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Wolfsdunkel -7-

Wolfsdunkel -7-

Titel: Wolfsdunkel -7- Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lori Handeland
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1
    Ich kam nach Hause, um einer Hölle zu entfliehen, und landete unversehens in der nächsten. Wahrscheinlich geschah es mir recht. Ich war mit achtzehn fortgegangen und hatte nie auch nur einen Blick zurückgeworfen.
    Die Cherokee nennen die Berge, in denen ich geboren bin, Sah-ka-na-ga oder Gottes Große Blaue Berge. Ich hatte diese Bezeichnung immer für eine Übertreibung gehalten, doch inzwischen war ich mir da nicht mehr so sicher. In meiner derzeitigen Gemütsverfassung kamen mir die Blue Ridge Mountains tatsächlich ein bisschen wie der Himmel vor.
    „Andererseits wäre verglichen mit dem hier sogar ein Feuersee eine verlockende Aussicht“, murrte ich, mit düsterer Miene das Chaos auf meinem Schreibtisch betrachtend.
    „Hast du schon mal einen Feuersee gesehen? Kein hübscher Anblick.“
    Zu meiner Überraschung stand Grace McDaniel in der Tür.
    Während der Highschool waren wir beste Freundinnen gewesen. Bis ich das College besucht und anschließend einen Job bei einem Fernsehsender in der großen, bösen Stadt Atlanta ergattert hatte, während sie hiergeblieben war. Heute war Grace der Sheriff von Lake Bluff, und ich war die Bürgermeisterin. So viel zu den Sünden der Väter …
    Im Vorzimmer läuteten mehrere Telefone. Meine Assistentin hatte mich informiert, dass drei Wähler darauf warteten, von mir empfangen zu werden, bevor sie weiß der Himmel wohin verschwunden war, um weiß Gott was zu tun.
    Man sagte, Joyce Flaherty habe schon als Assistentin des Bürgermeisters gearbeitet, seit es in Lake Bluff, Georgia, den ersten Bürgermeister gab. In Anbetracht der Tatsache, dass die Stadt lange vor der Revolution von den schottischen Iren gegründet wurde, wäre Joyce damit definitiv ein übernatürliches Wesen. Falls das Gerücht zutraf.
    In Wirklichkeit war Joyce während der dreißig plus x Jahre, die mein Vater hier regiert hatte, seine rechte Hand gewesen, und jetzt war sie meine. Die Frau besaß die ärgerliche Angewohnheit, meine Arbeit zu machen und mich erst hinterher darüber zu informieren. Dumm nur, dass sie von meinem Job viel mehr verstand als ich.
    „Gibt’s ein Problem?“, fragte ich.
    Grace tauchte nicht oft in meinem Büro auf; sie rief an, hinterließ eine Nachricht, schickte einen Bericht. Wir waren Freundinnen gewesen, aber jetzt … Nun ja, sie schien ein bisschen sauer auf mich zu sein, ohne dass ich genau wusste, warum.
    »Das kann man wohl sagen«, brummte sie in ihrem trägen, weichen Südstaatenakzent. Ich hatte nie realisiert, wie sehr ich diese Klangfarbe – die ich selbst schon vor Jahren abgelegt hatte – vermisste, bis ich nach Hause zurückgekehrt war.
    Grace sah sich nach hinten um, bevor sie in mein Büro trat und die Tür schloss. Ich deutete auf einen freien Stuhl, aber sie schüttelte den Kopf und begann auf und ab zu laufen, bis der kleine Raum von ihrer nervösen Energie zu knistern schien.
    Grace war die denkbar unwahrscheinlichste Kleinstadtpolizistin, die man sich vorstellen konnte. Sie hatte nicht nur den Körperbau und die Kraft der schottischen Vorfahren, die uns beiden eigen waren, sondern wies darüber hinaus auch die hohen Wangenknochen und das schnurgerade tintenschwarze Haar der Cherokee auf, die jahrhundertelang in diesen Bergen umhergewandert waren, bevor sie im Zuge der beschämenden Aktion, die uns allen als Pfad der Tränen geläufig ist, in den Westen vertrieben wurden.
    Die leicht dunkle Tönung ihrer perfekten Haut deutete außerdem darauf hin, dass auch ein oder zwei Sklaven an ihrem Genpool beteiligt waren. Was in diesen Teilen des Landes nicht so selten vorkam, da auch die Cherokee früher afroamerikanische Sklaven hielten.
    Grace hätte als Model arbeiten können, nur war sie sich ihrer Schönheit ebenso wenig bewusst, wie ich von meiner Arbeit als Bürgermeister verstand. Sie liebte Lake Bluff mehr als irgendetwas oder irgendjemanden sonst; sie würde nie von hier weggehen, wie ich es getan hatte.
    Plötzlich hörte sie auf hin und her zu laufen und stemmte die Handflächen auf die Schreibtischplatte. „Du musst mitkommen.“
    Grace war schnell im Denken und Handeln, dementsprechend führte sie eine Entscheidung unverzüglich aus, sobald sie sie getroffen hatte. Manchmal – um ehrlich zu sein, meistens – wunderte ich mich, warum nicht sie Bürgermeisterin war. Nur dass in Lake Bluff die Menschen in die Fußstapfen ihrer Eltern traten, und wer darauf keine Lust hatte, der verließ die Stadt.
    „Am See kampiert eine

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