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Delia 2 - Delia und der Sohn des Haeuptlings

Delia 2 - Delia und der Sohn des Haeuptlings

Titel: Delia 2 - Delia und der Sohn des Haeuptlings Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Louise Fischer
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haben. Aber dann sah sie, wie sich in dem schweren, großen Haupttor unten ein kleines Pförtchen öffnete.
    Sie schwang sich von ihrem Rappen, pfiff den Professor zurück, nahm das Pferd beim Zügel und betrat als Erste den Hof der Festung.
    Zwei Soldaten erwarteten sie, malerisch angezogen mit leuchtend blauen Hosen, hohen Lederstiefeln, roten Jacken mit Silberknöpfen, die Riemen der Patronentaschen quer über der Brust, die blitzblank geputzten Gewehre schussbereit erhoben.
    Als sie Delia dicht vor sich sahen, begannen sie von einem Ohr zum anderen zu grinsen. „Willkommen, Landsmännin“, sagte der eine von ihnen, ein baumlanger Kerl.
    „Was verschafft uns die Ehre, kleines Fräulein?“ fragte der andere, der halb so groß wie sein Kamerad, dafür aber doppelt so breit war.
    „Guten Tag, meine Herren“, sagte Delia. „Bitte, führen Sie mich sofort zum Kommandanten dieses Forts. Ich habe dringend mit ihm zu sprechen.“
    „Hoppla, hoppla, immer langsam voran“, bremste der kleine Dicke ihren Eifer. „So schnell schießen die Preußen nicht!“
    „Ich möchte weder schießen noch erschossen werden, und ihr sicher auch nicht“, erklärte Delia mit Nachdruck. „Deshalb muss ich den Kommandanten auf der Stelle sprechen.“
    Inzwischen war auch Akitu hereingekommen, und die beiden Soldaten betrachteten ihn voll Misstrauen.
    „Was ist denn das für ‚ne verlauste Rothaut?“ fragte der kleine Dicke.
    „Das ist Akitu“, sagte Delia scharf, „der Sohn des Häuptlings der Iowanokas. Er ist mein Freund, und ich gestatte niemandem, ihn zu beleidigen.“
    „Einen schönen Freund hast du dir da aber ausgesucht.“
    „Freunde sucht man sich nicht aus“, erklärte Delia weise. „Sie sind ein Geschenk des Schicksals. Also los, wollt ihr mich dem Kommandanten melden oder nicht?“
    „Da könnte ja jeder kommen“, maulte der Lange.
    „Na schön, wie ihr wollt! Wenn ihr mich nicht zu eurem Kommandanten lasst, kann ich euch auch nicht helfen“, sagte Delia fast erleichtert, dass die Sache sich anscheinend von selbst erledigt hatte. „Komm, Akitu, gehen wir wieder!“
    Obwohl sie die letzten Worte in der Sprache der Iowanokas gesprochen hatte, hatten die beiden Soldaten den Sinn dennoch erfasst.
    „Hiergeblieben!“ rief der Lange und vertrat ihr den Weg.
    „Auskneifen, das könnte euch so passen!“ schimpfte der Dicke und wollte die kleine Pforte hinter ihnen zuwerfen.
    Aber blitzschnell vertrat Akitu ihm den Weg, und als der Soldat mit erhobenen Fäusten auf ihn zugehen wollte, stürzte sich der Mops auf ihn und biss ihn kräftig ins Bein.
    „Verdammte Töle!“ schrie der Dicke. Er wollte den Kolben seines Gewehres auf den Professor niedersausen lassen, aber Delia warf sich dazwischen.
    „Was fällt Ihnen ein, so mit meinem Mops zu reden?“ schrie sie. „Sie unverschämter Lümmel! Wenn Sie nur halb so viel Erziehung hätten wie mein Professor!“
    Der Soldat sah aus, als hätte er sein Gewehr am liebsten über Delias Rücken sausen lassen. Aber das wagte er denn doch nicht. Er begriff, dass es nicht gerade eine Heldentat war, sich an einem Mädchen zu vergreifen — und Delias dunkle Augen blitzten ihn so herausfordernd an, dass er sich gar nicht mehr wohl in seiner Haut fühlte.
    „Na, entschuldige schon, Kleine“, sagte er. „Es war nicht so gemeint!“ Und zu seinem Kameraden hin bemerkte er halblaut: „Verdammich, der Kleinen ist alles zuzutrauen!“
    Delia hatte ihn verstanden. „Stimmt“, sagte sie, „ich kann mehr als große Bissen klein kauen. Ich kann sogar in die Zukunft schauen, und ich sage euch: Wer von euch beiden mich zum Kommandanten bringt, der wird einen Orden bekommen, der wird befördert werden oder mindestens ein großes Lob einheimsen! Na, habt ihr’s euch jetzt überlegt?“
    Die beiden Soldaten sahen sich an, sichtlich bemüht, zu einem Entschluss zu kommen. Aber anscheinend waren sie es mehr gewöhnt zu gehorchen, als selbstständige Entscheidungen zu treffen.
    Delia stand mit übergeschlagenen Armen da und starrte sie an. Ganz plötzlich verlor sie die Geduld. Sie stieß den schrillen Kriegsruf der Indianer aus: „Iiiiuuuuiiiiiuiui!“
    Akitu wusste zwar nicht genau, was sie damit wollte, aber er stimmte sofort mit ein. Die beiden Pferde glaubten, dass es jetzt in den Kampf ginge. Sie wurden unruhig, trampelten, wieherten. Der Mops vergrößerte mit einem entsetzlichen „Huuuuuu!“ den allgemeinen Lärm.
    Die beiden Soldaten begriffen überhaupt nicht, was

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