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Delia 2 - Delia und der Sohn des Haeuptlings

Delia 2 - Delia und der Sohn des Haeuptlings

Titel: Delia 2 - Delia und der Sohn des Haeuptlings Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Louise Fischer
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Gegend, in der es weder Steine noch Felsen gab. Diese glattgeschälten Baumstämme waren fest aneinandergefügt, sehr hoch und sehr breit, und boten den Verteidigern des Forts einen sicheren Schutz. Die angreifenden Indianer verfügten ja niemals über Kanonen, sondern nur über Pfeil und Bogen, höchstens noch Gewehre und Pistolen, mit denen sie aber gegen die meterdicken Wände nichts ausrichten konnten.
    Fast alle Forts in jener Gegend Nordamerikas waren genauso oder doch sehr ähnlich erbaut, und sie galten unter Weißen und Indianern als völlig uneinnehmbar. Die Indianer hatten nur dann eine Chance, die weißen Soldaten zu besiegen, wenn es ihnen gelang, sie in die Prärie hinaus und zu einem offenen Kampf zu zwingen, oder wenn sie sich — wie diesmal die Irokesen — eine List einfallen ließen, um in die Festung hineinzukommen.
    Delia und Akitu zügelten ihre Pferde. Es war ihnen klar, dass man sie nicht mit Pfeil und Bogen in das Fort hineinlassen würde. Sie beschlossen, sich freiwillig davon zu trennen.
    Akitu wählte einen blühenden Schmetterlingsstrauch aus, unter dem er die Waffen vergrub. Er knickte den längsten Zweig des Strauches zweimal ab, um ihn so kenntlich zu machen, merkte sich genau den Standort des Busches, die Richtung, in der er zum Fort stand, die Entfernung.
    Delia hatte wieder Gelegenheit, ihn zu bewundern. Denn bei all den Fähigkeiten, die sie sich erworben hatte, seit sie von zu Hause ausgerissen war, hatte sie nicht gelernt, sieh auch nur halb so gut zu orientieren wie ihr indianischer Freund. Sie zweifelte keinen Augenblick daran, dass Akitu sozusagen mit nachtwandlerischer Sicherheit hierher zurückfinden konnte.
    Als sie dann weiterritten, war beiden doch recht bänglich zumute. Sie waren es nicht mehr gewöhnt, ohne jede Verteidigungs- und auch Jagdwaffe zu sein. Dazu kam die Sorge, wie man sie selbst und ihre Warnung vor einem Überfall der Irokesen im Fort aufnehmen würde.
    Delia hatte fast das Gefühl, dass sie ohne Akitu mit den Weißen leichter zurechtkäme — oder doch nicht? Würden sie ihr überhaupt glauben? Und wer sollte ihr helfen, wenn man sie für eine Spionin oder eine Verräterin hielt? Ihr war unbehaglich zumute bei der Vorstellung, dass sie sich, nach so langer Zeit, wieder unter Weiße begeben sollte. Größer aber noch war ihre Angst um den Freund.
    „Akitu“, sagte sie, „es ist nicht gut, wenn du mich ins Fort hinein begleitest. Kehr um, bleib bei den Waffen, warte auf mich!“
    „Tapferes Eichhörnchen sagt, weiße Menschen sind gut“, entgegnete Akitu störrisch. „Junger Adler fürchtet sich nicht.“
    „Ich weiß, dass du tapfer bist, nur … es wird schwer sein, alles richtig zu erklären.“
    „Darum wird Akitu seine weiße Schwester begleiten. Wenn zwei das Gleiche sagen, müssen auch die Bleichgesichter ihnen glauben.“
    Delia gab es auf. Ihre Bedenken waren keineswegs zerstreut, aber tatsächlich fühlte sie sich in Akitus Begleitung sicherer. Wenn sie wirklich in eine unangenehme Situation geriet, würden sie sich, so glaubte sie, zu zweit besser helfen können.
    Sie hatten sich dem Fort kaum auf Schussweite genähert, als sie einen Gewehrlauf über die Brüstung des Wehrganges rechts neben dem Tor aufblitzen sahen. „Halt! Wer da?“ rief eine männliche Stimme.
    Delia warf die Arme hoch, um zu zeigen, dass sie unbewaffnet war, und Akitu machte es ihr nach. „Gut Freund!“ rief sie auf Englisch.
    Sie ritten langsam näher und fühlten sich gar nicht behaglich bei dem Gedanken, dass vielleicht nicht nur eines, sondern mehrere Gewehre auf sie gerichtet waren.
    Aber dann hörten sie ein Gelächter, und einer der Soldaten sagte auf Deutsch zu einem Kameraden: „Mensch, Karl, da haben wir uns aber schön ins Bockshorn jagen lassen! Das sind ja Kinder … zwei Indianerkinder!“
    „Und das kleine, schwarze Untier, das denen voraushoppelt?“ fragte der andere zurück. „Ist das wohl ein dressiertes Kaninchen? Ich hab ja gar nicht gewusst, dass die Indianer …“
    In diesem Augenblick war es um Delias feierliche Zurückhaltung geschehen. „Na so was!“ schrie sie auf Deutsch. „Habt ihr denn keine Augen im Kopf? Das schwarze Tier ist kein Kaninchen, sondern ein edler, reinrassiger Mops! Und ich bin kein Indianermädchen, sondern eine Weiße! Ich komme aus Deutschland, wenn ihr es genau wissen wollt!“
    Ein paar Minuten waren die beiden Soldaten ganz still, und Delia hatte schon Angst, mit ihrer Frechheit etwas angerichtet zu

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