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Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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vorübergehen werden, ohne daß davon die geringste Wirkung zu verspüren war und sein wird. Der Grund zu dieser vollständigen Unschädlichkeit liegt in der außerordentlichen Dünnheit des Stoffes, aus welchem sie bestehen und welche so bedeutend ist, daß z.B. unsere atmosphärische Luft mehrere hundert mal dichter noch ist als der Donati’sche Komet, welcher 1858 erschien.
    Die Bahnen dieser Himmelskörper sind so lang gedehnt, daß der Komet von 1680 der Sonne sich bis auf blos 30,000 Meilen näherte und sich dann wieder 3000 Millionen Meilen von ihr entfernte. Dieser Abstand äußerte auch eine auffällige Wirkung auf die Schnelligkeit seines Laufes, welche in der Sonnennähe 53 Meilen, in der Sonnenferne aber nur 6 Ellen in der Secunde betrug. Der Komet von 1858 braucht 2000, der von 1811 2840, ja es giebt einen, der sogar 102,500 Jahre braucht, um seine Bahn nur ein einziges Mal zu vollenden.
    Bis auf Tycho de Brahe galten sie gar nicht für Weltenkörper, sondern nur für Lufterscheinungen (Meteore) und hatten also dasselbe Schicksal wie die Sternschnuppen, welche für atmosphärische Gebilde gehalten wurden, bis Chladni in Berlin im Jahre 1804 die später auch bewiesene Meinung aussprach, daß sie kosmischen Ursprung haben, Trümmern von Weltenkörpern seien und als Meteorsteine unsre Erde zuweilen besuchen, weil dieselbe ihre Bahn durchkreuzt.
    So ungeheuer der Raum ist, welchen die Sonne mit den sie umschwimmenden Welten einnimmt, er ist doch verschwindend klein im großen, unausdenkbaren Weltgebäude. Schon mit bloßem Auge vermag man bei heiterem Nachthimmel 5000 Sterne zu zählen, während das bewaffnete Auge davon über 145,000 erkennt und man vermuthet, daß der ganze Himmel über 75 Millionen Sterne trägt.
    Diese Sterne, wegen der scheinbaren Unveränderlichkeit ihres Standortes »Fixsterne« genannt, sind so weit von unsrer Erde entfernt, daß der Lichtstrahl, welcher doch in jeder Secunde 40,000 Meilen zurücklegt, vom Monde 11/2 Secunden, von der Sonne 8 Minuten 18 Secunden, von No. 61 des Schwanes 9 Jahre, vom Polarsterne 40 Jahre und von den Plejaden 700 Jahre braucht, um zu uns zu gelangen.
    Bei dieser ungeheuren Entfernung ist es sehr wahrscheinlich, daß wir heut das Licht von Sternen sehen, welche längst schon in Trümmer gegangen sind und dagegen Welten noch nicht erblicken, die schon Jahrhunderte lang auf Bahnen wandeln, welche unser Rohr zu erreichen vermag. Und trotzdem richtet der Mensch seinen Blick nach oben, läßt sich von keinem Hindernisse schrecken und besiegt, je weiter er im Wissen vorschreitet, desto größere Schwierigkeiten, welchen die Vorwelt vollständig machtlos gegenüberstand.
    Ist der Geist des Menschen wirklich ein Odem Gottes, so muß ihm auch die göttliche Allmacht innewohnen, welche sich immer mehr von den Fesseln des Endlichen befreit und emporstrebt zum Schauen und Erkennen. Was der Vergangenheit ein Wunder war, das ist der Gegenwart eine Leichtigkeit, etwas Alltägliches und Gewöhnliches, und wie der vom Drange der Wissenschaft beseelte Wanderer in die Wüsten der entlegensten Continente dringt und mit Todesgefahr und tausend Fährlichkeiten die Kämme der höchsten Gebirge übersteigt, so erfaßt das bewaffnete Auge einen Stern nach dem andern und bestimmt mit Hülfe der Spectralanalyse die Stoffe, aus welchem Himmelskörper bestehen, die selbst der Blitz erst nach Jahrhunderten erreichen könnte.
    »Wo warst Du, da ich die Erde gründete? Sage mir es, bist Du so klug? Worauf stehen ihre Füße versenket und wer hat ihr einen Eckstein gelegt, da mich die Morgensterne lobeten und jauchzeten alle Kinder Gottes?« fragt Hiob, und seine Zeit mußte zu diesen Fragen schweigen, während wir vor ihnen nicht mehr zu erschrecken brauchen.
    Diese »Kinder Gottes«, diese »Jerubim und Seraphim«, wie unsre Bibel die Sterne nennt jauchzen dem Herrn Sabaoth ihr Hallelujah von Ewigkeit zu Ewigkeit; wir vernehmen ihre Stimme und – sprechen nicht blos von der Musik der Sphären, sondern berechnen mit genauen Zahlen die Intervalle der großen Weltenharmonie.
    Die Alten erklärten sich die Entstehung der Milchstraße durch die Sage von der Ziege Amalthea, welche am Himmel weidete und denselben mit ihrer Milch betröpfelte. Welcher Unterschied zwischen dieser kindlich naiven Anschauung und den Aufklärungen, welche uns die jetzige Astronomie ertheilt! Ist es uns auch nicht möglich, jene »Zervan akerene« (anfanglose Zeit), von welcher die persischen Religionsbücher

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