Delphi Saemtliche Werke von Theodor Fontane (Illustrierte) (German Edition)
Mulisch, die schon mehrere Kinder außer der Ehe gehabt, von mir getraut worden. Und dieser ›Schandsack‹ hat sich in einem Kranze zur Kirche führen lassen.
1674 am 18. Dezember ist Ursula Lehmann enthauptet worden, weil sie das mit ihrem Schwager erzeugte Kind ins Wasser geworfen.
1675 am 3. August ist Andreas Fritze, Weinmeister hierselbst, begraben worden, der ein heftiges Gewächs gehabt hat, eines Viertels vom Scheffel groß, so ihm hinten am Halse gehangen. Ist aber doch vierundachtzig Jahr alt geworden.
1679 am 27. März sind auf unserer Feldmark zwei Soldaten begraben worden, welche den Tag vorher mit ihrer Compagnie hier einquartiert gewesen. Sie konnten keine Särrker (Särge) bekommen, weil ihnen ihre Kameraden nichts gelassen hatten als alte Lumpen, welche denn auch ihr Sterbekleid bleiben mußten.
1697. In
diesem Jahr ist der moskowitische Zar Peter bei Seiner Kurfürstlichen Durchlaucht gewesen.
1717. Hoc anno celebratum est iubilaeum evangelico-Lutheranum. Matthäus 22, 5.
1726 wurde wieder eine Kindesmörderin hingerichtet.
1727 starb Felician Clar, der vierzig Jahr in Gröben Pastor gewesen.
1729 wurde Botho Müller wegen Gotteslästerung durch den Henker ausgepeitscht und nach Spandau kondemniert.
1738 am 15. April ist Marie Elisabeth – Christoph Penselins, gewesenen Kastellans zu Rheinsberg, Witwe – hier angekommen und hat einen Sohn zur Welt gebracht. Vater soll sein Georg Ludwig Schreiber, Gärtnergesell in Rheinsberg.
1738 am 21. November wurde dem Andreas Fausten ein Söhnlein geboren. Das Kind hatte an seiner Nasenspitze ein Gewächs, und von der Oberlippe war fast nichts zu sehen. Ingleichen hatte es an jedem kleinen Finger einen Zipfel. Notabene. Der Mann hatte seine Frau mit dem Knecht beschuldigt, worauf diese gesaget: ›Wenn das wahr ist, so gebe Gott ein Zeichen an dem Kinde.‹ Drei Stunden nach der Geburt ist es verstorben.
1741 am 10. April hat Herr Johann Christian von Schlabrendorf, königlich preußischer Lieutenant, in der an diesem Tag um ein Uhr nachmittags zwischen Brieg und dem Dorfe Mollwitz vorgefallenen scharfen Aktion, durch einen Musketenschuß, so ihn durch den Kopf getroffen, das Ende seines Lebens gefunden, nachdem er sein Alter gebracht auf neunundzwanzig Jahr und vier Monat.
1743 am 12. November hat sich Gustav Albrecht von Schlabrendorf, Erb- und Gerichtsherr auf Gröben und königlich preußischer Hauptmann im Dragonerregiment des Herrn Generalmajors von Roell, zu Tilsit in Preußen vermählt, und zwar mit Fräulein Christiane Amalie Ernestine von Roell, Tochter obengenannten Generalmajors.«
Auf den nächsten Blättern erfolgt nun die Registrierung der Kinder, die dem Hauptmann Gustav Albrecht von Schlabrendorf aus dieser seiner Ehe geboren wurden. Alle diese Geburten und Taufen fanden in Tilsit und Insterburg statt, wo das Roellsche Dragonerregiment in Garnison lag, aber das Gröbener Kirchenbuch ermangelte nicht, auch seinerseits darüber zu berichten und sogar die jedesmaligen Paten aufzuführen: den König, Prinz Heinrich, Prinz Ferdinand, Prinz Ferdinand von Braunschweig usw. Aus ebendiesen Aufzeichnungen erfahren wir auch von dem jeweiligen Avancement Gustav Albrechts von Schlabrendorf. Im Beginn des Siebenjährigen Krieges war er Obristlieutenant, ritt mit in der berühmten Attacke bei Zorndorf und empfing überhaupt dreiundzwanzig Wunden. Er starb später als General in Breslau. Bei Gelegenheit seines Todes komme ich auf ihn zurück.
»1751 am 31. März ist Eva Pipers uneheliches Kind getauft worden. Der Vater ist Martin Meene, ein lausiger junger Flegel.
1752 am 25. Julius ist die Christiane Mirtzen, ein Schandsack, mit Zwillingen niedergekommen. Der Vater ist der Schäferknecht Michel Pohlmann, ein Erz-Ehebrecher. Gleich zu gleich gesellt sich gern.
1754. In
diesem Jahre, das heißt in der Zeit vom dreiundzwanzigsten Sonntage nach Trinitatis 1753 bis Ostern 1754, hat die Viehseuche hier so gewütet, daß alles Vieh, jung und alt, hingefallen und keiner was behalten, ausgenommen der Prediger drei Stück und der Küster fünf Kühe. In der ganzen Zeit ist dieser Ort eingesperrt worden.
1755. In
diesem Jahre hat allhier, wegen des überhandgenommenen großen Wassers, kein Heu können gemäht werden, und sind aus ebendieser Ursach auch beide Ernten gar schlecht ausgefallen.
1755 am 21. Juni war ein entsetzliches Unwetter mit Feuerschaden, und nur das große Wohnhaus des adligen Hofes ist gerettet worden.
1757 am 29. Dezember
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