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Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Prometheusnaturen gegeben, welche von einem innern Drange nach Erkenntniß getrieben wurden, die kühne Hand nach dem Lichte der Wissenschaft auszustrecken, um die Räthsel des Seins zu beleuchten und zu ergründen. Aber mit jedem Schritte, den sie vorwärts thaten, wuchs der Zweifel und der Durst nach neuem und größerem Wissen; von den Finsterlingen mit dem Anathema belegt, sahen sie sich von dem Spötter verlacht, von dem unverständigen Haufen verketzert und mußten in ewiger Kerkerhaft oder gar auf dem Scheiterhaufen ihr Heldenthum büßen.
    Doch ist der göttliche Funke, einmal in Brand gesteckt, nimmer wieder auszulöschen; mag der Denker unter dem Bannfluche seufzen und zum Märtyrer seiner Ueberzeugung werden, so ist es doch unmöglich, die Errungenschaften seines Geistes mit dem Interdicte zu belegen und die Idee, die ihn erleuchtete, lebt fort und geht auf andere Geister über, um unter Sturm und Drang immer weiter entwickelt und ausgebildet zu werden. Jetzt sind jene Zeiten vorüber, die Fesseln gefallen und die Scheiterhaufen verkohlt, und unbesorgt dürfen wir uns in die Schöpfungen der Männer versenken, welche nach dem Glanze der Wahrheit strebten und Antwort suchten auf die Frage nach Ursprung, Wesen und Zusammenhang des Bestehenden.
    Diese Frage, obwohl zunächst an irdische Verhältnisse gerichtet, hebt unfehlbar doch zuletzt den Blick empor zum Himmel und lenkt das forschende Auge auf die hellen Punkte, von denen jeder eine Welt bedeutet. Im Glanze der Sterne nur entfaltet die Wunderblume der Erkenntniß ihre Blüthen, und mit Recht mahnt der Dichter die nach Licht und Klarheit Strebenden:
     
    »Schwingt Euch hinauf zu jenen Fernen,
    Zum großen Weltenocean,
    Les’t in den Sonnen, in den Sternen:
    Sie zeigen Euch des ew’gen Bahn!«
     
    Müssen wir den Mann bewundern, dessen scharfe Beobachtung hinunterdringt in die Tiefen der Erde, um den Schleier zu lüften, welcher über die Geheimnisse der Unterwelt gezogen ist, so erscheint uns erstaunlicher noch die Sicherheit, mit welcher die Berechnung des Himmelskundigen die Millionen rollender Welten erfaßt, jede Minute ihres Laufes zählt und das Dasein von Körpern beweist, welche erst die Nachwelt mit dem Rohre erreicht. Der Glanz der Sterne legt seine Strahlenaureole um das Haupt des Forschers; ein magisch Schimmern hängt sich um sein Thun, und wie sein Himmel hoch ist über der Erde, so blickt auch zu ihm selbst der Laie nur nach oben.
    Mögen Andre stolz sich Herren der Erde nennen, ihm ist sie zu eng und klein, das All will er durchdringen und beherrschen, erobert eine Welt nach der andern und – bringt sie der Menschheit zum Geschenke. Die Sphären, welche durch   die Räume saußen, müssen ihm Rede stehen, von ihm ihr Bild sich rauben lassen und ihren Wandel seinem Aug’ enthüllen. Was der stärksten körperlichen Kraft unmöglich ist, er vollbringt es, und in ihm zeigt die Macht des Geistes sich in ihrem höchsten irdischen Glanze.
    Darum ist es kein Wunder, daß man seit grauer Zeit bis zum Ausgange des Mittelalters den Astronomen die Kunst beimaß, aus der Stellung und dem Laufe der Gestirne die Zukunft zu ergründen. Es liegt ein geheimnißvoller und unwiderstehlicher Reiz in der geistigen Erforschung dessen, was der Betrachtung durch das leibliche Auge sich entzieht, und so kam es, daß die Brillanten des Himmels mit ihrem magischen und zauberhaft flimmernden Lichte die Aufmerksamkeit schon der ältesten Völker auf sich zogen.
    Die Bewegungen der Sonne und des Mondes mußte dem Menschen am Ersten auffallen, und das Resultat seiner Beobachtung war die Eintheilung der Zeit in Jahre, Monate und Tage. Da der Stand seiner Kenntnisse kein hoher war und ihm auch die nothwendigen Instrumente noch fehlten, so war seine Anschauung vom Weltenbau eine irrthümliche und konnte erst später mit der Erstarkung der Wissenschaft und der Erfindung und Vervollkommnung der astronomischen Werkzeuge nach und nach berichtigt werden. Dennoch aber hat man, besonders in Asien, schon in der ältesten Sagenzeit Kenntnisse von genauen Messungen und Berechnungen, welche unsere Bewunderung erregen.
    Die astronomischen Nachrichten der Indier reichen bis 3102, der Chinesen bis 2449, der Chaldäer und Babylonier bis 2167 Jahre vor Christi Geburt zurück, und die Egypter hatten schon 1600 vor Christo richtige Beobachtungen von Finsternissen. Die großartigsten Erfolge freilich hat erst die neuere Zeit aufzuweisen, welcher es gelang, die Wissenschaft von den

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