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Delphi Saemtliche Werke von Theodor Fontane (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Saemtliche Werke von Theodor Fontane (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Saemtliche Werke von Theodor Fontane (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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Domherrnviertel geplündert werde. Was sich denn auch unverzüglich ins Werk setzte. Selbst die kirchlichen Gefäße, die Patenen und Abendmahlskelche, wurden nicht verschont, und das Zerstörungswerk geschah um so gründlicher und rücksichtsloser, als sich unter den Plünderern bereits sehr viele befanden, die Gegner und Verächter der katholischen Kirche waren. Im Kreise der Anführer aber richtete sich das Hauptaugenmerk auf ihre beim Domkapitel aufbewahrten Verschreibungen und Schuldscheine, die nun, soweit sie zur Stelle waren, entweder vernichtet oder mitgenommen wurden. Weniger glücklich war Minckwitz in Person, der den im Dom aufbewahrten Domschatz in seine Gewalt zu bringen hoffte. Die Sakristei, darin er ihn mutmaßte, wurde bis unter den Fußboden untersucht, aber ein Fleckchen übersah er: den durch die geöffnete Sakristeitür gebildeten Winkel. Und gerade hier stand der Kasten, der den Domschatz bewahrte.
    Zuletzt richtete sich die Stimmung, wie man kaum anders erwarten konnte, gegen die Stadt selbst, und als einer aus der Rotte bemerkte, »daß die Bürgerschaft an dem Scheitern ihres Anschlages eigentlich schuld sei, weil ihr Widerstand dem Bischofe Zeit zur Flucht gegeben habe«, fiel man ohne weitres über die Bürger her. Einer, der sich widersetzen wollte, verlor sein Leben, und nur zwei Häuser entgingen der allgemeinen Plünderung: eines dadurch, daß der Brauer, der es bewohnte, die heiße Malzbrühe den Anstürmenden auf die Köpfe goß, ein andres dadurch, daß man von innen her ein langes weißes Laken aushängte, wie wenn ein Toter im Hause sei. Nach ein paar Stunden endlich hatte sich das Unwesen ausgetobt, und der ganze Zug zog wieder heimwärts und nahm des Bischofs Bruder gefangen nach Sonnenwalde mit.
     
    Der Bischof Georg von Blumenthal sucht Schutz beim Kurfürsten, und Nickel von Minckwitz wird flüchtig
    Der geflüchtete Bischof eilte geradenweges nach der Grimnitz, wo sich Kurfürst Joachim eben aufhielt. Dieser, nach empfangenem Bericht, befahl einem seiner Diener, dem Martin Böhme, mit acht Reitern den Räubern nachzusetzen, um wenigstens in Erfahrung zu bringen, wo sie den Raub zu bergen gedächten. Dies märkische Détachement aber, das für seine Aufgabe viel zu schwach war, wurde zu Dobrilug von den Minckwitzischen überrascht, und Martin Böhme selbst fiel, als er eben sein Pferd besteigen wollte, durch einen Dolchstoß von Schliebens Hand. Seine Reiter wurden gefangengenommen und erst nach Jahresfrist von Sonnenwalde wieder entlassen.
    All dies machte den größten Lärm, und als Luther in Wittenberg davon hörte, war er höchst unzufrieden und schrieb an einen Freund: »Ich habe hier weiter nichts erfahren, als daß Nikolaus von Minckwitz mit einer zusammengebrachten Schar die Stadt Fürstenwalde, den Sitz des lebusischen Bischofs, überfallen hat. Ich weiß nicht, aus welchem Grunde und zu welchem Zweck. Es mißfällt mir aber außerordentlich, wenngleich es heißt, daß alles ohne Mord und Brand geschehen und daß vielmehr nur geplündert worden sei. Wenn ich von Mißfallen spreche, so heg ich ein solches nicht bloß darum, weil sich das Unternehmen gegen die staatliche Gewalt richtete, sondern namentlich deshalb, weil es das Evangelium mit einer neuen großen Gehässigkeit belastet. So zwingt man uns, die Unschuldigen, für die Freveltaten anderer zu büßen. Gäbe doch Christus, daß dem ein Ende sei, vor allem aber, daß jener Minckwitz nicht noch Schlimmeres begehe. Was übrigens den Lebuser Bischof betrifft, so soll er in der ganzen Mark überall verhaßt sein.«
    In dieser Annahme »von dem allgemeinen Verhaßtsein des Bischofs« mochte Luther im großen und ganzen recht haben; andrerseits aber war es nicht minder gewiß, daß er, der Bischof, beim Kurfürsten Joachim in hohen Gnaden stand. Ungesäumt ließ dieser letztre denn auch einen Befehl ergehen, in welchem er das ganze märkische Land aufforderte, seine Kraft einzusetzen, um vor Sonnenwalde zu ziehn und das alte Minckwitzen-Schloß zu zerstören. Es fehlte nicht an Geneigtheit, diesem Befehle nachzukommen, und bloß aus der Stadt Wittstock erschienen 140 wohlbewaffnete Bürger, die der Havelberger Bischof in Person dem Kurfürsten und seinem Heere zuführte, welches letztre sich bei Berlin zusammenzog und, nach der Angabe mehrerer in dem spätern Prozeß als Zeugen auftretenden Edelleute, aus 6000 Reitern und 40 000 Mann Fußvolk bestand. Aber auch Minckwitz war nicht müßig. Er suchte nicht bloß

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