Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)
strauchelt dann nieder. Er ist über diese Niederlage so perplex, daßer das Aufstehen vergißt und fast tonlos vor sich hinzürnt.
SCHEIK.Vergriffen hat er sich an mir! Vergriffen!Zu Boden mich geschleudert! Mich!
SCHFAK eilt herbei, um ihn zu unterstützen. Steh auf!
PHANTASIE noch hoch und aufrecht im Zelte. Nun hast du dir den König selbst entblößt – – –Herunter mit dem Mantel von Elissa!
SCHEIK steht auf, noch ganz konfus, zur Phantasie. Wie meinst du das?
SCHFAK.Sei still! Der Schwarze kommt!
Führt ihn nach seinem Throne, auf den er sich, wie bewußtlos, niederläßt.
Elfter Auftrit t
Die Vorigen, ohne die ersten vier Scheike. Der Vorbeter, hinter ihm seine Adjutanten unddas übrige Gefolge. Er läutet die Hölzer und singt dazu:
Heeehhh alas salh! Heeehhh alal = felh! Auf zum Gebete! Auf zum Heile! Heeehhh alas salh! Heeehhh alal = felh! Allh akbar! Allh hu!
Dann kniet er nieder, hinter ihm auch Alle, die mit ihm gekommen sind. Das jmeh mit den stupiden Verbeugungen beginnt. Das rüttelt den Scheik aus dem Zustande halber Betäubung auf. Er fährt empor, reißt die Peitsche aus dem Gürtel und springt zornig auf den Vorbeter ein.
SCHEIK.Was fällt dir ein, du Wurm, du Laus, du Milbe!Ein solches Schnurren und ein solches Schnarren,Nachdem du das Gebet der Bibel hörtest!Bist du verrückt?
VORBETER bleibt knieen. Was soll ich beten, Herr?
SCHEIK.Die heilge Ft’ha, nicht das jmeh!
VORBETER bescheiden, aber fest. Die Ft’ha bet ich nicht!
SCHEIK zunächst erstaunt, daß der Neger überhaupt wagt, Widerstand zu versuchen. Du weigerst dich?
VORBETER.Du hast sie mir verboten!
SCHEIK.Allerdings,Und dazu hatte ich mein Recht. Verstanden?Doch aber jetzt will ich das Gegenteil,Und was ich will,
Klatscht.
geschieht; das ist bekannt!
VORBETER schaut bittend zu ihm auf. Verzeih, o Herr! Ich möchte dich bewahren!Gedenke an das »rasche Ende«, Scheik,Das du mit ihr heraufbeschworen hast!
SCHEIK.Nur mein Befehl und nicht mein Ende gilt!
VORBETER.Und meine Lippe ist nicht deine Lippe!
SCHEIK.Die Ft’ha will ich!
Schlägt ihm bei der Silbe F die Peitsche über den Rücken.
VORBETER.Nein!
SCHEIK.Die Ft’ha
Gibt ihm bei derselben Silbe einen zweiten Hieb.
VORBETER.Nein!
SCHFAK eilt auf den Scheik zu, der schon zum dritten Hiebe ausholt, und fällt ihm in die Peitsche. O Scheik, o Scheik, du prügelst das Gebet!
SCHEIK.Mit vollem Recht, wenn es mir nicht gehorcht.
Macht sich von ihr los und schlägt den Schwarzen wieder. Schfak hängt sich an seinen Arm und versucht, ihm die Peitsche zu entreißen. Die Aufregung geht auf alle Anwesenden über. Man ist empört. Man drängt sich herbei. Der Scheik der Todeskarawane verläßt das Zelt, um sich des Bedrängten anzunehmen. Er tut das ruhig, ohne eine Spur von Leidenschaftlichkeit und Uebereile. Die Phantasie und die Bibel bleiben im Zelte. Sie stehen nebeneinander, die Jüngere im Arme der Aelteren.
IMM.Was das Gebet betrifft, bin ich der Herr.Ich will das jmeh, die Ft’ha nicht!
KDI.Und was das Recht, zu strafen, anbelangt,So habe ich es nur, kein Anderer!
SCHEIK grimmig. Allh, Allh, wie lustig das hier wird!Weil diese Schurken, die gegangen sind,
Mit der Peitsche hinter den vier Scheiken her drohend.
Nicht taten, was ich mir berechnet hatte,Wagt es nun gleich der ganze heilge GlaubeUnd auch das ganze, liebe, heilge Recht,Sich von mir loszusagen.
Spuckt aus.
Pfui der Schande!
Schleudert Schfak von sich, so daß sie vor dem Scheik der Todeskarawane niederfällt, deutet auf den Neger und ruft herausfordernd.
Ich peitsche ihn, bis er gehorcht! Verstanden?!Und wer mich hindern will, der wage es!
Schlägt weiter auf den Schwarzen ein.
SCHEIK DER TODESKARAWANE hebt Schfak auf und reicht sie ihrem in der Nähe stehenden Vater hin. Das ist Kitl, das Drachenungeheuer,Die niedrige Gewalt, das – – – Menschentier!
SCHEIK sich ihm zuwendend und vom Schwarzen ablassend. Kitl, Kitl, ganz richtig! Hast du Mut,So komm heran, und hol dir meine Peitsche!
SCHEIK DER TODESKARAWANE.Wozu denn Mut? Kitl ist ungefährlich!
Er geht langsamen Schrittes auf den Scheik zu, die Augen fest auf ihn gerichtet.
PHANTASIE ruft ihnen zu. Schon wieder stellt er seinen König bloß.Herunter mit dem Reif von ridk!
Die Beiden stehen sich Auge in Auge gegenüber. Der
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