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Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Eigenschaft nicht, welche wir an dem Eisen bemerken, das Rosten, d.h. seine Verbindung mit dem Sauerstoffe der Luft bei Anwesenheit von Feuchtigkeit. Doch fällt dieser Uebelstand nicht gar zu sehr in’s Gewicht, da das Eisen ja einen niedrigen Preis besitzt und man durch mancherlei Anstriche vorbeugen kann.
    Eine weit schlimmere Untugend ist die Veränderung in der Textur, welche das Eisen bei dem Hämmern und Auswalzen erleidet. Hier wird nämlich das ursprüngliche körnige oder zackige Gefüge desselben sehnig oder faserig, und da es bestrebt ist, wieder in seinen früheren Zustand zurückzukehren, so wird es brüchig und zerspringt, ohne daß es gelingt, eine äußerliche Ursache des Bruches aufzufinden.
    Diese Rückwandlung wird durch die Stöße und Erschütterungen, welche das Eisen bei seinem Gebrauche zu erleiden hat, bedeutend erleichtert, und wir haben deßhalb so viele Brechungen von Axen, Spindeln, Bohrgestängen, Maschinentheilen etc. zu beobachten.
    Diesem Uebelstande nun ist durch eine der tiefeingreifendsten Entdeckungen der neueren Zeit beseitigt worden. Der Ingenieur Bessemer nämlich stellte 1856 dadurch,   daß er einen Luftstrom durch das geschmolzene Eisen leitete, mit höchst geringen Kosten ohne alle Zwischenarbeit aus dem Roheisen, Schmiedeeisen oder Stahl her, und damit stehen wir jedenfalls an einer neuen Epoche der Industrie und können nach dem eisernen Zeitalter ein stählernes verzeichnen.
    Die Verschiedenheit der Eigenschaften, welche das Eisen besitzt, beruhen auf der verschiedenen Art und Weise seiner Behandlung, nämlich darin, daß man ihm mehr oder weniger Kohlenstoff beifügt. Das Schmiede- oder Stabeisen erhält am Wenigsten, das Gußeisen am Meisten davon, und da der Stahl in der Mitte steht, so kann man ihn aus dem Gußeisen sowohl als auch aus dem Schmiedeeisen darstellen, je nachdem man Ersterem Kohlenstoff entzieht oder Letzterem Kohlenstoff beifügt.
    Er zeichnet sich dadurch aus, daß man ihm beliebig die Eigenschaften des Guß- und Schmiedeeisens ertheilen kann, und wie wir schmelzbaren Stahl haben, welcher also gegossen werden kann, so giebt es auch solchen, der nicht schmilzt. Die werthvollste seiner Eigenschaften ist aber die   daß er durch das sogenannte Anlassen jeden beliebigen Härtegrad annimmt und eine Elasticität besitzt, welche ihn jedem anderen Metalle überlegen macht.
    Die Gesittung – Cultur – ist ein Ergebniß der menschlichen Arbeit, deren Erfolge wesentlich von den Eigenschaften unserer Werkzeuge abhängig sind. Bei der Ueberlegenheit des Stahles, welcher das Eisen sowohl an Härte als auch an Zähigkeit übertrifft, wird der Ertrag unseres Schaffens eine gar nicht zu berechnende Höhe erreichen, wenn alle Werkzeuge, die heute noch aus Schmiede- oder Gußeisen bestehen, aus Stahl gefertigt werden. Dann wird sich’s noch deutlicher als jetzt schon zeigen, daß die Wohlfahrt einer Nation, eines Landes, viel sicherer auf der Gewinnung des Eisens als derjenigen der edlen Metalle und Steine beruhe und der Menschheit mit dem Ersteren ein Geschenk wurde, welches sie in der Lösung ihrer größten und schwierigsten Aufgaben unterstützt.
     
    »Der Gott, der Eisen wachsen ließ,
    Der wollte keine Knechte!«
     
    sang E.M. Arndt. Das Gold macht den Menschen zum Sclaven – das Eisen macht ihn frei; der Glanz des Goldes blendet die Sinne und erregt die Leidenschaften – das Eisen stärkt Blut und Herz, erfordert nüchterne Kraft, lehrt dem Menschen die Macht kennen, welche ihm über die Kreatur gegeben ist und bringt den Preis seiner An8strengungen zur höchsten Potenz. Die menschliche Arbeit giebt z.B. bei der Uhrenfabrikation dem Pfunde Eisen einen Werth von 13,000 Thalern, und in Gestalt von Federndraht hat die Unze Stahl einen Preis von 22,110 Thalern ist also 830 mal so viel werth als feines Gold und 13,280 mal so viel als feines Silber. –
    Hut ab also vor dem unscheinbaren Proletarier, der ein König ist auf dem Gebiete der Industrie. Noch ist seine Herrschaft nicht eine vollendete, sondern immer weiter wird sie sich ausdehnen und nicht nur das Größeste und Erhabenste, sondern auch die kleinsten Erscheinungen des alltäglichen Lebens immer mehr in ihren Bereich ziehen. Ist die Gegenwart noch nicht eisern, so wird es ganz gewiß die Zukunft sein.

Schätze und Schatzgräbe r
     
    Je mehr das Licht der Wissenschaft die Finsterniß, welche Jahrtausende lang auf den Geistern ruhte, durchdringt, desto mehr schwindet der Aberglaube, und eine

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