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Delphi Saemtliche Werke von Theodor Fontane (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Saemtliche Werke von Theodor Fontane (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Saemtliche Werke von Theodor Fontane (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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ausbleiben, daß ihm der Haß aller rechtschaffenen Leute zuteil wurde, wozu sich alsbald der Niedergang in seiner Wirtschaft und Haushaltung und zuletzt der vollkommenste Bankrutt gesellte, so daß er Siethen unter den kümmerlichsten Umständen aufgeben mußte. Zurück läßt er eine seit Jahren kranke Frau samt einer Tochter, so ihrem Vater ähnlich ist. Vor einigen Jahren zeugete er mit einigen Mägden in seinem Hause noch einige Kinder und ergab sich endlich dem Trunke zur Stärkung und Erfrischung seines Leibes und Gemütscharakters.
    1779 am 23. Januar starb in Siethen, wohin sie zurückgekehrt war, Frau Sophie Margareta, verwitwete von Schlabrendorf, des Vorgenannten Ehefrau, sechsundfünfzig Jahre alt, an einer vieljährigen Schwindsucht und in der armseligsten Verfassung. Sie war eine Tochter des Herrn Christian Julius von Bülow aus dem Hause Lüchfeld in der Grafschaft Ruppin.
    Nachschrift . Einige Jahre nach ihr starb auch, und zwar ebenfalls zu Siethen, der letzteren Bruder, Karl Christoph Friedrich von Bülow aus dem Hause Lüchfeld. Er war in früheren Jahren, als bei seinem Schwager und seiner Schwester noch Wohlleben war, ein Nimrod, ein gewaltiger Jäger vor dem Herrn, gewesen. Und es beweiset solches noch der siethensche Turmknopf, den er mit der Kugelbüchse vielmals durchschossen hat und an dem die Löcher noch sichtbar sind. Er war geboren den 23. November 1711, besaß einen dauerhaften Körper, wurde vor einigen Jahren blind und wohnte zuletzt arm und elend in einem Tagelöhnerhause. Starb an Entkräftung.
    1783 am 1. Mai starb zu Potsdam die hochwohlgeborene Frau und Witwe Henriette Helene Albertine von Schlabrendorf aus dem Hause Gröben, verwitwete Quintus Icilius, an einem Friesel und zwölftägigem Lager und ward am 3. selbigen Monats in der Gruft ihres seligen Gemahls, unter dem Kirchenstuhle der Predigersfrau, früh um vier Uhr beigesetzt. Aetate sechsunddreißig Jahr.
    1784 am 21. Januar starb in Siethen die Witwe Maria Katharina Schumann, geborne Ebel, aus Blankensee, geboren den 10. Januar 1681. Brachte dergestalt ihr Leben auf 103 Jahr.
    1785 am 11. Dezember starb die verwitwete Maria Elisabeth Spiegel. Sie war vordem das Sündeninstrument des verstorbenen von Schlabrendorf zu Siethen, der im Alter noch Christum verwarf. Starb elend.
    1786 ist wieder der Gröbner See mit seinem Eis nicht sicher gewesen; aber der Siethner ist über und über unsicher, weil er voll warmer Quellen ist. Seit meinem neunzehnjährigen Hiersein sind nunmehr zehn Personen im Wasser verunglückt.
    1786 am 28. April wurde des Hirten Frau zu Siethen, Maria Dorothea Ebel, glücklich entbunden. Die Mutter der Frau rief aber: ›Was hast du für ein Kind zur Welt gebracht!‹ Auf welchen Zuruf die junge Mutter sofort vom Schlag gerührt wurde. Das Kind selbst war gesund und wohlgebildet.«
    II
     
    Gröben und Siethen
     
    unter den neuen Schlabrendorfs
     
    Die vorstehenden Auszüge schließen mit dem Jahre 1786.
    In ebendiesem Jahre war auch Gröben – wie Siethen schon acht Jahre früher – der alten Schlabrendorfschen Linie verlorengegangen, aber nur um im Gegensatze zu Siethen, das auf Jahrzehnte hin der Familie verloren blieb , unmittelbar auf eine andere, jüngere Linie der Schlabrendorfs überzugehen.
    Eine Klarstellung dieser Punkte fordert einen kleinen genealogischen Exkurs.
    Zu Beginn des achtzehnten Jahrhunderts hatten die gröbenschen Schlabrendorfs, die bis dahin, den Bischof abgerechnet, in unsrer Landesgeschichte von nicht sonderlicher Bedeutung gewesen waren, einen Aufschwung genommen, und zwar in dem Brüderpaare Gustav Albrecht von Schlabrendorf und Ernst Wilhelm von Schlabrendorf.
    Des ersteren (Gustav Albrecht) ist in vorstehendem bereits ausführlich Erwähnung geschehen. Er war, um in Kürze zu rekapitulieren, einer der Helden des Siebenjährigen Krieges, kommandierte bei Zorndorf das alt-Platensche Dragonerregiment und wurde später Generalmajor und Chef der zu Breslau garnisonierenden Kürassiere. Nach seinem 1765 erfolgten Ableben ward er nach Gröben übergeführt und in der Kirche daselbst in unmittelbarer Nähe des Altars beigesetzt. Es würde nun dem einen oder andern seiner überlebenden drei Söhne zugestanden haben, auf dem alten Familiengute sich niederzulassen, alle drei jedoch zogen den Dienst und ihre städtischen Garnisonen einem Gröbner Aufenthalte vor und einigten sich unschwer darin, ein ihnen aus mehr als einem Grunde wenig begehrenswert erscheinendes Besitztum

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