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Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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gesehen, wie Du bist. Ich wollte, Du wärest mein Hauptmann oder mein Major oder Oberst! Dann würde ich Dich in der Schlacht beschützen und um mich schlagen wie damals, als ich meine Nase verlor. Das war nämlich in der großen Schlacht bei – – –«
    »Laß das sein, mein guter Ifra. Ich bin von Deiner Tapferkeit völlig überzeugt. Du bist heute bei dem Mutesselim gewesen?«
    »Der Basch Tschausch holte mich zu ihm, und ich mußte Antwort geben auf sehr viele Fragen.«
    »Auf welche?«
    »Ob ein Gefangener bei uns sei; ob Du bei den Dschesidi viel Türken ermordet hast; ob Du vielleicht ein Minister aus Stambul bist, und noch vieles Andere, was ich mir gar nicht gemerkt habe.«
    »Euer Weg, Ifra, führt Euch nach Spandareh. Sage dem Dorfältesten dort, daß ich heute nach Gumri aufbreche, und daß ich dem Bey von Gumri das Geschenk bereits übersandt habe. Und in Baadri gehst Du zu Ali Bey, um das zu vervollständigen, was ihm Selek erzählen wird.«
    »Dieser geht auch fort?«
    »Ja; wo ist er?«
    »Bei seinem Pferde.«
    »Sage ihm, daß er satteln kann. Ich werde ihm einen Brief mitgeben. Und nun lebe wohl, Ifra. Allah behüte Dich und Deinen Esel. Mögest Du nie vergessen, daß ein Stein an seinen Schwanz gehört!« – –
    Die drei Gefährten saßen kampfgerüstet in der Stube des Engländers beisammen. Halef umarmte mich beinahe vor Freude, und der Engländer reichte mir mit einem so frohen Gesichte die Hand, daß ich erkennen mußte, er sei in herzlichster Sorge um mich gewesen.
    »Gefahr gehabt, Sir?«
    »Ich stak bereits in demselben Loche, aus welchem ich Amad el Ghandur geholt habe.«
    »Ah! Prächtiges Abenteuer! Gefangener gewesen! Wie lange Zeit?«
    »Zwei Minuten.«
    »Selbst wieder frei gemacht?«
    »Selbst! Soll ich Euch die Geschichte erzählen?«
    »Versteht sich! Well! Yes! Schönes Land hier, sehr schön! Alle Tage besseres Abenteuer!«
    Ich erzählte ihm in englischer Sprache und fügte dann bei:
    »In einer Stunde sind wir fort.«
    Des Engländers Gesicht nahm ganz die Stellung eines außerordentlich erschrockenen Fragezeichens an.
    »Nach Gumri.«
    »O, war schön hier, sehr schön! Interessant!«
    »Noch gestern hieltet Ihr es nicht für schön, Master Lindsay!«
    »War Ärger! Hatte nichts zu thun! Ist aber trotzdem schön gewesen, sehr schön! Romantisch! Yes! Wie ist es in Gumri?«
    »Noch viel romantischer.«
    »Well! So gehen wir hin!«
    Er erhob sich sofort, um nach seinem Pferde zu sehen, und nun hatte ich Zeit, auch den beiden Andern meine letzten Ergebnisse mitzutheilen. Keiner war über unsere Abreise so erfreut, wie Mohammed Emin, dessen Herzenswunsch es ja war, mit seinem Sohne baldigst zusammen zu kommen. Auch er erhob sich eiligst, um sich zur Abreise fertig zu machen. Nun begab ich mich in meine Stube zurück, um einen Brief an Ali Bey zu schreiben. Ich meldete ihm in gedrängten Worten Alles und sagte ihm Dank für die beiden Schreiben, die mir so große Dienste geleistet hatten. Diese Schreiben übergab ich nebst dem Briefe Selek, welcher dann Amadijah sogleich verließ. Er schloß sich dem Transport nicht an, sondern zog als Dschesidi vor, ganz allein zu reisen.
    Da hallten die eiligen Schritte zweier Personen auf der Treppe. Selim Agha trat mit Mersinah ein.
    »Effendi, ist es wirklich Dein Ernst, daß Du Amadijah verlassen willst?« frug er mich.
    »Du hast es ja bei dem Mutesselim gehört.«
    »Sie satteln schon!« schluchzte die ›Myrte‹, welche sich die Thränen aus den Augen wischen wollte, mit der Hand aber leider nur bis an die ebenso betrübte Nase kam.
    »Wohin gehet Ihr?«
    »Das braucht der Mutesselim nicht zu erfahren, Selim Agha. Wir reiten nach Gumri.«
    »Dahin kommt Ihr heute nicht.«
    »So bleiben wir unterwegs über Nacht.«
    »Herr,« bat Mersinah, »bleibe wenigstens diese Nacht noch hier bei uns. Ich will Euch meinen besten Pillau bereiten.«
    »Es ist beschlossen: wir reiten.«
    »Du fürchtest Dich doch nicht vor dem Mutesselim?«
    »Er selbst weiß am besten, daß ich ihn nicht fürchte!«
    »Und ich auch, Herr,« fiel der Agha ein; »hast Du ihm doch zweitausend Piaster abgezwungen!«
    Die ›Myrte‹ machte große Augen.
    »Maschallah, welch eine Summe!«
    »Und zwar in Gold!« fügte Selim hinzu.
    »Wem gehört dieses viele Geld?«
    »Dem Emir natürlich! Emir, hättest Du doch auch für mich ein Wort gesprochen!«
    »Hast Du das nicht gethan, Effendi?« erkundigte sich Mersinah. »Du hattest es uns doch versprochen!«
    »Ich habe

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