Deine Küsse - heißer als Feuer
Ohr.
„Ich freu mich, dass du mir wenigstens in dem Punkt vertraust“, antwortete sie leise.
„Ich vertraue dir in jeder Hinsicht.“
„Das ist mir neu. Könntest du darauf einen Eid …“ Sie erstarrte und blickte auf einen schlanken, hochgewachsenen Mann, der sich zwischen den Tischen hindurchschlängelte und auf sie zukam. „Was will der hier?“, flüsterte sie und sah mit Entsetzen, dass der Neuankömmling auf den freien Platz an ihrer Seite zusteuerte.
Guy sah hoch und fluchte.
„Was hast du hier zu suchen, Jeff?“, fragte Guy drohend.
Jeff steckte die Hände in die Hosentaschen und grinste. „Hast du vergessen, dass du mir befohlen hast zu kommen?“
Mit vor Schreck geweiteten Augen sah Avery Guy an.
Guy legte ihr beruhigend die Hand auf den Arm. „Ich habe dir gesagt, du sollst Montagnachmittag kommen, nicht heute!“ Jeff wollte Ärger machen, das war Guy vollkommen klar.
Da Jeff Avery hatte zwingen wollen, mit ihm zu schlafen, hatte Guy keine Wahl. Er musste mit dem langjährigen Freund brechen und auch die Geschäftsverbindung mit ihm lösen. Denn mittlerweile war er fest davon überzeugt, dass Avery die Wahrheit gesagt hatte. Und sie kam an erster Stelle. Überrascht von den eigenen Gedankengängen, blickte er die Frau an seiner Seite an, ihr weiches herzförmiges Gesicht mit den großen blauen Augen und dem schönen Mund, das von blonden Löckchen umrahmt wurde, die sich aus der Hochfrisur gelöst hatten. Warum war ihm bisher nicht aufgefallen, wie wichtig sie für ihn war?
Die Antwort konnte er sich selbst geben. Weil er sich nicht binden wollte. Weil er Angst hatte, wieder verlassen zu werden. Und dennoch wusste er, dass sie einen Platz in seinem Herzen einnahm, den keine andere Frau ausfüllen konnte. Schon jetzt empfand er ein Gefühl grenzenloser Einsamkeit, wenn er daran dachte, dass sie ihn am Montag verlassen würde. Das hatte auch sein Vater empfunden, als die Mutter gestorben war. Und Don hatte nichts dagegen tun können.
Aber Guy hatte die Wahl. Er würde Avery nicht gehen lassen, und er wollte auch nicht auf das Kind verzichten. Sie gehörten zu ihm, und er würde alles dafür tun, dass es ihnen gut ging. Und zwar nicht, weil er nicht auf den Sex mit Avery verzichten wollte. Was er empfand, war so viel mehr. Sie sollte morgens neben ihm aufwachen, er wollte mit ihr lachen und alles mit ihr teilen. Das konnte nur Liebe sein …
Er liebte sie.
Wieder wandte er sich Jeff zu und sah ihn ernst an. „Du hättest nicht schon heute kommen sollen, Jeff“, sagte er ruhig. „Am Montag hätte ich mir Zeit genommen, mir deine Version der Geschichte anzuhören.“
„Entschuldigt mich“, Avery stand schnell auf, „ich muss mal eben zu …“
Guy sah ihr ein paar Sekunden hinterher, dann wandte er sich wieder an Jeff. „Aber vielleicht hast du recht. Vielleicht sollten wir das Gespräch nicht aufschieben. Komm.“ Ohne Jeffs Antwort abzuwarten, stand er auf und verließ den Tisch. Der ehemalige Freund folgte.
Avery stand in der Lobby vor dem Ballsaal. In dem hellen Licht der Kandelaber konnte Guy sehen, dass ihre Wangen tränenüberströmt waren. Schnell packte er Jeff beim Arm und ging auf sie zu. Avery starrte ihnen ängstlich entgegen.
„Als Erstes solltest du dich bei Avery entschuldigen, Jeff“, stieß Guy zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor und schubste Jeff in Averys Richtung.
„Wieso? Wofür soll ich mich entschuldigen?“
Avery wollte schon etwas sagen, aber Guy kam ihr zuvor. Er packte Jeff beim Revers seines Jacketts und zog ihn dicht an sich heran. „Warum bist du denn wie von der Erdoberfläche verschwunden, als ich versucht habe, dich mit dem zu konfrontieren, was Avery mir erzählt hatte? Warum musste ich dir erst per E-Mail mit der Auflösung unserer Partnerschaft drohen, bevor du bereit warst herzukommen?“
„Sie hat dich belogen!“, stieß Jeff wütend hervor und versuchte, Guys Hände abzuschütteln.
„Ich habe dir doch noch gar nicht gesagt, wessen sie dich beschuldigt hat“, entgegnete Guy gefährlich leise und ließ Jeff angeekelt los, als habe er sich beschmutzt. „Woher willst du wissen, dass sie lügt?“
Jeff zog ein Taschentuch aus der Tasche und tupfte sich die Stirn ab. „Willst du etwa zulassen, dass die kleine Hexe das zerstört, was wir uns aufgebaut haben?“
„Pass auf, was du sagst! Avery hat nichts zerstört. Das hast du nur dir selbst zuzuschreiben!“
„Denkst du tatsächlich daran, unsere Partnerschaft
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