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Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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gewöhnlichen Soldaten.«
    »Es mag sein: aber mache dir keine Sorge!«
    Ich stieg die wenigen Stufen hinauf. Ah! Vor dem Hause hielt ein Trupp von etwa zwanzig Arnauten. Sie waren bis an die Zähne bewaffnet, und einer der beiden Aghas, welche vorher bei mir gewesen waren, befehligte sie. Zwei Hammalshielten einen Tragsessel bereit.
    Träger.
    »Steig ein!« gebot mir der Agha mit finsterer Miene.
    Ich that es möglichst unbefangen. Diese Eskorte ließ mich vermuten, daß ich so halb und halb ein Gefangener sei. Ich wurde im Trabe fortgetragen, bis man vor einem Thore still hielt.
    »Steige aus und folge mir!« befahl der Agha in dem vorigen Tone.
    Er führte mich eine Treppe empor nach einem Zimmer, in welchem verschiedene Offiziere standen, die mich mit finsteren Blicken musterten. Am Eingange saßen einige Civilisten, Einwohner der Stadt, denen man es ansah, daß sie hier in der Höhle des Löwen sich nicht sehr wohl fühlten. Ich wurde sofort angemeldet, zog meine Sandalen aus, welche ich zu diesem Zwecke angelegt hatte, und trat ein:
    »Sallam aaleïkum!« grüßte ich, indem ich die Arme über die Brust verschränkte und mich verbeugte.
    »Sal – –«
    Der Pascha unterbrach sich aber sofort und fragte dann:
    »Dein Bote hat gesagt, daß ein Nemtsche mit mir reden wolle?«
    »So ist es.«
    »Sind die Nemsi Moslemim?«
    »Nein. Sie sind Christen.«
    »Und dennoch wagst du den Gruß der Moslemim!«
    »Du bist ein Moslem, ein Liebling Allahs und ein Liebling des Padischah – Gott beschirme ihn! – Soll ich dich mit dem Gruß der Heiden begrüßen, die keinen Gott und kein heiliges Buch haben?«
    »Du bist kühn, Fremdling!«
    Es war ein eigentümlicher, lauernder Blick, den er mir zuwarf. Der Pascha war nicht groß und von sehr hagerer Gestalt, und sein Gesicht wäre ein sehr gewöhnliches gewesen, wenn der Zug von Schlauheit und Grausamkeit gefehlt hätte, der sofort auffallen mußte. Dabei war ihm die rechte Wange stark geschwollen, und neben ihm stand ein silbernes, mit Wasser gefülltes Becken, das ihm als Spucknapf diente. Seine Kleidung bestand ganz aus Seide. Der Griff seines Dolches und die Agraffe an seinem Turbane funkelten von Diamanten; seine Finger glänzten von Ringen, und die Wasserpfeife, aus welcher er rauchte, war eine der kostbarsten, die ich je gesehen hatte.
    Nachdem er mich eine Weile vom Kopfe bis zum Fuße gemustert hatte, fragte er weiter:
    »Warum hast du dich nicht durch einen Konsul vorstellen lassen?«
    »Die Nemsi haben keinen Konsul in Mossul, und die anderen Konsuln sind mir ebenso fremd wie du selbst. Ein Konsul kann mich nicht besser und schlechter machen, als ich bin, und du hast ein scharfes Auge; du brauchst mich nicht durch das Auge eines Konsuls kennen zu lernen.«
    »Maschallah! Du sprichst wirklich sehr kühn! Du sprichst, als ob du ein sehr großer Mann seist!«
    »Würde ein anderer Mann es wagen, dich zu besuchen?«
    Dies war nun allerdings sehr unverfroren gesprochen, aber ich sah auch gleich, daß es den erwarteten Eindruck machte.
    »Wie heißest du?«
    »Hasredin, ich habe verschiedene Namen.«
    Hoheit.
    »Verschiedene? Ich denke, daß der Mensch nur einen Namen hat!«
    »Gewöhnlich. Bei mir aber ist es anders, denn in jedem Lande und bei jedem Volke, welches ich besuchte, hat man mich anders genannt.«
    »So hast du viele Länder und viele Völker gesehen?«
    »Ja.«
    »Nenne die Völker!«
    »Die Osmanly, Fransesler, Engleterrler, Espanjoler – –«
    Ich konnte ihm eine hübsche Reihe von Namen nennen und setzte natürlich aus Höflichkeit die Osmanly voran. Seine Augen wurden bei jedem Worte größer. Endlich aber platzte er heraus:
    »Hei-hei!Giebt es so viele Völker auf der Erde?«
    Ausruf der Verwunderung.
    »Noch viel, viel mehr!«
    »Allah akbar, Gott ist groß! Er hat so viele Nationen geschaffen, wie Ameisen in einem Haufen sind. Du bist noch jung. Wie kannst du so viele Länder besucht haben? Wie alt warst du, als du aus dem Lande der Nemsi gingst?«
    »Ich zählte achtzehn Jahre, als ich über die See nach Jeni-dünjakam.«
    Amerika.
    »Und was bist du?«
    »Ich schreibe Zeitungen und Bücher, welche dann gedruckt werden.«
    »Was schreibst du da?«
    »Ich schreibe meist das, was ich sehe und höre, was ich erlebe.«
    »Kommen in diesen Chaberlerauch die Männer vor, mit denen du zusammentriffst?«
    Zeitungen.
    »Nur die vorzüglichsten.«
    »Auch ich?«
    »Auch du.«
    »Was würdest du über mich schreiben?«
    »Wie soll ich das jetzt schon

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