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Delia 2 - Delia und der Sohn des Haeuptlings

Delia 2 - Delia und der Sohn des Haeuptlings

Titel: Delia 2 - Delia und der Sohn des Haeuptlings Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Louise Fischer
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ein wenig sein Gesicht. Delia streckte rasch die Hand aus, umfasste Akitus Arm und zog ihn an ihre Seite.
    „Außerdem“, sagte sie, „möchte ich Sie bitten, Anweisung zu geben, dass unsere Pferde gut versorgt werden!“
    Der Kommandant verbeugte sich ironisch. „Wie Mylady befehlen!“
    Aber an Delia prallte dieser spöttische Ton völlig ab. Es war ihr gleichgültig, was dieser Mann über sie dachte, Hauptsache, sie hatte erreicht, was sie wollte.
    Ohne noch einmal zurückzublicken, folgte sie dem Kommandanten in ein großes, einfach eingerichtetes Zimmer, ein Mittelding zwischen einem Büro und einer Wachstube. Er setzte sich hinter einen roh zusammengeschlagenen Schreibtisch; zwei jüngere Offiziere nahmen neben ihm Aufstellung. Niemand dachte daran, den jungen Besuchern einen Stuhl anzubieten.
    Nur der Professor fand einen bequemen Platz auf dem Bärenfell vor dem Ofen. Er streckte sich lang aus, schloss die Augen und begann sofort zu schnarchen, als wollte er den versäumten Schlaf der vergangenen Nacht nachholen.
    Delia berichtete in knappen Worten von dem Anschlag, den die Irokesen gegen das Fort planten. Akitu bestätigte in seinem mühsamen Englisch alles, was sie sagte. Zu Delias Überraschung beherrschten weder der Kommandant noch die beiden anderen Offiziere ein Wort der Indianersprache. Der Kommandant beriet dann mit seinen Leuten, was von Delias Bericht zu halten wäre und was für Gegenmaßnahmen ergriffen werden sollten. Er tat es ganz unbekümmert in ihrer Gegenwart, als setzte er voraus, dass Delia dieser englisch geführten Besprechung nicht folgen könnte. Delia bemühte sich, ein recht dummes Gesicht zu machen, denn alles, was die Männer sagten, war ihr sehr interessant.
    Endlich wandte sich der Kommandant wieder ihr zu. „Wir danken dir für deine gute Absicht“, sagte er gemessen. „Auch wenn du dich geirrt haben solltest, war es jedenfalls nett, uns zu warnen.“
    „Nehmen Sie die Sache nur nicht auf die leichte Schulter“, erwiderte Delia. Sie machte wieder einen braven Knicks, der sich in ihrer Indianerkleidung reichlich komisch ausnahm. „Dann also, leben Sie wohl, Herr Kommandant! Und auch Sie, meine Herren!“ Sie wandte sich zur Tür. „Akitu … Professor …“
    Aber einer der beiden Offiziere war schneller. Er vertrat ihr den Weg. „He, kleines Fräulein, was soll das?“
    Delia sah ihn ganz erstaunt an. „Ich will fort. Was haben Sie sich denn gedacht? Ich habe alles berichtet, was zu berichten war.“
    „Noch nicht alles“, unterbrach sie der Kommandant. „Erzähle jetzt erst einmal, wie du in die Gefangenschaft der Indianer gekommen bist.“
    „Puh“, machte Delia unwillig, denn sie hielt das für überflüssig und hatte längst genug von dieser Ausfragerei. Aber sie begriff, dass ihr nichts anderes übrigblieb, und erzählte wahrheitsgetreu, wie sie Onkel Johannes und seine Familie auf dem Einwanderertreck begleitet hatte, wie der Treck kurz vor Chickdown von den Iowanokas überfallen worden war, wie sie sich den Indianern entgegengestellt hatte, um ihren Mops zu retten und wie sie, auf dem Umweg über den Marterpfahl, in Anerkennung ihrer Tapferkeit in den Stamm der Iowanokas und in die Familie des Häuptlings aufgenommen worden war.
    „Das ist die sonderbarste Geschichte, die ich je gehört habe“, sagte der Kommandant ungläubig.
    Aber einer der beiden Offiziere suchte aus einem Aktenbuch ein Schriftstück heraus und legte es vor ihn auf den Schreibtisch. Das war, wie Delia bald begriff, der Bericht, den Onkel Johannes im Fort niedergelegt hatte, als sie den Indianern in die Hände gefallen war. Darin war genau angegeben, was passiert war, wie sie hieß und wie sie aussah. Alles stimmte mit ihrer eigenen Darstellung überein.
    Da erhob sich der Kommandant hinter seinem Schreibtisch, kam auf Delia zu und nahm sie in die Arme. Ihr war das sehr unangenehm, denn sie kannte ihn ja kaum, aber sie begriff, dass er es gut mir ihr meinte und dass sie wohl oder übel stillhalten musste.
    „Delia“, sagte er, „liebes, liebes Kind, du bist gerettet! Du darfst dich freuen, du bist wieder bei Freunden, du bist in Sicherheit!“
    Delia dachte bei sich, dass es mit dieser Sicherheit nicht sehr großartig bestellt wäre, wenn Akitu und sie nicht die List der Irokesen noch rechtzeitig aufgedeckt hätten.
    Sie befreite sich behutsam aus der Umarmung des Kommandanten, trat einen Schritt zurück und sagte: „Es hat mich wirklich auch gefreut, Sie kennenzulernen.

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