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Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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sondern ich sage es, weil es mir leid thut, daß du dir meinen Scherz so zu Herzen nimmst.«
    »Effendi, du willst mich wirklich nur trösten! Warum ist der Esel so oft mit mir durchgegangen? Warum hat er mich so vielmal heruntergeworfen? Weil er gewußt hat, daß er kein Esel ist und daß ich der Sohn seines Sohnes bin. Und warum hat der Stein sofort geholfen, als ich that, was dir die Seele des Esels anbefohlen hat?«
    »Sie hat mir nichts anbefohlen, und warum mein Mittel geholfen hat, das will ich dir sagen. Hast du niemals bemerkt, daß der Hahn die Augen schließt, wenn er kräht?«
    »Ich habe es gesehen.«
    »Halte ihm durch irgend eine Vorrichtung mit Gewalt die Augen offen, so wird er niemals krähen. Hast du beobachtet, daß dein Esel stets den Schwanz erhebt, wenn er schreien will?«
    »Ja wirklich, das thut er, Effendi!«
    »So sorge dafür, daß er den Schwanz nicht in die Höhe bringen kann; dann wird er das Schreien lassen.«
    »Ist dies wirklich so?«
    »Wirklich. Versuche es heute abend, wenn er wieder schreit!«
    »So ist der Vater meines Vaters wirklich nicht verzaubert?«
    »Nein, ich sage es dir ja!«
    »Hamdulillah! Allah sei tausend Dank!«
    Er sprang hinaus und riß dem Tiere den Stein vom Schwanze herunter; dann kehrte er eilig zurück, um sich noch nachträglich an dem Mahle zu beteiligen. Daß er, der Untergebene, mit dem Bey zu Tische sitzen durfte, zeigte mir von neuem, wie patriarchalisch die Dschesidi untereinander leben.

Zwölftes Kapitel. Das große Fest .
     
    Eine Stunde später ritt ich mit meinem Dolmetscher in den lichten Morgen hinein spazieren. Mohammed Emin hatte es vorgezogen, daheim zu bleiben und sich überhaupt so wenig wie möglich zu zeigen.
    »Kennst du das Thal Idiz?« fragte ich den Begleiter.
    »Ja.«
    »Wie lange reitet man von hier aus, um hinzukommen?«
    »Zwei Stunden.«
    »Ich möchte es sehen. Willst du mich hinführen?«
    »Wie du befiehlst, Herr. Wollen wir direkt oder über Scheik Adi?«
    »Welcher Weg ist der kürzere?«
    »Der direkte; aber er ist auch der beschwerlichere.«
    »Wir wählen ihn dennoch.«
    »Wird dein Pferd ihn aushalten? Es ist ein kostbares Tier, wie ich kaum jemals so eines gesehen habe; aber es wird wohl nur die Ebene gewohnt sein.«
    »Gerade heute will ich es prüfen.«
    Wir hatten Baadri hinter uns. Der Weg, unter dem man sich ja nicht einen gebahnten Steig zu denken hat, ging steil bergan und wieder steil bergab, aber mein Rappe hielt wacker aus. Die Höhen, welche erst mit Gebüsch bestanden waren, zeigten sich jetzt von dichtem, dunklem Wald besetzt, unter dessen Laub- und Nadelkronen wir dahinritten. Endlich wurde der Pfad so gefährlich, daß wir absteigen und die Pferde führen mußten. Es war erforderlich, jede Stelle genau zu untersuchen, ehe wir den Fuß auf dieselbe setzten. Das Pferd des Dolmetschers war diese Art Terrain gewohnt: es trat mit mehr Sicherheit auf und wußte die gefährlichen Stellen aus Erfahrung besser von den ungefährlichen zu unterscheiden; aber mein Rappe besaß einen glücklichen Instinkt und eine außerordentliche Vorsichtigkeit, und ich bekam die Überzeugung, daß er bereits nach kurzer Übung ein sehr guter Berggänger sein werde; wenigstens zeigte er bereits heute, daß er nicht ermüdete, während das andere Tier schwitzte und endlich auch mit dem Atem zu kämpfen begann.
    Die zwei Stunden waren beinahe abgelaufen, als wir an ein Dickicht gelangten, hinter welchem die Felsen fast senkrecht hinabfielen.
    »Das ist das Thal,« meinte der Führer.
    »Wie kommen wir hinab?«
    »Es giebt nur einen Weg, hinunterzukommen, und dieser führt von Scheik Adi hierher.«
    »Ist er betreten?«
    »Nein; er ist von dem übrigen Boden gar nicht zu unterscheiden. Komm!«
    Ich folgte ihm längs der dichten Büsche hin, welche den Rand des Thales ringsum so vollständig bedeckten, daß ein führerloser Fremder von dem Dasein des letzteren sicher nicht das mindeste geahnt hätte. Nach einiger Zeit gelangten wir an eine Stelle, an welcher der Führer wieder abstieg. Er deutete nach rechts.
    »Hier kommt man durch den Wald nach Scheik Adi, aber nur ein Dschesidi weiß den Weg zu finden. Und hier links geht es in das Thal hinab.«
    Er schob die Büsche auseinander, und nun sah ich vor mir einen weiten Thalkessel, dessen Wände steil emporstiegen und zum Auf- und Niedersteigen nur die eine Stelle boten, an welcher wir uns befanden. Wir kletterten, die Pferde am Zügel führend, hinab. Unten angelangt, konnte ich das

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