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Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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bin, alle Tage die Ehre zu haben, zu empfangen in meinem Hause mit Vergnügen und sehr tiefer Unterthänigkeit!«
    »Mach auf, Alter!«
    »Mach auf? Was? Die Stube, welche ist die kleine oder die große?«
    »Die kleine!«
    »Bin ich auch sicher, daß dieser Mann, welcher hat die Ehre, mit Euch zu kommen in mein Haus, nicht wird sein ein Herr, dessen Mund redet von Dingen, die von mir geschehen aus Barmherzigkeit und doch nicht sollen werden besprochen, weil mich dann bestrafen würde der mächtige Mutesselim?«
    »Du bist ganz sicher. Öffne, oder ich mache mir selbst auf!«
    Der Alte schob einige Bretter zur Seite, hinter denen eine Thüre zum Vorschein kam. Sie führte in ein sehr kleines Gemach, dessen Boden mit einer zerrissenen Bastmatte belegt war. Einige Mooskissen bildeten die Sophas.
    »Soll ich brennen an die Lampe?«
    »Natürlich!«
    »Was werden begehren die Herren zu trinken?«
    »Wie immer!«
    Jetzt brannten zwei Flammen, und der Jude konnte mich, der ich bisher stets hinter Selim gestanden, nun besser betrachten.
    »Katera Musa, das ist ein hoher Effendi und ein großer Held des Krieges! Ist er doch behangen mit gläzenden Silah’s, trägt einen goldenen Kuran am Halse und hat einen Simbehl wie Jehoschuah, der Eroberer des Landes Kanaan. Da darf ich nicht bringen den Gewöhnlichen, sondern ich muß gehen in eine Ecke des Kellers, wo da liegt vergraben ein Trank, den nicht ein Jeder bekommt.«
    »Was für welcher ist es?« frug ich.
    »Es ist Wein von Türbedi Haidari, aus einem Lande, welches Niemand kennt und wo Trauben wachsen, deren Beeren sind wie die Äpfel und deren Saft kann umreißen die Mauern einer ganzen Stadt.«
    »Bringe eine Flasche!« befahl der Agha.
    »Nein, bringe zwei Krüge! Du mußt nämlich wissen, daß der Wein von Türbedi Haidari nur in großen Thonkrügen aufbewahrt und nur aus kleinen Krügen getrunken wird.«
    »Du kennst ihn?« frug der Jude.
    »Ich habe ihn oft getrunken.«
    »Wo? Wo liegt dieses Land?«
    »Der Name, den Du nanntest, ist der Name einer Stadt, welche in Terbidschan in Persien liegt. Der Wein ist gut, und ich hoffe, daß Du verstanden hast, ihn zu behandeln. Was kostet er?«
    »Du bist ein vornehmer Herr; darum sollst Du ihn haben halb umsonst. Du wirst bezahlen dreißig Piaster für den Krug.«
    »Das ist halb umsonst? Bringe die zwei Krüge, damit ich ihn koste. Dann werde ich Dir sagen, wie viel ich gebe!«
    Er ging. In einer Ecke lehnten einige Pfeifen neben einem Kästchen mit Tabak. Wir setzten uns und griffen nach den Pfeifen, die ohne Spitze waren. Ich zog mein Mundstück aus der Tasche und schraubte es an; dann versuchte ich den Tabak; es war ein guter Perser.
    »Was ist drüben auf der andern Seite des Hauses, Selim Agha?« frug ich.
    »Ein Spezereiladen und eine Kaffeestube. Hinten ist eine Opiumbude und eine Weinschänke für das Volk; hier aber dürfen nur vornehme Herren eintreten,« erklärte er mir mit selbstgefälligem Gesichte.
    Ich kann sagen, daß ich mich auf diesen Wein freute. Es ist ein rother, dicker und ungemein starker Naturtrank, von dem drei Schluck genügen, um einen Menschen, der noch nie Wein getrunken hat, in einen gelinden Rausch zu versetzen. Selim liebte das Getränk Noah’s, aber ich war überzeugt, daß ihn der Krug mehr als überwältigen werde.
    Da kam der Wirth mit zwei Krügen, von denen jeder vielleicht einen Liter faßte. Hm, armer Selim Agha! Ich versuchte einen Schluck. Der Wein hatte auf der Reise gelitten, ließ sich aber trinken.
    »Nun, Hoheit, wie ist er?« frug der Jude.
    »Er ist so, daß ich Dir für den Krug zwanzig Piaster geben werde.«
    »Herr, das ist geboten zu wenig, viel zu wenig! Für zwanzig Piaster werde ich wieder mitnehmen meinen Wein und Dir bringen einen andern.«
    »Im Lande, wo er bereitet wird, gebe ich nach hiesigem Gelde für diesen Krug vier Piaster. Du siehst, ich will gut bezahlen, aber wenn Dir das nicht genügt, so nimm ihn wieder mit!«
    Ich stand auf.
    »Was soll ich bringen für welchen?«
    »Keinen! Ich trinke nur diesen für zwanzig Piaster, den Du mir auch für fünfzehn ließest. Bekomme ich ihn nicht, so gehe ich, und Du magst ihn selbst trinken.«
    »So wird ihn trinken die Hoheit des Selim Agha.«
    »Er wird mit mir gehen.«
    »Gib neunundzwanzig!«
    »Nein.«
    »Achtundzwanzig!«
    »Gute Nacht, Alter!«
    Ich öffnete die Thüre.
    »Komm her, Effendi! Du sollst ihn doch haben für zwanzig Piaster, weil es mir ist eine Ehre, Dich zu sehen in meinem Hause.«
    Der

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