PR 2666 – Die Pyramide der Badakk
1.
Arun Joschannan wand sich unter dem Griff der Leibwächter und Spezialisten. Er zappelte wie ein Fisch und entwickelte ungeahnte Kräfte. Ein Prallfeld fing ihn ein. Es kippte den Körper in Schräglage, die Stiefel nach oben, den Kopf nach unten.
»Schnell! Die Medos zu mir!«, rief Tekener.
Joschannan lief dunkelrot an. Er bekam keine Luft. Tekener beugte sich über ihn. Mit dem linken Handschuh packte er den Unterkiefer und zog ihn nach oben, während die Finger der rechten Hand in den Mund fassten. Sie erwischten den gallertartigen Schleim und zogen daran. Der Mund war voll, ebenso die Nase, der Rachen und die Luftröhre. Zwei, drei Mal förderte Tek Klumpen des eklig glibberigen Zeugs zutage, dann griff ein Medoroboter ein.
Das Zischen einer Spritze erklang. Ein Hohltentakel schob sich in den Rachen des Ersten Terraners und saugte den Schleim ab.
»Halt still, Arun!«, versuchte der Vizechef der USO ihn zu beruhigen.
Joschannans Gesicht war inzwischen dunkelblau angelaufen. Der Körper erstarrte im Erstickungskampf. Endlich, nach schier endlosen Augenblicken, röchelte Joschannan – ein gutes Zeichen. Luft drang in seine Lunge. Das leise Jaulen eines Elektromotors verriet, dass der Sauger unter Höchstlast arbeitete.
Inzwischen assistierte ein zweiter Medoroboter und reinigte die Nase.
Tekener trat zur Seite. Der Roboter fuhr ungefragt einen zusätzlichen Tentakel nach hinten aus und reinigte die Handschuhe des Terraners.
Nach und nach hellte sich Joschannans Gesicht auf. Seine Brust hob und senkte sich übermäßig stark. Noch immer drang ein Röcheln aus dem Rachen, mehrmals unterbrochen von Brechreiz. Joschannan übergab sich und spie faustgroße Klumpen des Zeugs aus.
Der Medo fuhr den Saugrüssel ein und ersetzte ihn durch einen dünneren Schlauch, mit dem er die Reste des Schleimes aus der Lunge und den Atemwegen holte.
Wieder beugte sich Tekener über den Ersten Terraner. Dessen schmalrückige Nase ragte bleich in die Landschaft, ein unnatürlicher Kontrast zu dem noch immer geröteten Gesicht. Das blauschwarze Haar klebte am Kopf, als habe jemand aus Versehen zu viel Gel benutzt.
»Arun, kannst du mich hören?«, fragte Tekener.
»Er steht unter einer starken Dosis Beruhigungsmittel«, sagte der Medo. »Erwarte nicht zu viel.«
Tek wandte sich an die beiden topsidischen Leibwächter. »Wie lange?«
Onttril-Gukzz und Tork-Trak stutzten.
Tekener deutete auf das Becken im Boden des ungefähr hundert Quadratmeter großen Raumes und wiederholte seine Frage. »Wie lange war er da drin?«
»Sie haben ihn am späten Nachmittag abgeholt«, sagte Gukzz dann.
»Das klingt gut.« Im Augenblick war später Abend. Joschannan hatte allenfalls ein paar Stunden im Geneseplasma der Badakk gelegen. Seit den Vorgängen auf der Arkonidenwelt Travnor wusste Tekener, dass die völlige Abhängigkeit vom Geneseplasma – beziehungsweise die Ausbildung eines Nervenknotengeflechts im Körper des Opfers – erst nach geraumer Zeit eintrat, er ging von rund 36 Stunden aus.
Tormanac da Hozarius hatte zweimal, aber jedes Mal nur kurz, in dem Becken gelegen. Im Unterschied zu dem Unither Kormph und dessen deutlich längeren »Badezeiten« hatte er keinerlei Suchtverhalten gezeigt.
Tekener erwartete das bei Joschannan ebenfalls nicht. Ein Unsicherheitsfaktor blieb allerdings. Joschannan war Terraner. Sein Metabolismus war ein völlig anderer als der eines Unithers. Und niemand wusste bisher etwas über die Zusammensetzung des Geneseplasmas in dem Becken vor ihren Augen. War die Gallerte identisch mit jener auf Travnor, oder gab es Unterschiede?
»Nehmt Proben des Plasmas und bringt sie in die JULES VERNE!«, wies Tekener die Roboter an. »Vergleicht sie mit denen aus dem Perlitton-System. Wir brauchen die Ergebnisse so schnell wie möglich.«
In den Hallen jenseits des Korridors wurde noch immer gekämpft. Explosionen ließen den Boden erbeben und die Wände wackeln.
Ronald Tekener verzog das Gesicht zu einem Grinsen. Das Ambiente gefiel ihm. Trübes, diffuses Notlicht im Raum mit dem Genesebecken. In einiger Entfernung ertönte das Fauchen von Energiewaffen und hin und wieder das Knallen herkömmlicher Sprengladungen, mit denen die Badakk offenbar ihren Rückzug absicherten.
Weit würden sie nicht kommen. Draußen auf der Mondoberfläche lauerten Hundertschaften der USO. Getarnt unter Deflektorfeldern sicherten sie den Bereich um die Schlucht ab. Hoch über dem Mond von Theatrum VII hing die JV-1 und
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