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Delia, die weisse Indianerin

Delia, die weisse Indianerin

Titel: Delia, die weisse Indianerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Louise Fischer
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selbst. Jetzt war Delias Mops nicht mehr zu halten. Er entwand sich ihrem Griff, stürzte in die Manege und tanzte mit, wobei er in den höchsten Tönen jaulte.
    Die beiden so grundverschiedenen Hunde – der weiße Spitz und der graue Mops – waren so komisch anzusehen, dass ein brausendes Gelächter losbrach.
    Der Spitz aber schien durch die unerwartete Konkurrenz beleidigt zu sein. Er warf dem Mops einen schiefen Blick von der Seite her zu. Dann ließ er sich auf alle Viere nieder und warf zur Abwechslung die Hinterbeine in die Höhe – und tanzte auf den Vorderpfoten!
    Aber das konnte unser Mops genauso gut; Delia hatte es ihm mit viel Geduld beigebracht. Er tat es dem Spitz nach, und der Beifall der Kinder verstärkte sich noch.
    Endlich ließ der Hanswurst die Ziehharmonika sinken, und wie auf Kommando hörten die beiden Hunde auf zu tanzen. Der Hanswurst grüßte mit eingeknickten Beinen und komischen Verbeugungen, packte seinen Spitz unter den Bauch und verschwand mit ihm durch die Zeltwand, die hinter der Manege aufgespannt war. Der Mops, ganz aus der Puste geraten, blieb hechelnd sitzen.
    „Professor!“ rief Delia. „Komm!“ Aber ehe der Mops noch ihrem Ruf folgen konnte, kam der große Junge, der vorhin mit dem Teller gesammelt hatte, auf ihn zugeschossen, packte ihn und trug ihn davon.
    „Professor!“ rief Delia entsetzt.
    Sie hatte die Vorführung ihres Hundes mit einem gewissen Stolz, aber auch mit Ängstlichkeit beobachtet. Jetzt nahm ihre Angst überhand. Sie kletterte über die hölzerne Barriere, stürzte durch den Spalt in der Zeltwand und sah sich auf einem kleinen Platz, der von zwei Wohnwagen abgegrenzt war.
    Sie hörte das Bellen ihres Hundes, rannte um einen großen Wagen herum und fand den Mops in den Armen des großen Jungen.
    „Wirst du wohl gleich meinen Mops loslassen!“ rief sie außer sich. „Oder ...“
    Der Junge grinste ihr frech ins Gesicht. „Was denn oder?“ fragte er und musterte sie geringschätzig.
    Delia war es nicht gewohnt, mit Jungen zu raufen, aber für ihren Mops hätte sie alles gewagt. Ihre Reisetasche schwingend, wollte sie auf den großen Jungen eindringen, aber der hatte einen Augenblick vergessen, auf den Mops zu achten, und diese Gelegenheit nahm der Professor wahr, sich selbst zu helfen. Er biss seinen Entführer in die Hand. Mit einem Schmerzensschrei ließ der Junge ihn zu Boden fallen. „Aua! Verdammtes Biest!“ Er führte die Hand, aus der Blut sickerte, zum Mund.
    Die Treppe des einen Wohnwagens herunter kam das rothaarige kleine Mädchen, das so wunderbar auf dem Seil getanzt hatte. Es lachte den großen Jungen unverhohlen aus. „Geschieht dir recht, Kaspar!“ rief es. „Seit wann bist du unter die Hundefänger gegangen?“
    „Ach, sei still, du!“ sagte Kaspar zornig. „Was verstehst du denn schon? Der Mops gehört in einen Zirkus! Für so eine alberne Gans wie die da“ – er streckte Delia die Zunge heraus – „ist er viel zu schade!“
    Delia war durch das ungezogene Benehmen des Jungen einigermaßen betroffen. Dennoch erwiderte sie kühl: „Ja, immerhin war ich diejenige, die ihm die Kunststücke beigebracht hat. Oder glaubst du, ein Hund lernt so etwas von selbst?“
    Dieses Argument schien den Jungen zu überzeugen. „Na ja“, sagte er, „da hast du auch wieder recht.“
    Das rothaarige kleine Mädchen war noch in ihrem Seiltänzerkostüm, aber es hatte einen dicken schwarzen Schal um die Schultern geschlungen. „Ich heiße Katinka“, sagte sie und reichte Delia die Hand.
    Delia schlug ein. „Und ich Delia“, sagte sie.
    „Bist du von hier?“ fragte Katinka.
    „Nein. Aus Schönau. Ich bin auf der Reise nach Hannover.“
    „Wir sind unterwegs nach Hamburg.“
    Delia dachte an Onkel Johannes und an die „Gutenberg“, die ihn und seine Familie von Hamburg nach Amerika bringen sollte. „Nach Hamburg?“ rief sie. „Oh, da möchte ich auch gern hin!“
    „Ich dachte, du willst nach Hannover?“ sagte Kaspar.
    „Nein – da muss ich hin.“ Plötzlich fiel Delia ein, dass die Postkutsche auf sie wartete. „O je!“ rief sie. „Seid mir nicht böse, ich habe keine Zeit mehr! Lebt wohl!“
    Sie pfiff ihrem Mops und eilte davon.
    „Vielleicht sehen wir uns mal wieder!“ rief Katinka ihr nach. „In Hamburg!“ rief Kaspar.
    „Schön wär’s!“ gab Delia zurück – aber sie ließ sich nicht länger aufhalten. Sie wusste, dass sie sich beeilen musste, wenn sie die Postkutsche noch rechtzeitig erreichen

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