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Die Raumfalle (Orion 06)

Die Raumfalle (Orion 06)

Titel: Die Raumfalle (Orion 06) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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1
     
    Der Mann stand ruhig vor dem breiten Schreibtisch mit der spiegelnden Platte. Die Arme des Mannes hingen locker herunter; er war schlank und etwas älter als fünfunddreißig Jahre. Man konnte seinem hageren Gesicht entnehmen, daß er sich einen Großteil seines Lebens im All aufgehalten hatte. Außerdem besaß er jenes gewisse Etwas, das Raumleute auszeichnete: eine latente Gespanntheit, die schlagartig in Aktion explodieren konnte.
    Er war fast hundertachtzig Zentimeter groß, hatte braune Augen und Haar von der gleichen Farbe, das effektvoll in die Stirn gebürstet war. Er stand da und sah in die Gesichter der beiden Männer, die ihm gegenüber am Tisch saßen. Endlich sagte einer von ihnen:
    »Gut, Major McLane, dann wäre also alles klar, nicht wahr?«
    Commander Cliff Allistair McLane nickte kurz:
    »Wieder einmal«, erwiderte er gereizt.
    Sein Gegenüber war Marschall Wamsler. Groß, massig und schwarz saß er in seinem Sessel wie eine Sphinx. Er wußte, daß vor fast genau einem Jahr Major McLane strafversetzt worden war – von der Flotte hierher zur Raumpatrouille. Seit der gleichen Zeit flog McLane mit seiner Crew die schärfsten Einsätze und hatte mehr als einmal Dinge vollbracht, die die Legenden um seine Person nur noch verstärkt hatten.
    »Was heißt ›wieder einmal‹?«, fragte er halblaut.
    McLane hob eine Hand und antwortete:
    »Das ist nun das zweitemal innerhalb von zwölf Einsätzen, daß Sie mich auf diese verdammten Lichtdrucksporen hetzen. Eigentlich müßte Ihnen doch klar sein, daß bisher nichts gefunden wurde – und vermutlich auch weiterhin nichts gefunden werden wird.«
    Wamsler legte seine breiten Hände auf den Tisch und fragte zurück:
    »Und? Kann ich etwas dafür?«
    »Schließlich bekomme ich von Ihnen die Einsatzbefehle«, widersprach McLane. Der andere Mann an der Seite Marschall Wamslers gestattete sich ein dünnes Lächeln Cliff McLane bemühte sich, ihn nicht zu beachten.
    »Das interplanetarische Forschungsamt und Science-Center interessieren sich eben stark für diese Dingerchen!« erklärte der Marschall.
    »Ich beginne langsam, mir wie ein Botaniker vorzukommen«, sagte McLane ärgerlich und steckte eine Hand in die Tasche der Uniform.
    »Wie Sie sich vorkommen, ist nicht Sache der Raumaufklärungsverbände Terra«, antwortete Wamsler, noch immer ruhig und geneigt, mit McLane zu diskutieren. Er hatte, obwohl er das nicht offen äußern durfte, eine Schwäche für Leute wie McLane und seine Mannschaft. Sie brachten Abwechslung in das Einerlei des Dienstes.
    »Das nicht, aber meine Stimmung ist schließlich ein wichtiger Faktor. Die Menge von Krisen, die durch psychologisch überforderte Schiffsführer hervorgerufen worden sind, zählen zu den folgenschwersten Verlusten der Raumfahrt.«
    »Ich bitte Sie, Cliff«, sagte Wamsler. »Dramatisieren Sie nicht so. Was sollen Sie anderes tun, als mit Ihrer ORION durch das All fliegen?«
    »Nichts«, sagte der Major. »Das ist es eben.«
    »Haben Sie schon einmal etwas von der Panspermie-Theorie gehört?« fragte der andere Mann. Cliff drehte seinen Kopf und betrachtete Adjutant Spring-Brauner mit einem Blick, der andere Menschen in Panik versetzt hätte. Spring-Brauner, der bestaussehendste Mann aus Wamslers Garde, bemerkte den Blick nicht.
    Selbstverständlich war Cliff diese Theorie bekannt, und er wußte auch, auf welch unsicheren Füßen sie stand. Mit geheucheltem Ernst erwiderte er:
    »Nein – aber ich wäre Ihnen sehr verbunden, wenn Sie mich an den Schätzen Ihres sicherlich profunden Wissens teilnehmen ließen.«
    Spring-Brauner merkte nicht, daß ihn Cliff voller Mitleid betrachtete und es darauf anlegte, ihn zu blamieren; schließlich war da noch eine Sache mit einem vertauschten Einsatzbefehl, der Cliff und seine Mannschaft in Teufels Küche gebracht hatte. Spring-Brauner hatte die ARION mit der ORION verwechselt.
    »Diese Theorie geht davon aus«, begann er und stand auf; seine Gestik konnte sich so besser entfalten, »daß das Leben nicht auf der Erde entstand.«
    »Wie erregend«, sagte Cliff. »Wo sonst?«
    »Das Leben könnte von einem anderen Planeten, von einem Körper eines anderen Sonnensystems, zu uns gekommen sein. In den Spalten von Meteoriten, durch den Strahlungsdruck von fremden Sonnen oder durch kosmische Lichtstürme. Und nun ist es natürlich interessant zu erfahren, woher das irdische Leben wirklich stammt.«
    »Faszinierend!« flüsterte Cliff, scheinbar ergriffen.
    »Nicht wahr? Wenn

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