sollten später im Rahmen einer Show ausgestrahlt werden.
Guy war nicht zu sehen. Wahrscheinlich war er in der Küche und überwachte die letzten Vorbereitungen. Inzwischen hatte Avery feststellen können, dass er nicht der gelassene, eher unbekümmerte Mann war, als der er sich gern gab, sondern dass er ganz eindeutig ein Perfektionist war. Vor allem bei seiner Arbeit kam es ihm auf jedes Detail an. Die Weinauswahl war bereits getroffen worden. Guy, Louis und sie hatten sich relativ
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