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Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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wohl auch eine noch höhere ist, und die Natur, die Erziehung, die Verhältnisse haben sie zu beantworten.
    »Was meinest Du, will aus dem Kindlein werden?« fragt die biblische Sage von dem Knaben Johannes, und wie in der frommen Erzählung, so sollte man diese Frage aller Orten schon an die zarte Jugend, an das Kind, ja an den Säugling richten, denn in ihm liegen die körperlichen und geistigen Fähigkeiten und Eigenschaften des zukünftigen Mannes im Schlummer und sollen nach bestem Vermögen geweckt, gepflegt und ausgebildet werden.
    »Was willst, was sollst Du werden,« haucht es im ersten Athemzuge des Neugeborenen, und die einzig richtige Antwort lautet: »Ein guter Mensch, ein nützliches und brauchbares Glied der großen Gesellschaft, welche wir Menschheit nennen.« Die Erfüllung dieses Versprechens ist durch die Gaben, welche einen Jeden verliehen sind, ermöglicht, wird durch die Erziehung und den Unterricht vorbereitet und soll ausgeführt werden durch treuen Gehorsam gegen die Pflichten, welche das Leben Demjenigen auferlegt, der sich froh und glücklich fühlen will im Kreise der ihn Umgebenden.
    Die unendliche Weisheit des Schöpfers hat die Gaben nicht gleich, sondern nach Art und Grad verschieden ausgetheilt, denn diese Verschiedenheit ist die erste Bedingung eines friedlichen und erfolgreichen Zusammenwirkens der nach Millionen zählenden Erdenbürger. Keiner von ihnen allen darf sagen, daß er von der Vorsehung ohne Schuld vernachlässigt worden sei und findet, wenn er es thut, eine strenge Zurechtweisung in dem unumstößlichen Gesetze, daß die Sünden der Väter an den Kindern heimgesucht werden bis in das dritte und vierte Glied.
    Mit der rechten Würdigung dieses Gesetzes hat der Einfluß der Eltern zu beginnen, wenn er ein glücklicher sein und Segen bringen soll. Eltern, welche sich an Körper, Geist und Herz gesund erhalten, werden diese Gesundheit auch auf ihre Kinder vererben und mit derselben alle diejenigen Eigenschaften, welche die Erfordernisse einer nach göttlichen und menschlichen Gesetzen normalen Entwickelung bilden.
    Hieraus folgt für alle Väter und Mütter die heilige Verpflichtung, nie aus den Augen zu lassen, daß nach dem biblischen Ausspruche der Leib ein Tempel des heiligen Geistes sei, der in ihm wohnet. Geschieht das, so wird sich der Erziehung stets ein fruchtbarer Boden bieten, welcher die auf ihn verwendete Pflege mit tausendfältigem Ertrage lohnt.
    Sie, die Erziehung, muß vor allen Dingen die Art und Weise und die Triebkraft der zu entwickelnden Keime kennen lernen. Leider entgeht so vielen Erziehern der zu dieser Beurtheilung so nothwendige Scharfsinn, und wir dürfen uns daher nicht wundern, daß das Leben und die Thätigkeit so vieler Menschen als verfehlt und erfolglos zu bezeichnen sind, weil sie gleich von den ersten Stunden des Daseins an in eine falsche Richtung geleitet wurden.
    Tausende von Ehen werden geschlossen, ohne daß Diejenigen, welche auf die Bezeichnung Vater und Mutter Ansprüche machen, auch wirklich Vater und Mutter zu sein verstehen. Sie kennen weder ihre Pflichten, noch besitzen sie die Befähigung, dieselben zu erfüllen. Eine Menschenseele ist ein köstlich Ding und darf ihr Dasein nicht einem Augenblicke bloser sinnlicher Erregung, einer Handlung des Leichtsinnes zu verdanken haben. Fragen solche Eltern ihr Kind: »Was willst Du werden?« so wird die Zukunft wohl nur in Ausnahmefällen die erwünschte Antwort ertheilen: »Etwas Rechtes.«
    Sind die im Kinde gebotenen Kräfte erkannt worden, so müssen dieselben in der rechten Art und Weise behandelt und zur Entwickelung gebracht werden. Hier ist ein fester Plan nothwendig, nach welchem gehandelt und jeder einzelne Fall beurtheilt werden muß. Aber in wie viel Familien ist dieser Plan zu finden!
    Es ist nicht zu viel gesagt mit der Behauptung, daß leider die meisten Eltern vollständig planlos handeln, und wenn trotz dieses Umstandes das junge Bäumchen fröhlich emporwächst und zu seiner Zeit zum Blühen und Früchtetragen kommt, so ist dieses Gedeihen wohl der Gesundheit des Keimes, einem glücklichen Instincte der Eltern und der günstigen Einwirkung zufälliger Verhältnisse, wenn nicht gesagt werden soll, dem Schutze der Vorsehung zu verdanken.
    Selbst der beste Plan wird erfolglos, wenn er nicht mit der gehörigen Energie durchgeführt wird, und hier begegnen wir unzähligen Nachlässigkeits- und Schwachheitssünden, welche sich ganz besonders die falsche Liebe der Eltern oder

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