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Mondscheinjammer

Mondscheinjammer

Titel: Mondscheinjammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Hoehne
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1. KAPITEL
     
     
    A shley Carter mochte mich nicht.
    Das war nicht schwer zu erkennen. Immer, wenn ich den Umkleideraum der Mädchen betrat, sah sie mich mit hochgezogenen Augenbrauen an und rümpfte angewidert ihr kleines Stupsnäschen.
    Sämtliche Jungen, von den Nerds bis hin zu den Sportskanonen, rissen sich darum, auch nur einmal ein paar Worte mit ihr wechseln zu dürfen, und selbst die Mädchen taten alles, um in ihrer Gunst möglichst weit oben zu stehen.
    Aus irgendeinem Grund jedoch hatte ich es geschafft, mir ihre Missgunst zuzuziehen. Dabei war ich erst seit vier Wochen an der Parker High.
    Natürlich gab es zu Ashley auch noch ein männliches Pendant: Greg Johnson, Star der Football-Mannschaft und eigentlich immer an ihrer Seite. Die beiden passten so gut zusammen, dass einem alleine bei ihrem Anblick schon schlecht werden konnte. Dabei war Greg, im Gegensatz zu Ashley, sogar ganz nett. Das behauptete jedenfalls Vanessa und sie musste es eigentlich wissen. Schließlich wohnten die beiden schon ihr ganzes Leben lang direkt nebeneinander. Allzu viel Aufmerksamkeit brachte ihr das allerdings nicht ein. Wirklich wundern tat mich das nicht. Greg und Vanessa hatten ungefähr so viel gemeinsam wie Brad Pitt und mein Vater: Sie waren zwar beide irgendwie menschlich, doch da hörten die Parallelen auch schon wieder auf.
    Vanessa war nicht beliebt. Nicht einmal die Nerds wussten etwas mit ihr anzufangen. Manchmal fragte ich mich, ob sie vielleicht sogar Angst vor ihr hatten. Sie mochte alles, was anderen missfiel, zumindest hier an diesem immerzu fröhlich bunten Fleckchen Erde namens Parkerville. Mit ihren langen schwarzen Haaren, ihren blutrot lackierten Fingernägeln und der eigentümlichen Kleidung wirkte sie tatsächlich bisweilen wie ein Wesen aus einer anderen Welt.
    Ich war also neu in Pakerville, und ich hatte absolut keine Ahnung, wie diese Stadt überhaupt tickte. Sie sah aus wie eine typische amerikanische Kleinstadt, mit einem Tante Emma-Laden, der einer Frau mit wilden Locken und Nickelbrille gehörte und die alle nur Dotti nannten. Es gab eine Autowerkstadt, ein Café, in dem die coolen Kids abhingen und eines für die nicht ganz so coolen. Über die Hauptstraße konnte man Parkerville in sage und schreibe sieben Minuten mit dem Auto durchqueren, wenn man von den vielen umliegenden kleinen Farmen und Höfen einmal absah.
    Vor zwei Monaten waren meine Eltern mit mir und meinem jüngeren Bruder Caleb von New York direkt in meine ganz persönliche Hölle gezogen, ins beschauliche Nebraska. Der Grund dafür war denkbar simpel: Dad hatte geerbt und zwar eine Farm. Eine Maisfarm!
    Nicht, dass mein Vater bislang irgendwelche Farmerqualitäten vorzuweisen hatte. Als Anwalt hatte er die meiste Zeit seines Lebens in irgendwelchen Wolkenkratzern verbracht und war abends meist spät nach Hause gekommen. Den Ausschlag für seinen beruflichen Wechsel gaben diverse Herzinfarkte in seinem Kollegenkreis. Zu viel Stress schadete der Gesundheit und so hatte mein Vater mit seinen fünfundvierzig Jahren das unverhoffte Erbe als Wink des Schicksals verstanden, seine Chance auf einen Neuanfang ergriffen und dabei nicht nur sein Leben, sondern eben auch das seiner Familie einfach mal komplett auf den Kopf gestellt.
    Natürlich verstand ich seine Beweggründe. Welche Tochter wollte schon dabei zusehen, wie ihr Vater an einem Herzinfarkt zugrunde ging? Doch ich war gerade erst achtzehn Jahre alt geworden, und ich mochte mein Leben in New York. Wie sollte ich hier ohne meine beste Freundin Kimberly und ohne Tom die nächsten Monate überleben? Vor allem ohne Tom. Er war, sehr zum Missfallen meines Vater, mein erster richtiger Freund gewesen. Wahrscheinlich frohlockte Dad sogar innerlich, weil der Umzug nicht nur einen Schlussstrich unter sein altes Leben, sondern zwangsläufig auch unter meine Beziehung gezogen hatte. Nicht, dass er es böse gemeint hätte, nein, er hielt mich einfach noch für viel zu jung. Wahrscheinlich hätte er sogar noch Einwände gehabt, wenn ich bereits meinen vierzigsten Geburtstag gefeiert hätte. So war mein Dad eben und so zogen wir also nach Nebraska, ohne Tom und ohne die Aussicht, ihn möglichst bald einmal wieder zu sehen.
    Wenn ich zu mir selbst ehrlich war, war ich damals ganz schön arrogant gewesen. Niemals hätte ich mir auch nur im Entferntesten vorstellen können, hier glücklich zu werden, zwischen all den 'Kuhbauern und Landeiern'. Niemals hätte ich

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