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Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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einen?«
    »O Sihdi, es giebt nur einen einzigen, aber der ist überall. Doch sie haben auch falsche Engel.«
    »Inwiefern?«
    »Du weißt, der Kuran lehrt, daß es nur vier Erzengel giebt, nämlich Dschebraïl, welcher der Ruh el Kudsist und mit Allah und Mohammed dreieinig ist, grad wie bei den Christen der Vater, der Sohn und der Geist; sodann Azraïl, der Todesengel, den man auch Abu Jahah nennt; nachher Mikaïl und endlich Israfil. Die Teufelsanbeter haben aber sieben Erzengel, und diese heißen Gabraïl, Michaïl, Rafaïl, Azraïl, Dedraïl, Azrafil und Schemkil. Ist dies nicht falsch?«
    Gabriël.
    Der heilige Geist.
    »Es ist nicht falsch, denn auch ich glaube, daß es sieben Erzengel giebt.«
    »Du? Warum?« fragte er erstaunt.
    »Das heilige Buch der Christen sagt es, und dem glaube ich mehr als dem Kuran.«
    Siehe Buch Tobias 12, V. 15. Offenbarung 1, V. 4, und 4, V. 5.
    »O Sihdi, was muß ich hören! Du warst in Mekka, bist ein Hadschi und glaubst mehr an das Kitab der Ungläubigen als an die Worte des Propheten! Nun wundere ich mich nicht, daß du zu den Dschesidi willst!«
    »Du kannst wieder umkehren. Ich gehe allein!«
    »Umkehren? Nein! Es ist vielleicht doch möglich, daß Mohammed nur von vier Engeln redet, weil die andern drei grad nicht im Himmel waren, als er oben war. Sie hatten auf der Erde zu thun, und er lernte sie also nicht kennen.«
    »Ich sage dir, Hadschi Halef Omar, daß du dich vor den Teufelsanbetern nicht zu fürchten brauchst. Sie beten den Scheïtan nicht an; sie nennen ihn nicht einmal beim Namen. Sie sind reinlich, treu, dankbar, tapfer und aufrichtig, und das findest du bei den Gläubigen wohl selten. Übrigens kommst du bei ihnen nicht um die Seligkeit, denn sie werden dir deinen Glauben nicht nehmen.«
    »Sie werden mich nicht zwingen, den Teufel anzubeten?«
    »Nein. Ich versichere es dir!«
    »Aber sie werden uns töten!«
    »Weder mich noch dich.«
    »Sie haben aber so viele andere getötet; sie töten die Christen nicht, sondern nur die Muselmänner.«
    »Sie haben sich nur gewehrt, als sie ausgerottet werden sollten. Und sie töteten deshalb nur die Moslemim, weil sie nur von diesen und nicht von den Christen angegriffen wurden.«
    »Aber ich bin ein Moslem!«
    »Sie sind deine Freunde, weil sie die meinigen sind. Hast du nicht drei ihrer Männer gepflegt, bis sie wieder gesund waren?«
    »Es ist wahr, Sihdi. Ich werde dich nicht verlassen, sondern mit dir gehen!«
    Da hörte ich Schritte die Treppe herabkommen. Zwei Männer traten ein. Es waren zwei albanesische Aghas von den irregulären Truppen des Pascha. Sie blieben am Eingange stehen, und einer von ihnen fragte:
    »Bist du der Ungläubige, den wir führen sollen?«
    Seit dem Augenblick, in welchem ich mich bei dem Pascha anmelden ließ, hatte ich wohlweislich den um meinen Hals hangenden Kuran abgelegt. Dieses Zeichen der Pilgerschaft durfte ich hier nicht sehen lassen. Der Fragende erwartete natürlich eine Antwort, ich aber gab ihm keine; ja, ich that sogar, als ob ich ihn weder gesehen noch gehört hätte.
    »Bist du taub und blind, daß du nicht antwortest?« fragte er barsch.
    Diese Arnauten sind rohe und zügellose, gefährliche Leute, welche bei der geringsten Veranlassung nicht nur nach den Waffen greifen, sondern sie auch gebrauchen; ich beabsichtigte aber nicht, mir ihre Art und Weise so ohne weiteres gefallen zu lassen. Daher zog ich, wie unwillkürlich, den Revolver aus dem Hawkund wandte mich an meinen Diener:
    Gürtel.
    »Hadschi Halef Omar Agha, sage mir, ob jemand hier ist!«
    »Ja.«
    »Wer ist es?«
    »Es sind zwei Sabits, welche mit dir sprechen wollen.«
    Offiziere.
    »Wer sendet sie?«
    »Der Pascha, dem Allah ein langes Leben verleihen möge!«
    »Das ist nicht wahr! Ich bin Emir Kara Ben Nemsi; der Pascha – Allah schütze ihn! – würde mir höfliche Leute senden. Sage diesen Männern, welche ein Schimpfwort statt des Grußes auf den Lippen tragen, daß sie gehen sollen. Sie mögen demjenigen, der sie sandte, die Worte wiederholen, welche ich mit dir gesprochen habe!«
    Sie fuhren mit den Händen nach den Kolben ihrer Pistolen und sahen einander fragend an. Ich richtete, wie zufällig, den Lauf meiner Waffe auf sie und runzelte so finster als möglich die Stirn.
    »Nun, Hadschi Halef Omar Agha, was habe ich dir befohlen?«
    Ich sah es dem kleinen Manne an, daß mein Verhalten ganz nach seinem eigenen Geschmacke sei. Auch er hatte bereits eine seiner Pistolen in der Hand, und nun wandte

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