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Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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wohl, Mirza Selim Agha!«
    Ich wandte mich um, und der Engländer ebenso.
    »Halt, Ihr bleibt!« rief der Agha, und seinem Diener befahl er: »Laß sie nicht hinaus!«
    Ich hatte die Thür bereits erreicht, und der Mann faßte mich am Arme, um mich zurückzuhalten. Das war mir zu viel. Sir David Lindsay konnte zwar den Wortlaut unseres Gespräches nicht verstehen, aber er hörte an dem Tone desselben und sah an dem Mienenspiele unserer Gesichter, daß wir uns keine allzu großen Liebenswürdigkeiten sagten. Er faßte also den schmächtigen Perser bei den Hüften, hob ihn empor und warf ihn über den ganzen Raum hinweg, so daß er auf den Agha stürzte und diesen zu Boden riß.
    »Recht gemacht, Master?« frug er dann.
    »Yes! Well!«
    Der Agha sprang vom Boden auf und griff zum Säbel.
    »Hunde! Ich schlage Euch die Köpfe ab!«
    Jetzt war es doch wohl an der Zeit, den Mann in die Kur zu nehmen. Ich trat auf ihn zu, gab ihm einen Schlag auf den Arm, daß er den Säbel fallen ließ, und faßte ihn rechts und links bei den Achseln.
    »Selim Agha, unsere Köpfe sind nicht für Dich gewachsen; setze Dich und sei von jetzt an folgsam. Hier ist der Brief, und ich befehle Dir, ihn sofort zu lesen!«
    Ich drückte den Mann auf das Kissen nieder und steckte ihm dann den Brief zwischen die Finger. Er ließ sich das ganz verdutzt gefallen; er blickte mir ganz perplex in das Gesicht und wagte gar nicht, mir zu widerstreben. Als ich mich umdrehte, sah ich, daß der tapfere Diener es vorgezogen hatte, sich sehr muthig nach rückwärts zu concentriren. Er war verschwunden, und als ich jetzt klatschte, wagte er nur den Kopf durch die Thüröffnung zu stecken.
    »Komm herein!« gebot ich ihm.
    Er gehorchte, blieb aber in sprungfertiger Stellung an der Thür stehen.
    »Schaffe Pfeifen und Kaffee herbei! Sofort!«
    Er sah erst mich erstaunt und dann den Agha fragend an, ich aber faßte ihn beim Arme und schlingerte ihn zu der Stelle, wo die Pfeifen an der Wand hingen. Das schien ihm zu imponiren, denn er ergriff sofort zwei der gestopften Tschibuks, steckte sie uns in den Mund und gab uns Feuer.
    »Nun Kaffee! Aber schnell und gut!«
    Er verschwand schleunigst wieder.
    Wir setzten uns auf das Kissen, rauchten und warteten, bis der Agha den Brief gelesen hatte. Es ging langsam genug; daran trug aber wohl nicht sein Mangel an Lesefertigkeit die Schuld, sondern der Inhalt der Zuschrift schien ihm so unbegreiflich zu sein, daß er sich die Sache gar nicht zurecht zu legen vermochte.
    Er war ein schöner, ein sehr schöner Mann; das sah ich, als ich jetzt Zeit genug hatte, ihn zu betrachten. Aber um seine Augen lagen bereits jene tiefen Schatten, welche auf vergeudete Zeit und Kraft schließen lassen, und in seinen Zügen gab es ein undefinierbares Etwas, welches nach einer genaueren Prüfung abstoßend wirkte. Dieser Selim Agha war nicht der Mann, Benda glücklich zu machen.
    Da erschien der Diener mit den kleinen Kaffeetäßchen, welche in goldenen Filigranuntersetzern von der Gestalt unserer Eierbecher ruhten. Er hatte – anstatt zwei – gleich ein halbes Dutzend gebracht, um sich ja sogleich wieder zurückziehen zu können.Und nun schien auch der Agha mit sich im Reinen zu sein. Er richtete sein finsteres Auge auf mich und frug:
    »Wie war Dein Name?«
    »Man nennt mich Kara Ben Nemsi.«
    »Und wie heißt dieser Andere?«
    »David Lindsay-Bey.«
    »Ich soll Dir Alles übergeben?«
    »So hat mir der Mirza gesagt.«
    »Ich werde es nicht thun.«
    »Thue, was Dir beliebt; ich habe Dir nichts zu befehlen.«
    »Du wirst sofort wieder zu dem Mirza reiten und ihm meine Antwort bringen.«
    »Das werde ich nicht thun.«
    »Warum nicht?«
    »Weil Du mir auch nichts zu befehlen hast; weil auch ich thun kann, was mir beliebt.«
    »Gut! So werde ich zwar einen Boten zu ihm senden, aber dieses Haus nicht eher verlassen, als bis ich wieder Antwort habe.«
    »Dein Bote wird den Mirza nicht treffen.«
    »Arab, der mit Euch gekommen ist, muß doch den Ort kennen, an welchem sich sein Herr befindet!«
    »Er kennt ihn.«
    »Ihn werde ich senden.«
    »Er wird nicht gehen.«
    »Warum nicht?«
    »Weil es mir so beliebt. Hassan Ardschir-Mirza hat mich gebeten, sein Eigenthum aus Deiner Hand zu nehmen und Dich mit Arab zu ihm zu senden. Das werde ich thun, aber nichts Anderes. Arab wird nur an Deiner Seite zu seinem Herrn zurückkehren.«
    »Wagst Du, mich zwingen zu wollen?«
    »Pah, wagen! Was wäre bei Dir zu wagen! Wärst Du mir gleich, so würde ich ganz

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